Sean King 04 - Bis zum letzten Atemzug
Idee kommen, dass etwas zwischen Cassandra und Tuck gelaufen sein könnte, bevor sie das Amt verlassen hat, würden sie alle alten Verträge noch einmal überprüfen. So etwas kann sehr schnell verflixt kompliziert werden. Dabei ist es so schon schwer genug, diese Typen vom eigenen Können zu überzeugen. Unsere Konkurrenten würden selbst den kleinsten Fehler gnadenlos ausnutzen.«
»Ihnen ist klar, dass Sie gerade ein stichhaltiges Motiv für Tuck konstruiert haben, oder?«, fragte Sean.
»Ich kann trotzdem nicht glauben, dass er seiner Familie etwas antun würde.«
Sean warf Michelle einen unauffälligen Blick zu, den sie sofort richtig interpretierte.
»Mr. Hilal«, sagte sie, »wir hätten da noch ein paar weitere Fragen. Könnte ich einen Kaffee haben? Sie könnten vermutlich selbst eine Tasse vertragen.«
Hilal stand auf. »Da haben Sie recht.« Er schaute zu Sean. »Möchten Sie auch eine?«
»Nein, aber wenn Sie mir den Weg zur Herrentoilette zeigen würden.«
Hilal führte die beiden den Flur hinunter und dirigierte Sean zur Toilette, während er und Michelle ins Pausenzimmer gingen.
Doch statt die Toilette aufzusuchen, machte Sean auf dem Absatz kehrt und schlüpfte in das Büro zwei Türen hinter Hilals, an dem sie bei ihrer Ankunft vorbeigekommen waren. Es war Tuck Duttons Reich, wie an dem Schild neben der Tür unschwer zu erkennen war.
Der Raum war groß und vollgepackt. Offensichtlich arbeitete hier jemand an mehreren Dingen zugleich. Sean verschwendete keine Zeit, ging direkt zum Computer und holte einen USB-Stick aus der Tasche. Darauf befand sich ein Programm, mit dem Strafverfolgungsbehörden Beweismaterial von einem Rechner ziehen konnten, ohne ihn abzuschalten und zu beschlagnahmen. Sean hatte das Programm einem Kumpel beim FBI abgeschwatzt.
Er steckte den Stick in den Port der Tastatur, machte ein paar Mausklicks, und das Programm auf dem USB-Stick wurde auf den Computer geladen. Der Passwortknacker brauchte ein wenig Zeit; deshalb entschied Sean sich für eine Abkürzung.
Er tippte den Namen »Cassandra« ein. Nichts. Er versuchte es mit »Cassandra1«.
Die digitalen Tore öffneten sich. Nach wenigen Befehlen wurden Tucks Daten auf den Stick übertragen.
19.
A ls der junge Agent des Secret Service die Post nach oben brachte, erregte ein Päckchen seine Aufmerksamkeit. Es hatte keinen Absender, und die Adresse war in Blockbuchstaben geschrieben. Der junge Agent gab diese Information an seine Vorgesetzten weiter, und binnen dreißig Minuten rumpelte der Van des Bombenentschärfungskommandos über die Straße.
Die Bombenexperten wirkten ihre Magie, und glücklicherweise löste die Gegend sich nicht in einem Atompilz auf. Trotzdem war der Inhalt des Päckchens ungewöhnlich.
Es enthielt eine kleine Schüssel mit den Resten von Müsli und Milch.
An einem Löffel klebten die gleichen Überreste.
Dazu befand sich ein Umschlag mit einem maschinengeschriebenen Brief in dem Päckchen.
Nachdem die Spezialisten festgestellt hatten, dass weder Kästchen, Umschlag oder Brief verwertbare Spuren enthielten, richteten die Agenten ihre Aufmerksamkeit auf den Brief.
Überprüfen Sie die Fingerabdrücke auf Schüssel und Löffel. Sie werden feststellen, dass sie Willa Dutton gehören. Wir haben sie. Sie ist in Sicherheit. Wir werden bald Verbindung zu Ihnen aufnehmen.
Das Päckchen war im Haus von Pam Duttons Schwester in Bethesda eingegangen, wo John und Colleen Dutton unter dem Schutz des Secret Service untergebracht waren.
Als man die Fingerabdrücke mit denen verglich, die man in Willas Schlafzimmer genommen hatte, stellte man eine Übereinstimmung fest.
Sofort kontaktierte der Secret Service die Post, um den Herkunftsort des Päckchens festzustellen. Der Angelegenheit wurde höchste Priorität eingeräumt. Allerdings kamen sie nicht weiter als bis nach Dalton, eine Kleinstadt im Norden Georgias.
Später an diesem Nachmittag kontaktierte man Sean und Michelle und bat sie, ins Finanzministerium zu kommen, das sich östlich vom Weißen Haus befand. Sie wurden in den Untergrund des Gebäudes eskortiert, wo sie einen langen Tunnel betraten, der genau nach Westen verlief und das Ministerium mit dem Weißen Haus verband. Sean war schon einmal hier gewesen, als er noch im Weißen Haus gearbeitet hatte; für Michelle war es das erste Mal. Als sie durch den langen Gang mit den geschlossenen Türen gingen, flüsterte Sean Michelle zu: »Ich könnte dir Geschichten erzählen, was so alles hinter
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