Sean King 03 - Im Takt des Todes
achtundzwanzig?«
»Könnte sein, ja.«
Tief in Gedanken lehnte Horatio sich zurück. Schließlich stand er auf und zückte seine Brieftasche. Hazel hob sofort die Hand.
»Geben Sie Lindy das Geld. Tun Sie das nicht, wird Sie Ihnen das Leben zur Hölle machen.«
Doch Horatio holte kein Geld aus seiner Brieftasche, sondern eine Visitenkarte. Er schrieb etwas auf die Rückseite und gab die Karte dann der alten Frau. »Das sind Name und Telefonnummer einer Frau aus dieser Gegend. Diese Frau wird Sie in ein wesentlich besseres Heim bringen als das hier. Geben Sie mir einen Tag, um alles zu arrangieren, und rufen Sie dann an.«
»Ich habe kein Geld für ein besseres Heim.«
»Es geht nicht darum, wie viel Geld Sie haben, Hazel, sondern darum, wen Sie kennen. In dem Heim, von dem ich rede, gibt es Kurse und Veranstaltungen zu den verschiedensten Themen, einschließlich Medizin, falls Sie noch immer Interesse daran haben.«
Die alte Frau nahm die Karte. »Ich danke Ihnen«, sagte sie.
Als Horatio sich zum Gehen wandte, fügte sie hinzu: »Wenn Sie Michelle sehen, bestellen Sie ihr bitte schöne Grüße von mir. Und sagen Sie ihr, dass ich stolz auf sie bin.«
»Wird gemacht.«
Horatio ging den Gang hinunter zu Lindy, die mit einem bulligen Pfleger flirtete, bezahlte die mürrische Frau und floh aus diesem staatlichen Höllenloch.
Als er wieder in seinen Wagen stieg, fragte er sich, ob es möglich war, dass eine verschwundene Rosenhecke fast drei Jahrzehnte später Michelle Maxwells Leben zerstörte.
33.
A m nächsten Morgen trainierte Michelle im Fitnessraum, stritt sich mit einer Krankenschwester wegen Horatio Barnes, der sich unerlaubt von der Truppe entfernt habe, und ging in ihr Zimmer zurück, wo sie Cheryl den Strohhalm aus dem Mund riss, nachdem die Frau sechsmal in Folge laut geschlürft hatte.
Dann hörte sie schnelle Schritte in ihre Richtung kommen, und sie wusste, dass nun der Augenblick der Entscheidung gekommen war. Sie packte die laut protestierende Cheryl und stieß sie ins Badezimmer. »Komm ja nicht raus, ehe du nicht jemanden auf den Boden aufschlagen hörst!«, schrie sie der Frau hinterher. Diese Bemerkung brachte die kreischende Cheryl tatsächlich zum Schweigen.
Michelle warf die Badezimmertür zu, drehte sich um und straffte die Schultern.
Die Zimmertür wurde aufgetreten – und da stand Barry, ein Metallrohr in der Hand.
»Du dreckige Schlampe!«, rief er wutentbrannt.
»Drogendealer!«, schrie Michelle in spöttischem Zorn zurück und lachte. »Lass mich raten. Heute Morgen haben sie deinen Partner hopsgenommen, und jetzt sind sie hinter dir her.«
»Verdammtes Miststück!«, brüllte er.
Michelle winkte ihm. »Komm und hol mich, Barrybaby. Ich weiß, dass du es willst. Und nachdem du mir in den Hintern getreten hast, kannst du deinen Spaß mit mir haben.«
Brüllend sprang er vor, riss das Rohr zum tödlichen Schlag nach oben …
… und flog genauso schnell wieder zur Tür, als Michelles Fuß ihn ins Gesicht traf. Sie wartete gar nicht erst, bis er sich erholt hatte, sondern drosch ihm die Faust in die Magengrube; dann wirbelte sie herum und versetzte ihm einen Tritt gegen den Kiefer, der ihn rückwärts über Cheryls Bett warf. Stöhnend rappelte Barry sich auf, benommen von der Wucht ihrer Schläge und Tritte. Er warf das Rohr nach Michelle und verfehlte ihren Kopf nur um drei, vier Zentimeter, als sie sich duckte. Dann schnappte er sich einen Stuhl und schleuderte auch den, doch Michelle war zu flink. Barry sprang über das Bett auf sie zu, war aber viel zu langsam und fing sich einen wuchtigen Tritt in die Nieren ein, der ihn all seiner Kraft zu berauben schien.
Stöhnend sank Barry auf die Knie. Sicherheitshalber hämmerte Michelle ihm den Ellbogen auf den Hinterkopf. Der Rammstoß schleuderte Barry flach auf den Boden.
»Ich warte, Barry. Wenn du das hier zu Ende bringen willst, solltest du dich beeilen. Die Cops werden bald hier sein.«
»Verdammte Schlampe …«, stöhnte Barry schwach.
»Du wiederholst dich. Fällt dir nichts Neues ein?«
Barry versuchte aufzustehen, und Michelle bereitete sich schon auf den Knockoutschlag vor, als zwei Cops mit gezogenen Waffen in der Tür erschienen.
Michelle deutete auf Barry. »Das ist der Kerl, den Sie suchen. Ich bin Michelle Maxwell, die Detective Richards gestern den Tipp gegeben hat.«
Einer der Cops schaute sich in dem verwüsteten Zimmer um und fragte: »Alles in Ordnung, Ma’am?«
Barry stöhnte vom Boden:
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