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Sean King 04 - Bis zum letzten Atemzug

Titel: Sean King 04 - Bis zum letzten Atemzug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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letzten Schrei ausgestoßen und aufgehört zu atmen. Quarry hatte nicht schlecht gestaunt, wie einfach das Sterben war - und wie einfach, dabei zuzuschauen.
    Quarry hatte ein Weilchen gewartet, um sicherzugehen, dass seine Mutter wirklich tot war und nicht bloß eine Ruhepause einlegte, um sogleich wieder zu ihrem Herrn zu schreien. Dann drückte er ihr die Augen zu und faltete ihr die Hände auf der Brust, wie er es im Fernsehen gesehen hatte.
    Quarrys Dad war natürlich mal wieder nicht dabei gewesen. Quarry fand ihn später in jener Nacht betrunken im Bett mit der Frau eines Landarbeiters, der gerade im Krankenhaus lag, weil er mit dem Bein in einen Mähdrescher geraten war. Quarry hatte sich seinen Vater über die Schulter gelegt, hatte ihn aus dem Haus der Frau getragen und zur Atlee-Plantage gefahren. Trotz seiner erst vierzehn Jahre war Quarry schon fast eins achtzig groß und stark, und seit seinem dreizehnten Lebensjahr fuhr er Auto - jedenfalls auf den Feldwegen des ländlichen Alabama der Sechzigerjahre.
    Quarry hatte den alten Wagen in die Scheune gefahren, den Motor abgestellt und sich eine Schaufel geschnappt. Damit hatte er dann ein Grab für seinen Vater ausgehoben, direkt neben der Stelle, wo er jetzt die 45er vergraben hatte. Dann war er in die Scheune zurückgekehrt. Auf dem Weg dorthin dachte er darüber nach, wie er seinen Alten am besten umbringen konnte. Quarry hatte Zugang zu allen Waffen in Atlee, und davon gab es viele, und er konnte mit jeder umgehen. Schließlich aber gelangte Quarry zu dem Schluss, dass ein Schlag auf den Kopf wesentlich leiser war als ein Schuss. Er wollte den alten Ehebrecher zwar umbringen, war aber nicht bereit, sein Leben für dieses Privileg einzutauschen.
    Quarry zog seinen Vater aus dem Wagen und legte ihn mit dem Gesicht nach unten auf den mit Heu bedeckten Scheunenboden. Er wollte den tödlichen Schlag im Genick anbringen, wie bei einem Tier, das man von seinem Leid erlöste. Doch Quarry hatte gerade den Vorschlaghammer gehoben, da setzte sein Vater sich unvermittelt auf.
    »Wa ... Was zum Teufel ist hier los, Junior?«, hatte der Alte gelallt und seinen Sohn mit vom Alkohol vernebelten Augen angestarrt.
    »Nicht viel«, hatte Quarry erwidert, und ihn verließ der Mut. Er mochte so groß sein wie ein Erwachsener, aber er war immer noch ein Junge. Ein Blick seines Daddys reichte, um ihn daran zu erinnern.
    »Ich hab Kohldampf«, lallte sein Vater.
    Quarry hatte sein Mordwerkzeug beiseitegelegt. Er half seinem Alten hoch und stützte ihn auf dem Weg zum Haus. Dort fütterte er ihn und schleppte ihn dann die Treppe hoch. Oben ließ er das Licht ausgeschaltet, zog den Alten aus und legte ihn ins Bett.
    Als er am nächsten Morgen neben seiner kalten, toten Frau aufwachte, konnte Quarry die Schreie bis in den Melkstall hören, wo er Kühe melkte. Quarry hatte so laut gelacht, dass ihm Tränen in die Augen getreten waren.
    Nachdem er die Waffe vergraben hatte, ging Quarry zum Haus zurück. Es war ein schöner Abend. Die Sonne ließ die Ausläufer des Sand Mountain glühen. Alabama, überlegte Quarry, war das schönste Land auf Erden, und die Atlee-Plantage war der schönste Ort in Alabama.
    Quarry ging in sein Arbeitszimmer und zündete ein Feuer im Kamin an, obwohl es tagsüber heiß gewesen war und die Nacht nicht viel kühler zu werden versprach. Bestimmt sammelten sich draußen schon Horden von Moskitos, um sich blutdürstig auf die Schlafenden zu stürzen.
    Blut. Quarry hatte jede Menge Blut in diesen Kühlbeuteln. Er hatte sie im Safe eingeschlossen, in dem sein Großvater wichtige Dokumente verwahrt hatte. Der Safe stand unten im Keller neben dem alten, klapprigen Heizofen, den man in diesem Teil des Landes ohnehin nur selten brauchte. Der Safe hatte ein Zahlenrad, das Quarry als Kind immer so schnell gedreht hatte, wie er konnte, in der Hoffnung, irgendwann würde er schon die richtige Zahlenkombination herausfinden. Natürlich war ihm das nie gelungen. Erst aus dem Testament seines Vaters hatte er die richtige Zahlenfolge erfahren. Danach hatte der schwere Klotz seinen Reiz verloren.
    Das Feuer kam in Gang. Quarry nahm sich einen Schürhaken und stocherte damit in den Flammen. Schließlich setzte er sich auf seinen Stuhl, krempelte einen Ärmel hoch und drückte sich das rot glühende Metall auf die Haut. Er schrie nicht, biss sich aber auf die Unterlippe. Dann ließ er den Schürhaken fallen und schaute auf seinen vor Schmerz pochenden Arm. Er schnappte nach

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