Sean King 04 - Bis zum letzten Atemzug
Vertrauen auf. Cassandra als Teil unseres Angebots hätte uns immens geholfen.«
»Und Tuck war bei ihr. Meinen Sie nicht nur professionell?«
»Sie ist eine sehr attraktive Frau. Sehr klug. Blond, leicht gebräunt ... Und sie liebt Miniröcke«, fügte Hilal in verlegenem Tonfall hinzu. »Sie und Tuck sind bestens miteinander ausgekommen. Cassandras Expertise lag weniger auf der technischen Seite als im Verkauf. Sie kann so ziemlich alles verkaufen.«
Sean beugte sich vor. »Hatte Tuck eine Affäre mit dieser Frau?«
»Wenn Sie mich fragen, ob ich es beweisen kann ... nein. Es waren mehr die kleinen Dinge. Zum Beispiel, dass er so oft zu ihr gefahren ist, und was ich so gehört habe ...«
»Nichts Konkretes also?«, hakte Michelle nach.
»Vor ungefähr einem Monat kam eine Kreditkartenabrechnung. Ich bin hier so etwas wie der inoffizielle Buchhalter. Ich überprüfe die Rechnungen und unterschreibe die Schecks.«
»Was waren das für Rechnungen?«
»Tucks Ausgaben waren irgendwie ... seltsam.«
»Sie meinen Blumen, Süßigkeiten oder Unterwäsche für sexy Cassandra?«, fragte Michelle.
»Nein, Sie missverstehen mich. Das Seltsame war nicht, was er mit der Kreditkarte bezahlt hatte, sondern was er nicht damit bezahlt hatte.«
»Ich kann Ihnen nicht ganz folgen«, sagte Sean.
»Zum Beispiel hat er für das Hotelzimmer nicht mit der Firmenkarte bezahlt.«
»Vielleicht hat er eine andere Kreditkarte benutzt«, meinte Michelle.
»Er benutzt immer die Firmenkarte. Wenn es um Regierungsaufträge geht, muss man über seine Ausgaben peinlich genau Buch führen. Wir benutzen diese Karte nur für die Firma. Außerdem werden Tuck seine Bonuspunkte auf diese Karte gutgeschrieben. Die verwendet er für Flüge, Upgrades und so weiter. Das tun wir alle.« Hilal holte kurz Luft. »Und er wohnt immer im selben Hotel da unten. Es ist ein nettes Hotel, nicht zu teuer. Diesmal aber war er drei Nächte weg, und es gab keine Hotelrechnung.«
»Und Cassandra hat ein Haus da unten?«
»Eine Eigentumswohnung direkt am Wasser. Wie ich hörte, ist sie todschick.«
»Und es gibt niemand anders, bei dem Tuck hätte wohnen können?«
»Er kannte dort sonst niemanden. Wir haben das Büro in Jacksonville nur eröffnet, weil Cassandra dort wohnt. Sie wollte nicht hierher ziehen, zumal sie die Wohnung aus irgendeinem Grund wohl nicht vermieten kann. Außerdem gibt es dort viel Militär und Rüstungsunternehmen, bei denen wir ebenfalls nach Aufträgen hätten Ausschau halten können. Deshalb machte es Sinn, dort unsere Visitenkarte zu hinterlassen.«
Sean lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. »Was haben Sie wirklich gedacht, als Sie hörten, was mit Tucks Familie passiert ist?«, fragte er. »Seien Sie ehrlich.«
Hilal stieß einen tiefen Seufzer aus. »Es ist kein Geheimnis, dass er und Pam sich nicht mehr allzu nahestanden. Er hatte sein Geschäft, und sie hütete zu Hause Herd und Kinder. Aber seine Frau zu ermorden und seine eigene Tochter zu entführen? Tuck ist kein Heiliger, aber das kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen.«
»Glauben Sie, Pam hat vermutet oder vielleicht sogar gewusst, was los war?«
»Keine Ahnung. So viel hatte ich nicht mit ihr zu tun.«
»Wenn er seine Ehe beenden wollte, hätte es einfachere Mittel und Wege gegeben«, bemerkte Michelle.
»Stimmt«, sagte Sam. »Eine Scheidung, zum Beispiel.«
Hilal trommelte mit den Fingern auf den Tisch. »Das wäre problematisch gewesen.«
»Wieso?«
»Wie gesagt, wir haben Cassandra vor sechs Monaten eingestellt. Vorher hatte sie für das Heimatschutzministerium gearbeitet, in der Vertragsabteilung. Und genau von dieser Stelle wollen wir jetzt den Vertrag haben. Das habe ich mit ›gute Kontakte‹ gemeint.«
»Hätte Tuck versucht, sich von Pam scheiden zu lassen, wäre die Affäre vermutlich öffentlich geworden.«
»In der Welt der Regierungsaufträge muss man sogar den Anschein eines Interessenkonflikts vermeiden. Wir sind nur Subunternehmer. Hätte der Hauptvertragsnehmer herausgefunden, dass einer von uns eine Affäre mit einer ehemaligen Mitarbeiterin eines Ministeriums hat, wäre das ein großes Problem gewesen - vielleicht nicht groß genug, um die Beziehung unter normalen Umständen zu beenden, aber das sind keine normalen Umstände.«
»Was meinen Sie damit?«, fragte Sean.
»Tuck ist der Schwager des Präsidenten. Da darf auch nicht der Hauch des Verdachts auf Vetternwirtschaft aufkommen. Und sollte das Ministerium auch nur auf die
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