Sean King 04 - Bis zum letzten Atemzug
Seans und Michelles Besuch informiert, und so ließen sie die beiden hinein. Tuck saß im Bett. Er sah benommen aus. An einem Tropf hingen Beutel mit Medikamenten, und ein Schlauch führte zu Tucks Arm.
Sean stellte Michelle vor und legte Tuck die Hand auf die Schulter. »Das mit Pam tut mir sehr leid.«
Tuck rannen Tränen übers Gesicht. »Ich kann's nicht glauben. Ich kann nicht glauben, dass sie nicht mehr da ist.«
»Wir waren gerade bei John und Colleen.«
»Wie geht es ihnen?« Tuck setzte sich besorgt auf.
»Den Umständen entsprechend«, antwortete Sean diplomatisch.
»Und Willa? Gibt es schon was Neues?«
Sean schaute zu Michelle, zog einen Stuhl heran und setzte sich neben das Bett. »Nein. Was kannst du uns über die Nacht erzählen?«
Michelle trat näher. »Lassen Sie sich Zeit.«
Wie sich herausstellte, konnte auch Tuck ihnen nicht viel berichten. Er war im Schlafzimmer gewesen, als er plötzlich einen Schrei gehört hatte. Sofort war er zur Tür gerannt; dann hatte ihn etwas Hartes auf den Kopf getroffen.
»Die Ärzte sagen, ich hätte die Mutter aller Gehirnerschütterungen, werde aber keine bleibenden Schäden davontragen.«
»Um wie viel Uhr ist es passiert?«
»Ich bin nach oben gegangen, um mich umzuziehen. Ich kam von einem Meeting in der Stadt. Es war spät.«
»Wie spät?«
»Kurz nach elf.«
»Wir sind um halb zwölf gekommen«, sagte Sean.
Tuck schaute ihn verwirrt an. »Du warst da?«
Sean nahm sich die Zeit, es Tuck zu erklären. »Von wo bist du gekommen?«
»Aus Jacksonville.«
»Bist du in deinem Mercedes nach Hause gefahren?«
»Ja.«
»Und du bist direkt nach Hause gefahren? Keine Zwischenstopps?«
»Keine. Warum fragst du?«
»Falls jemand dir gefolgt ist, hättest du es möglicherweise bemerkt, wenn du angehalten hättest.«
Tuck schlug die Hand vors Gesicht. »O Gott! Ich kann das nicht glauben.«
»Darf ich fragen, worum es bei dem Meeting ging?«
Tuck nahm die Hand langsam herunter. »Nichts Aufregendes. Du weißt ja, dass ich für die Rüstungsindustrie arbeite. Wir haben ein kleines Büro in Jacksonville. Meine Firma arbeitet als Subunternehmer für das Heimatschutzministerium an einem Projekt zur Abwehr biologischer Angriffe. Wir müssen nur noch ein paar Kleinigkeiten erledigen.«
»Und Sie sind genau zur richtigen Zeit zurückgekommen, um sich den Schädel einschlagen zu lassen«, sagte Michelle.
Tuck sprach langsam. »Man hat mir von Pam erzählt ... wie sie gestorben ist.«
»Wer? Die Polizei?«
»Männer in Anzügen. FBI, haben sie gesagt ... glaube ich. Mein Kopf arbeitet immer noch nicht richtig. Tut mir leid.«
Sean und Michelle stellten Tuck die gleichen Fragen, die sie auch seinen Kindern gestellt hatten, und erhielten die gleichen nutzlosen Antworten.
Tuck lächelte schwach. »Es war ein großartiger Tag für Willa. Sie hat ihren Geburtstag in Camp David feiern dürfen. Wie viele Kinder dürfen das schon?«
»Nicht viele«, pflichtete Michelle ihm bei. »Schade, dass Sie es verpasst haben.«
»Es war das erste Mal, dass ich einen ihrer Geburtstage versäumt habe. Und dann auch noch in Camp David. Da war ich noch nie.«
»Es ist ziemlich ländlich«, sagte Sean. »Die First Lady spielt also eine große Rolle in Willas Leben?«
»Ja ... sofern sie Zeit hat. Manchmal kann ich gar nicht glauben, dass sie mit dem Präsidenten verheiratet ist. Meine Güte, und ich bin sein Schwager!«
»Habt ihr beide euch immer schon nahegestanden?«
»Ja. Ich mag Dan. Ich habe ihn sogar gewählt.« Tuck rang sich ein Lächeln ab, musste dann aber schluchzen. »Ich verstehe nicht, warum jemand so etwas tut, Sean.«
»Da gibt es einen Wink mit dem Zaunpfahl, Tuck«, antwortete Sean.
»Willst du damit sagen, es hat mit Dan und Jane zu tun?«
»Es ist allgemein bekannt, dass ihr zur Familie gehört. Nur seid ihr ein leichteres Ziel.«
»Wenn es so ist, was wollen die Kerle dann? Wenn es um Geld geht - der Präsident kann nicht einfach in die Staatskasse greifen und Lösegeld bezahlen.«
Sean und Michelle sahen einander an, während Tuck vom einen zum anderen blickte. »Ich meine, das geht doch nicht, oder?«
»Konzentrieren wir uns auf die Tatsachen, Tuck. Für Spekulationen bleibt noch genügend Zeit.«
»Wir haben aber keine Zeit, Sean. Was ist mit Willa? Sie haben Willa. Sie könnte ...« Erregt setzte Tuck sich wieder auf.
Sean drückte ihn sanft aufs Bett zurück. »Das FBI tut, was es kann, und das werden wir auch. Aber jetzt müssen erst
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