Sean King 03 - Im Takt des Todes
geräumig und luxuriös und bot Platz für vierzehn Insassen einschließlich Pilot und Copilot. Auch verfügte das Flugzeug über die modernsten Navigations- und Funkanlagen, versicherte Champ seinem Fuggast.
»Nehmen Sie viele Leute mit nach oben?«, fragte Michelle.
»Ich bin gern allein«, antwortete Champ, fügte aber rasch hinzu: »Ich kann hier gut nachdenken.«
Michelle drehte sich zu den leeren Passagiersitzen um. »Dann ist das alles ja reine Platzverschwendung.«
»Wer weiß. Wenn alles gut läuft, werde ich mir vielleicht meinen eigenen Jet kaufen können.«
»Sie kommen mir gar nicht so materialistisch vor.«
Er zuckte mit den Schultern. »Bin ich eigentlich auch nicht. Ich bin in die Wissenschaft gegangen, weil es mir Spaß gemacht hat, Dinge zu enträtseln. Aber es wird immer komplizierter, und damit meine ich nicht die Wissenschaft …« Er verstummte.
»Kommen Sie schon, Champ. Reden Sie mit mir.«
Champ schaute aus dem Fenster. »Quantencomputer können sehr viel Gutes bewirken, aber auch Schreckliches anrichten.«
»Der Mann, der die Atombombe erfunden hat, hat sich bestimmt die gleichen Gedanken gemacht«, bemerkte Michelle.
Champ schauderte. »Können wir bitte das Thema wechseln?«
»Okay. Zeigen Sie mir ein bisschen von dem, was die Kiste kann.«
Champ ließ den Jet einen steilen Aufstieg machen – ein Manöver, das die Maschine spielend bewältigte. Anschließend lenkte Champ die Cessna durch mehrere kontrollierte Sturzflüge, flog enge Kurven und machte sogar eine Fassrolle. Nichts davon machte Michelle etwas aus. Sie war schon so ziemlich mit allem geflogen, was zwei Flügel hatte, und das unter den widrigsten Umständen.
Champ deutete zum Fenster hinaus. »Das berüchtigte Camp Peary. Näher können wir nicht heran, ohne abgeschossen zu werden.«
»Können wir denn wenigstens ein wenig niedriger gehen?«
Champ ließ die Maschine auf zweitausend Fuß sinken und wendete zu einem erneuten Vorbeiflug. Michelle konzentrierte sich auf die Topografie und prägte sich so viele Details ein, wie sie konnte. »Und näher können wir wirklich nicht heran?«
»Das hängt davon ab, wie risikofreudig Sie sind.«
»Ziemlich. Im Gegensatz zu Ihnen, nehme ich an.«
»Komisch, seit ich Sie kennen gelernt habe, hat sich das geändert.«
Er zog den Steuerknüppel nach links und verringerte die Geschwindigkeit. Die Maschine flog auf geradem Kurs fast genau den Lauf des York River entlang.
»Das ist jetzt wirklich so nah, wie wir rankommen können, ohne eine Rakete abzubekommen«, sagte er.
Michelle sah die Anlegestelle, von der aus Ian Whitfield vermutlich mit seinem Sturmboot abgelegt hatte. Daneben schienen die Bunker zu sein, die Sean ihr auf dem Satellitenbild gezeigt hatte. Aus der Luft sahen sie wie eine Reihe von Betonwürfeln aus. Im Norden lag der tote Arm des York, der Camp Peary in zwei Teile zu schneiden schien. Als Nächstes wanderte Michelles Blick über die alten Viertel, die South Freeman beschrieben hatte. Im Süden von Camp Peary wiederum lag das Versorgungszentrum der Navy mitsamt dem dazugehörigen Waffenlager.
»Die Bundesregierung hat dieses Areal so ziemlich abgeriegelt«, bemerkte sie.
»Ja.« Champ flog nach rechts, ostwärts über den York, wobei er eine konstante Höhe von zweitausend Fuß hielt und einige der malerischsten Landschaften überquerte, die Michelle je gesehen hatte.
»Das ist wunderschön.«
»Ja, das ist es«, sagte Champ und starrte sie an. Dann wandte er sich abrupt ab.
»Kommen Sie schon, Champ. Das Mädchen ist diejenige, die erröten muss.«
Er schaute wieder zum Fenster hinaus. »Ich habe Monk auch einmal mit hoch genommen.«
»Wirklich? Wollte er etwas Bestimmtes sehen?«
»Eigentlich nicht. Obwohl er ziemlich tief über den Fluss fliegen wollte.«
Um Camp Peary auszukundschaften, ging es Michelle durch den Kopf. Genau wie ich.
»Äh … würden Sie gerne mal das Steuer übernehmen?«
Michelle nahm den Steuerknüppel vor sich und lenkte zuerst nach links, dann nach rechts. »Können wir ein wenig steigen?«
»Sie können bis auf achttausend Fuß rauf. Aber bitte langsam.« Michelle zog die Flugzeugnase hoch und ging bei achttausend Fuß wieder in den Horizontalflug über.
»Wie wäre es mit einem kontrollierten Sturzflug?«, fragte sie. »So wie Sie vorhin?«
Champ wirkte ein wenig nervös. »Oh … sicher … okay.«
Michelle drückte den Steuerknüppel nach vorne, und die Nase des Flugzeugs senkte sich. Dann drückte sie die
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