Sean King 04 - Bis zum letzten Atemzug
mal alle ruhig bleiben und uns sagen, was sie wissen.«
Sean holte die Kopie mit den Zeichen auf Pams Armen hervor.
»Erkennst du das?«
»Nein. Warum?«
»Das FBI hat dich nicht danach gefragt?«
»Nein. Was ist das?«
»Das hat man Pam mit einem schwarzen Marker auf die Arme geschrieben.«
»O Gott. Ist das irgendwas Kultisches?« Tucks Gesichtsausdruck wechselte von Wut zu Entsetzen. »Hat irgendein neuer Charles Manson, der die Regierung hasst, Willa entführt?«
Die Krankenschwester kam herein und sagte streng: »Ich muss Sie jetzt bitten zu gehen. Sie regen ihn offensichtlich auf.«
Michelle wollte protestieren, doch Sean sagte rasch: »Ja, natürlich. Tut uns leid.« Er packte Tuck am Arm. »Sieh erst mal zu, dass es dir bald wieder besser geht. John und Colleen brauchen dich. Okay?«
Tuck nickte knapp und ließ sich zurück aufs Bett sinken.
Ein paar Minuten später stiegen Sean und Michelle wieder in den SUV.
»Ich hätte da mal eine Frage«, sagte Michelle.
»Nur eine? Ich bin beeindruckt.«
»Warum war Tuck außerhalb der Stadt auf einem Meeting? Ausgerechnet an dem Tag, an dem seine Tochter ihren Geburtstag in Camp David feiert. Konnte dieses Meeting in Jacksonville nicht warten? Warum haben sie es nicht per Videokonferenz gemacht? Und liegt das jetzt nur an mir, oder warum wollte er so genau wissen, ob der Präsident das Lösegeld aus der Staatskasse bezahlen kann?«
»Ich finde auch, er ist ein bisschen zu schnell auf diese Kultsache angesprungen. Deshalb habe ich ihn nicht gefragt, ob er weiß, warum Pam sich mit uns treffen wollte. Vielleicht hätte es bei dem Treffen ja um Tuck gehen sollen.«
»Dann verdächtigst du ihn?«
»Ich verdächtige jeden. Deshalb habe ich es ja auch Jane Cox gegenüber nicht erwähnt.«
»Mir hat gefallen, wie du ihn festgenagelt hast von wegen, dass er direkt nach Hause gefahren ist. Aber glaubst du wirklich, das alles war nur Zufall?«
»Nein.«
»Du glaubst, es hat mit der First Family zu tun.«
»Ich hab's zumindest geglaubt, bis Tuck das gesagt hat.«
»Was gesagt?«
»Dass er an einem BioDefense-Projekt für die Regierung arbeitet.«
14.
S päter an diesem Abend fuhren sie nicht weit am Haus der Duttons vorbei, bogen aber nicht in die Straße ein, denn die war von der Polizei gesperrt. Vor den Absperrungen standen Streifenwagen und Einsatzwagen des FBI, und auch dahinter wimmelte es von Fahrzeugen.
Jenseits der Sperrzone konnten Sean und Michelle geschäftige Journalisten mit dicken Mikrofonen herumlaufen sehen, dicht gefolgt von ihren beflissenen Kameramännern. An der ganzen Straße parkten Übertragungswagen, und Gaffer versuchten einen Blick auf das zu erhaschen, was vor sich ging. Das machte sie zu idealem Futter für die Reporter, die ohnehin nichts Besseres zu tun hatten, als dumme Kommentare von Passanten zu senden, wenn die Behörden schon nicht reden wollten.
»So viel zum Thema ›unauffälliges Erschleichen von Beweismaterial‹«, bemerkte Michelle.
Sean hörte gar nicht zu. Er starrte auf das Blatt Papier, auf dem die Zeichen standen, die die Täter Pam auf die Arme geschrieben hatten. Er versuchte, die Zeichen so anzuordnen, dass es einen Sinn ergab.
»Chaffakan. Hatka und Tayyi? «
»Chaffakan? Wie in Chaka Khan? Vielleicht sind die Typen Fans von Popsängern.«
»Würdest du bitte ernst bleiben?«
»Okay. Tayyi klingt Japanisch oder Chinesisch. Entweder eine Kampfkunst- oder eine Entspannungstechnik.«
»Was ist mit einem Code?«
»Wenn das ein Code ist, fehlt uns der Schlüssel.«
Sean holte sein Handy aus der Tasche und tippte auf dem Bildschirm.
»Was tust du da?«
»Was heutzutage jeder tut: Ich google.«
Er wartete auf die Suchergebnisse und scrollte dann die Liste herunter. Allzu hoffnungsvoll schaute er dabei nicht drein.
»Hatka ist entweder eine Schauspielerin oder ein Entertainment-Unternehmen. Und Tayyi hat irgendwas mit Arabern im sechsten Jahrhundert zu tun. Offensichtlich waren es irgendwelche Stammesgruppen.«
»Könnte es mit Terroristen zu tun haben?«
»Glaube ich nicht. Ich versuche es mal mit anderen Buchstabenkombinationen.« Wieder tippte er, und neue Suchergebnisse erschienen. Eines erregte seine Aufmerksamkeit.
»Yi.«
»Was ist damit?«
»Ich habe Yi statt Tayyi eingegeben, und das ist dabei herausgekommen.« Sean las vom Bildschirm ab. »Die Ursprünge der Yi-Schrift sind unbekannt, doch sie wurde stark durch die chinesische Schrift beeinflusst. Jedes Zeichen steht dabei für eine
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