Sean King 04 - Bis zum letzten Atemzug
Silbe. Die Yi-Schrift wurde vornehmlich für religiöse Schriften und Geheimbotschaften verwendet. Die ihr zugrunde liegende Sprache wird von Millionen Menschen in den chinesischen Provinzen Yunnan und Sichuan gesprochen.«
»Dann ist also ein chinesischer Geheimbund mit religiösen Wurzeln und einer seltsamen Sprache für das alles verantwortlich?« Michelle war skeptisch. »Aber die Buchstaben stammen aus dem lateinischen Alphabet, nicht aus dem Chinesischen.«
»Ich versuche ja auch nur, einen Anhaltspunkt zu finden.« Sean wählte eine Nummer und hob die Hand, als Michelle etwas sagen wollte.
»Hallo, Phil. Ich bin's, Sean King ... Ja, ist lange her. Hör mal, ich bin wieder in D. C., und ich hab da mal eine sprachwissenschaftliche Frage. Nein, ich will keine Fremdsprache lernen, ich will nur wissen, ob es eine Sprache ist oder nicht ... Ja, ich weiß, viel Sinn ergibt das nicht. Kennst du zufällig jemanden, der eine Sprache mit Namen Yi kennt? Aus China?«
Michelle trommelte mit den Fingern aufs Lenkrad, während Sean sprach.
»Ja, ich weiß, dass es keine der Hauptsprachen des Landes ist, aber könntest du mal nachhören, ob jemand in deinem Institut sie kennt? Danke. Ich schulde dir was.« Sean gab Phil seine Nummer und legte auf.
Als Michelle ihn fragend anschaute, sagte er: »Das war ein Kumpel von mir, ein Sprachwissenschaftler in Georgetown. Er ruft zurück.«
»Jippie.«
Sean blickte sie verärgert an. »Hast du vielleicht eine bessere Idee?«
Michelle wollte gerade etwas erwidern, als das Handy klingelte. »Ja?« Sean setzte sich auf und schaute aus dem Fenster. »Jetzt? Okay.«
Er legte auf und blickte verwirrt drein.
»Wer war das?«
»FBI Agent Waters. Er hat uns offiziell eingeladen, bei den Ermittlungen mitzuarbeiten.«
Michelle legte den Gang ein. »Wow! Jane Cox legt sich wirklich ins Zeug.«
15.
W aters empfing sie am Eingang. Es war offensichtlich, dass der FBI-Agent an die kurze Leine gelegt worden war, und dass ihm dies gar nicht gefiel. Er ließ Sean und Michelle elastische Überschuhe überziehen und wies sie an, nur dort entlangzugehen, wo auch er ging. Dabei gab er sich große Mühe, höflich zu sein; dennoch klang es wie ein Knurren.
»Es muss angenehm sein, einflussreiche Freunde zu haben«, bemerkte er, als sie die Treppe zu den Schlafzimmern hinaufstiegen, nachdem sie an den Umrissen von Pams Leiche im Wohnzimmer vorbeigekommen waren.
»Sie sollten es auch mal versuchen. Allerdings müssten Sie sich dann der unmöglichen Herausforderung stellen, sich überhaupt Freunde zu machen«, sagte Michelle spitz.
Sean versetzte ihr einen Stoß mit dem Ellbogen, als sie vor der Tür eines der Schlafzimmer stehen blieben. Waters stieß sie auf. Sean und Michelle schauten sich um, gingen aber nicht hinein.
Es war Willas Zimmer. Alles war sauber und ordentlich. Es gab Regale voller Bücher, und auf dem Schreibtisch stand ein Mac-Computer. An einer Wand, die eigentlich eine Schreibtafel war, standen die Worte »Willa-Land«.
»John Dutton vermutet, dass Willa mit ihrer Mutter unten war, als es passiert ist. Aber Colleen hat gesagt, sie habe Willa auf der Treppe gehört«, sagte Sean.
»Uns haben sie das Gleiche gesagt«, erklärte Waters angespannt.
»Und? Haben Sie einen Anhaltspunkt, welche Version stimmt?«
»Falls Willa auf der Treppe angegriffen wurde, haben die Täter zumindest keine Spuren hinterlassen. Womöglich hat Colleen nicht ihre Schwester, sondern die Kidnapper auf der Treppe gehört.«
»Irgendwelche Hinweise auf ein gewaltsames Eindringen?«
»Wir vermuten, dass die Täter durch die Hintertür ins Haus gekommen sind. Sie war nicht verschlossen. Es gibt auch eine Hintertreppe.« Waters deutete nach links. »Da den Flur hinunter.«
»Dann gehen Sie davon aus, dass die Täter das Haus durch die unverschlossene Hintertür betreten und sich dann von Zimmer zu Zimmer vorgearbeitet haben?«, hakte Michelle nach.
»Sie haben erst Colleen betäubt, dann John. Anschließend haben sie Tuck niedergeschlagen, dann Pam getötet und schließlich Willa mitgenommen«, setzte Sean den Gedankengang fort.
»Warum haben sie nicht auch Tuck betäubt? Er hat uns erzählt, er habe die Tür aufgemacht und dann einen Schlag auf den Kopf bekommen.«
»Tuck ist ein großer Mann, kein Kind. Vielleicht wollten sie bei ihm kein Risiko eingehen. Ein Schlag auf den Kopf war da effektiver.«
»Was für eine Droge haben sie benutzt?«, fragte Sean.
»Offenbar handelt es sich um ein weit
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