Sean King 03 - Im Takt des Todes
»Ihr Blödmänner … Ich bin derjenige, der verletzt ist. Ich brauche einen Arzt. Sie hat mich angegriffen …«
»Das ist mein Zimmer. Er kam mit dem Bleirohr herein. Es ist voll mit seinen Fingerabdrücken«, sagte Michelle. »Er hat versucht, sich an mir zu rächen, weil ich seinen kleinen Drogenhandel mit dem Apotheker habe platzen lassen. Ich nehme an, die beiden haben die Listen im Computer gefälscht, damit es nicht auffliegt, und unser Barry hat das Zeug dann an die Straßenhändler verscherbelt, indem er Päckchen unter den Namen von Patienten aus der geschlossenen Abteilung verschickt hat.« Sie schaute auf den besiegten Mann hinunter. »Wie Sie sehen, hat sein Plan nicht so richtig funktioniert.«
Die Cops zerrten Barry unsanft auf die Beine, trotz seiner Proteste wegen seiner Verletzungen. Dann legten sie ihm Handschellen an und lasen ihm seine Rechte vor.
»Wir werden Ihre Aussage brauchen, Ma’am«, sagte einer der Cops.
»Ich freue mich schon darauf.«
Die Männer steckten ihre Waffen weg und wollten Barry gerade aus dem Zimmer zerren, als mit einem Mal alle erstarrten. Sandy stand mit ihrem Rollstuhl in der Tür, doch alle Blicke richteten sich nicht auf die Frau, sondern auf die Pistole, die sie in der Hand hielt.
34.
D ie Hand eines Cops zuckte zur Waffe an seiner Seite, doch Sandy rief: »Lass das!« Sie packte ihre Pistole mit beiden Händen. »Lass das«, wiederholte sie. »Ich will dir nicht wehtun, nur ihm da«, fügte sie hinzu und richtete die Waffe auf Barry.
Sandy fixierte ihn mit starrem Blick. »Du erkennst mich nicht, nicht wahr? Wie auch? Du warst an dem Tag ja nicht gekommen, um mich zu töten, sondern den Trauzeugen. Aber du hast dein Ziel verfehlt und stattdessen den Bräutigam getötet – meinen Mann.«
Barry sog scharf die Luft ein. Sandys Lächeln wurde noch breiter. »Ah, jetzt dämmert es dir langsam.« Sie schüttelte den Kopf. »Was für ein miserabler Schütze du warst. Du hast meinen Mann getötet, mich zum Krüppel gemacht und dein Ziel verfehlt. Deine Bosse waren bestimmt ganz schön sauer auf dich.«
Michelle trat vor. Sofort richtete Sandy die Pistole auf sie.
»Michelle«, sagte sie, »spiel hier nicht die Heldin. Ich will dir wirklich nicht wehtun … es sei denn, du versuchst mich davon abzuhalten, diesem Stück Scheiße zu geben, was es verdient.«
»Lass es bleiben, Sandy. Der Kerl ist wegen Drogenhandels festgenommen. Er wird für lange Zeit weggesperrt.«
»Nein, wird er nicht.«
»Wir haben Beweise, Sandy. Er ist überführt.«
»Er ist in einem Zeugenschutzprogramm. Sie werden es vertuschen, wie sie es bis jetzt immer vertuscht haben.«
Michelle drehte sich zu Barry um, dann wieder zu Sandy. »Zeugenschutz?«
»Er hat seine Bosse beim Mob verpfiffen. Und er wurde nicht dafür bestraft, dass er meinen Mann umgebracht hat. Er hat dafür nicht eine Minute im Knast gesessen. Die Cops haben immer in die andere Richtung geschaut, weil er geholfen hat, eine bedeutende Mafia-Familie zu zerschlagen. Und sie werden auch jetzt wieder in die andere Richtung schauen. Stimmt’s, Barry? Oder soll ich dich lieber bei deinem richtigen Namen nennen – Anthony Bender?«
Barry lächelte und sagte: »Ich weiß nicht, wovon du redest, und wenn du versuchen solltest, mich zu erschießen, erwischt es dich auch.«
»Glaubst du, das würde mich kümmern? Du hast mir das Einzige genommen, was mir je etwas bedeutet hat!«
»Da bin ich aber furchtbar traurig, kleine Miss Krüppel.«
»Halt’s Maul!«, schrie Sandy, und ihr Finger spannte sich um den Abzug. Die Blicke der Cops waren fest auf Sandys Waffe gerichtet. Michelle fühlte es, drehte sich um und sagte stumm etwas zu ihnen, indem sie nur die Lippen bewegte. Dann trat sie zwischen Barry und Sandy.
»Sandy, gib mir die Waffe. Diesmal geht er ins Gefängnis. Dafür werde ich sorgen.«
»Sicher.« Barry lachte.
Michelle wirbelte herum. »Halt’s Maul, du Idiot!« Sie drehte sich wieder zu Sandy um. »Er wird ins Gefängnis gehen. Ich schwöre es. Und jetzt gib mir die Waffe.«
»Geh aus dem Weg, Michelle. Ich habe Jahre damit verbracht, diesen Bastard aufzuspüren, und jetzt werde ich die Sache zu Ende bringen.«
»Er hat dir deinen Mann und deine Beine genommen. Lass ihn dir nicht auch noch den Rest deines Lebens nehmen.«
»Was für ein Leben denn? Nennst du das etwa Leben?«
»Du kannst anderen Menschen helfen, Sandy. Das ist unendlich viel wert.«
»Ich kann mir ja noch nicht einmal selbst helfen.
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