Sean King 03 - Im Takt des Todes
Sean sie auf einen kleinen Umweg zu South Freeman. Arch, Virginia, lag nicht am Fluss; deshalb mussten sie das Boot an einem alten Pier festmachen und gut eine halbe Meile landeinwärts gehen. Sean benutzte Michelles Handy, um ihren Besuch anzukündigen, und obwohl es schon spät war, saß South mit seiner üblichen Zigarette zwischen den Lippen am Tisch, während seine Hände über die Tastatur flogen. »Mädchen aus Babbage Town verschwunden. Das ist das Thema in der ganzen Gegend hier. Was für eine Story! Und besser noch: Es ist Monk Turings kleine Tochter. Ich muss ein Extrablatt rausbringen. Bitte, machen Sie mir die Freude, und sagen Sie mir, dass die Spione auf der anderen Seite was damit zu tun haben.«
»Das hat etwas mit einem kleinen Mädchen zu tun, das tot sein könnte«, sagte Michelle in scharfem Ton. »Denken Journalisten wie Sie auch nur eine Sekunde darüber nach?«
Freeman hörte auf zu tippen, wirbelte in seinem Stuhl herum und funkelte Michelle an. »Hey, ich habe nichts gegen das Kind, und ich bete, dass sie gesund und munter gefunden wird und dass man die Kerle, die das getan haben, hinter Gitter bringt. Aber Nachricht ist Nachricht.«
Michelle wandte sich angewidert ab.
Sean sagte: »South, gab es je Gerüchte, dass sich etwas Wertvolles in Camp Peary befindet? Damals im Zweiten Weltkrieg, als die Navy dort noch das Sagen hatte.«
»Wertvoll? Nee, kann mich nicht daran erinnern. Abgesehen von den alten Städten und den CIA -Anlagen gibt es dort nur Wald und ein paar Teiche. Warum?«
Sean schaute enttäuscht drein. »Ich hatte gehofft, Sie würden mir von irgendeinem vergrabenen Schatz erzählen, von einem gesunkenen Schiff oder so.«
Freeman lächelte leicht. »Nun, da gibt es in der Tat eine Legende, aber das ist alles Unsinn. Glauben Sie mir.«
»Erzählen Sie es uns trotzdem, South«, forderte Horatio ihn auf.
»Warum? Falls es tatsächlich einen solchen Schatz in Camp Peary gibt, kommen Sie mit Sicherheit nicht an ihn ran.«
»Tun Sie uns den Gefallen«, sagte Sean.
Freeman lehnte sich auf dem Stuhl zurück und machte es sich für die Geschichte bequem. »Wohlan, das führt uns in die Kolonialzeit zurück.«
»Können Sie nicht einfach auf den Punkt kommen?«, drängte Michelle.
Freeman richtete sich abrupt wieder auf. »Hey, Lady, ich muss Ihnen gar nichts sagen!«
Sean hob beruhigend die Hand. »Lassen Sie sich Zeit, South.« Er setzte sich auf einen Stuhl, Freeman gegenüber, und funkelte Michelle an, die sich widerwillig auf die Schreibtischkante hockte und den alten Journalisten mit steinerner Miene anstarrte.
Freeman schien sich damit zufriedenzugeben, lehnte sich wieder zurück und begann erneut. »Erinnern Sie sich daran, wie ich Ihnen von Lord Dunmore erzählt habe?«
»Dem letzten königlichen Gouverneur von Virginia, ja«, sagte Sean.
»Nun, in den hiesigen Legenden heißt es, die Briten hätten Tonnen von Gold geschickt, um den Krieg hier zu finanzieren. Sie wollten Spione damit bezahlen sowie die deutschen Söldner, die sie angeheuert hatten, und sie wollten die Bevölkerung damit auf ihre Seite ziehen. Außerdem sollte Dunmore mit dem Geld die Indianer gegen die Siedler aufstacheln, damit die an zwei Fronten kämpfen mussten. Heutzutage wissen das nur die wenigsten, aber damals waren viele Leute unentschieden, welche Seite sie unterstützen sollten. Größtenteils entschieden sie danach, wer gerade eine Schlacht gewonnen hatte oder wer in ihrem Hinterhof stand. Daher hätte dieses angebliche Gold eine Menge Schaden anrichten können.«
»Aber Dunmore war in Williamsburg«, sagte Sean.
»Von wo ihn die Kolonialtruppen vertrieben haben«, konterte Freeman. »Er musste zu seinem Jagdsitz fliehen, Porto Bello, eben jenem Haus, das heute auf der Liste der nationalen Denkmäler steht. Es liegt fast genau in der Mitte von Camp Peary.« Freeman stand auf und deutete auf eine Karte. »Ungefähr hier.« Er setzte sich wieder.
»Falls das Gold nach Porto Bello gelangt sein sollte, was könnte damit geschehen sein?«, fragte Sean und begann, auf und ab zu laufen.
»Wer weiß? Aber es ist nicht dorthin gelangt, weil es nie existiert hat.«
»Sind Sie sicher?«, fragte Sean.
»Seien wird doch mal realistisch. Falls diese Schatz in Camp Peary wäre, hätte irgendjemand ihn längst gefunden und es irgendwem gesagt. So was kann man nicht lange geheim halten.«
»Und wenn ihn tatsächlich noch niemand gefunden hat?«, erwiderte Sean.
»Ich bezweifle, dass Dunmore klug
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