Sean King 03 - Im Takt des Todes
waren. Sie sind in einem kleinen Boot hinausgefahren, haben Bier getrunken und ihre Köder ausgeworfen, ohne wirklich etwas fangen zu wollen.«
»Und?«
»Und Monk hat zu Camp Peary hinübergeschaut und sinngemäß gesagt: ›Es ist wirklich eine Ironie, dass sie die größten Sammler von Geheimnissen auf der ganzen Welt sind.‹«
»Was hat er damit gemeint?«, hakte Michelle nach.
»Als Rivest ihn danach gefragt hat, hat Monk geschwiegen.«
»Ich sehe nicht, wie uns das weiterhelfen soll.«
»Ich habe Monk Turing nie kennen gelernt, aber ich glaube nicht, dass er so etwas ohne guten Grund gesagt hätte. Komm.«
»Wohin?«
»Erinnerst du dich, dass ich dir gesagt habe, es gäbe nur ein paar Artikel über Camp Peary im Internet?«
»Ja. Und?«
»Nun, zwei von ihnen stammen von einem Kerl mit Namen South Freeman, der hier in der Nähe in einer kleinen Stadt mit Namen Arch lebt. Er ist der Herausgeber des hiesigen Lokalblättchens und zugleich der hiesige Heimathistoriker. Falls es jemanden gibt, der uns Informationen über Camp Peary liefern kann, dann er.«
Michelle schlug sich auf den Schenkel und stand auf. »South Freeman? Monk Turing? Champ Pollion? Was, zum Teufel, hat es mit diesen verrückten Namen auf sich?«
47.
A rch war eine Stadt mit nur ein paar Straßen, einer einzigen Ampel, ein paar Tante-Emma-Läden und einer stillgelegten Bahnstrecke, die quer über die Hauptstraße verlief. Die Magruder Gazette war in einem alten, einstöckigen Backsteinhaus untergebracht. Auf einem weiteren verrosteten Schild stand zu lesen, dass der örtliche Geschichtsverein im selben Gebäude zu finden war.
»Wenn der Ort Arch heißt, warum heißt die Zeitung dann nicht Arch Gazette? «, fragte Michelle, als sie aus dem Toyota stiegen.
»Ich hab da einen Verdacht, aber das können wir den alten South auch selbst fragen«, erwiderte Sean geheimnisvoll.
Sie gingen hinein und wurden von einem großen schwarzen Mann Mitte sechzig empfangen. Der Mann war schlank, beinahe schon dürr, und hatte ein hageres Gesicht mit einem weißgrauen Bart, aus dem eine glühende Zigarette ragte.
Er schüttelte seinen Besuchern die Hände. »South Freeman«, stellte er sich vor. »Wir haben telefoniert. Sie wollen also etwas über die Geschichte dieser Gegend wissen, ja? Dann sind Sie hier verdammt richtig.«
Sean nickte, und South führte sie zu einem kleinen Raum, der ihm als Büro diente. Graue Aktenschränke aus Blech standen an der Wand; dazwischen drängten sich mehrere alte Schreibtische. Auf einem stand ein nagelneuer Computer. Wo noch freier Platz an den Wänden war, hingen Fotos der Gegend einschließlich einer Satellitenaufnahme von Camp Peary, wie Sean erkannte. Auf einem Schild darüber stand zu lesen: Die Hölle auf Erden.
Sean deutete auf das Bild. »Wie ich sehe, sind Sie ein großer Fan des ersten Geheimdienstes dieses Landes.«
South schaute zu dem Foto und zuckte mit den Schultern. »Die Regierung hat meinen Eltern das Heim genommen und uns alle rausgeworfen. Wie sollte ich mich da wohl fühlen?«
»Das war dann aber die Navy und nicht die CIA «, korrigierte ihn Sean.
»Navy, Army, CIA … Ich ziehe es vor, sie gemeinhin als das Reich des Bösen zu betrachten.«
»Ich habe Ihre Artikel über Camp Peary gelesen«, sagte Sean.
»Nun, Sie hatten ja auch keine große Auswahl, nicht wahr?« South drückte seine Zigarette aus und zündete sich sofort eine neue an. Michelle wedelte sich den Rauch aus dem Gesicht.
Mit einem Blick auf Michelle fragte Sean den alten Mann: »Dann haben Sie also in Magruder gewohnt, ja? Das habe ich Ihrem Artikel entnommen.«
Freeman nickte. »Das stimmt. Es gab zwei Städte auf dem Gebiet, das heute Camp Peary heißt: Bigler’s Mill und Magruder – da bin ich geboren. Jetzt stehen sie auf der Liste der Orte, die aus dem Grundbuch von Virginia verschwunden sind.«
»Darüber gibt es eine Statistik?«, fragte Sean erstaunt.
Zur Antwort deutete Freeman auf eine Liste an seinem Schwarzen Brett. »Sehen Sie selbst. Da stehen alle Countys, Städte und was weiß ich drauf, die entweder miteinander verschmolzen sind, ihre Namen geändert haben oder von der verdammten Regierung gestohlen wurden, wie es Magruder ergangen ist.«
Sean warf einen kurzen Blick auf die Liste. »Wenn ich das in Ihren Artikeln richtig gelesen habe«, sagte er, »stehen die Häuser noch immer dort, sogar ganze Viertel.«
»Das kann ich nicht wirklich bestätigen, weil man solche wie mich da nicht herumlaufen
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