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Sean King 04 - Bis zum letzten Atemzug

Titel: Sean King 04 - Bis zum letzten Atemzug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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Luft und versuchte, sich auf die Wunde zu konzentrieren, die das heiße Metall hinterlassen hatte: ein langer Strich. Jetzt fehlten nur noch drei.
    Quarry öffnete die Flasche Gin auf seinem Schreibtisch und trank. Dann goss er einen Schwall auf die Wunde. Das verbrannte Fleisch schien vom Alkohol noch mehr anzuschwellen. Es sah aus wie ein winziges Gebirge, das vor Jahrmillionen aus den Eingeweiden der Erde emporgequollen war. Der Gin war billig, größtenteils Korn, vermischt mit anderem minderwertigen Fusel, und vor Ort gebrannt. Besseres konnte Quarry sich nicht leisten.
    Quarry hatte den armen Kurt nicht angelogen. Es gab Wahnsinn in seiner Familie. Sein Dad war offensichtlich verrückt gewesen - und dessen Dad auch. Beide Männer hatten ihr Leben in einer staatlichen Irrenanstalt beendet, wo sie ständig irgendwelchen Schwachsinn vor sich hingebrabbelt hatten, den keiner hatte hören wollen. Als Quarry seinen Vater zum letzten Mal sah, hatte der nackt auf dem schmutzigen Boden seines Zimmers gesessen und schlimmer gestunken als ein Plumpsklo im August. Unablässig hatte er auf den »beschissenen Verräter« LBJ und die »gottverdammten Nigger« geschimpft. In diesen Sekunden war Quarry zu dem Schluss gelangt, dass sein Vater nicht verrückt, sondern schlicht und einfach böse war.
    Quarry lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und betrachtete die Flammen im Kamin.
    Ich mag ja ein armseliger Prolet vom Arsch der Welt sein, überlegte er, aber ich werde das durchziehen. Es tut mir leid, Kurt. Tut mir wirklich leid. Aber eines verspreche ich dir: Du bist nicht umsonst gestorben. Keiner von uns wird umsonst sterben.

13.
    S ie fuhren zum Haus von Tucks Schwägerin in Bethesda, Maryland, wo die Kinder untergebracht waren. John und Colleen Dutton standen noch immer unter Schock und wussten nur sehr wenig. Michelle hatte sich mit der siebenjährigen Colleen zusammengesetzt und versucht, etwas aus dem Mädchen herauszubekommen. Colleen erzählte, sie sei in jener Nacht im Bett gewesen. Dann habe sich die Tür geöffnet, doch bevor sie sich habe umdrehen können, habe jemand sie gepackt, und sie habe etwas auf dem Gesicht gespürt.
    »Wie eine Hand oder ein Tuch?«, fragte Michelle.
    »Beides«, antwortete Colleen. Tränen traten ihr in die Augen. Michelle beschloss, nicht nachzuhaken. Man hatte den Kindern ein Beruhigungsmittel verabreicht; dennoch war offensichtlich, wie sehr sie trauerten.
    Der zehnjährige John Dutton hatte ebenfalls in seinem Zimmer geschlafen. Er war aufgewacht, als er neben sich etwas gefühlt hatte. An mehr konnte er sich nicht erinnern.
    »War es ein Geruch?«, fragte Sean. »Ein Geräusch?«
    Der Junge schüttelte den Kopf.
    Keines der beiden Kinder konnte sagen, wo genau Willa sich befunden hatte. John glaubte, sie sei unten bei ihrer Mutter gewesen. Seine kleine Schwester wiederum erinnerte sich, Willa ein paar Minuten vor dem Überfall auf der Treppe gehört zu haben.
    Sean zeigte den Kindern eine Kopie der Zeichen auf dem Körper ihrer Mutter, aber die Kinder wussten nicht, was es zu bedeuten hatte.
    Dann folgten die üblichen Fragen nach Fremden, die sich in der Gegend herumgetrieben hatten, nach seltsamen Briefen oder merkwürdigen Telefonanrufen.
    »Habt ihr eine Ahnung, warum eure Mutter mich sehen wollte? Hat sie mit euch darüber gesprochen?«
    Die beiden Kinder schüttelten die Köpfe.
    »Was ist mit eurem Dad? Hat einer von euch ihn letzte Nacht gesehen?«
    »Daddy war nicht in der Stadt«, sagte Colleen.
    »Aber er ist letzte Nacht zurückgekommen«, bemerkte Michelle.
    »Ich habe ihn nicht gesehen«, sagten John und Colleen wie aus einem Munde.
    Das kleine Mädchen wollte unbedingt wissen, ob sie Willa zurückbekommen würden.
    »Wir tun, was wir können«, versprach Michelle. »Und wir sind ziemlich gut in unserem Job.«
    »Und was jetzt?«, fragte Michelle, als sie von der trauernden Familie wegfuhren.
    »Ich habe eine Nachricht von Jane bekommen. Tuck will uns sehen.«
    »Wir können mit jedem reden. Aber solange wir keinen Zugang zum Tatort und den Beweisen haben, werden wir gar nichts herausbekommen.«
    »Was ist aus deinem Optimismus geworden, Little Miss Sunshine?«
    Michelle blickte in den Innenspiegel. »Das eben gerade hat mich ganz schön mitgenommen. Die Kinder sind völlig fertig.«
    »Ja. Aber es wird ihnen noch schlechter gehen, wenn wir Willa nicht finden.«
***
    Zwei Agenten des Secret Service bewachten Tucks Krankenhauszimmer, doch man hatte sie im Vorfeld über

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