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Search inside yourself

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Titel: Search inside yourself Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chade-Meng Tan
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sind demnach allgemein drei Mal so stark wie positive. Um Ihnen einen Eindruck davon zu vermitteln, nehmen wir an, Sie erlebten doppelt so viele glückliche wie unglückliche Augenblicke im Leben. Das Verhältnis liegt demnach bei 2:1. Es ist, als bekämen Sie von einem reichen Onkel zwei Dollar für jeden Dollar, den Ihnen ein anderer nimmt. Kein schlechtes Geschäft, Kumpel! Objektiv betrachtet könnte man Sie daher für einen Glückspilz halten und meinen, Sie führten ein wunderbares Leben. Subjektiv betrachtet bleiben Sie mit Ihrem Verhältnis von 2:1 allerdings deutlich hinter der von Barbara Fredrickson entdeckten Ratio von 3:1 zurück und werden daher denken: »Mein Leben ist Mist.« Diese Erkenntnis traf mich, als hätte man mir gleich mit drei Stöcken auf den Kopf geschlagen. (Und ja, damit beträgt das Verhältnis von Kopf zu Stöcken 3:1.)
    Wenn wir lernen wollen, optimistisch zu sein, müssen wir uns als ersten Schritt der stark negativ gefärbten Sicht auf unsere Erfahrungen bewusst werden. Es ist durchaus möglich, ja sogar wahrscheinlich, dass wir mehr Erfolge als Misserfolge im Leben haben und dennoch einen ganz anderen Eindruck bekommen, da wir unseren Misserfolgen zu viel und unseren Erfolgen zu wenig Aufmerksamkeit schenken. Schon das Verständnis für diese Zusammenhänge kann Ihr Selbstbild verändern.
    Der zweite Schritt ist Achtsamkeit. Wenn wir Optimismus lernen möchten, müssen wir in der Lage sein, unsere Erfahrungen objektiv zu betrachten. Wie bereits in Kapitel vier erwähnt,
lässt sich diese Objektivität am besten durch Achtsamkeit erzeugen. Damit meinen wir im Besonderen, dass Sie bei jedem Erfolg oder Misserfolg die Aufmerksamkeit zunächst auf Ihren Körper richten. Widmen Sie sich anschließend der emotionalen Erfahrung und erinnern Sie sich daran, dass die Gefühle im Körper am deutlichsten zum Ausdruck kommen. Richten Sie Ihre Achtsamkeit erst zuletzt auf Ihre Gedanken. Wie erklären Sie sich das Ereignis? Fühlen Sie sich stark oder ohnmächtig? In welchem Verhältnis stehen Ihre Gedanken zu Ihren Gefühlen? Falls es sich um einen Erfolg handelt, richten Sie Ihre Achtsamkeit auf die Tendenz, ihn herunterspielen zu wollen. Falls es sich um einen Misserfolg handelt, richten Sie Ihre Achtsamkeit auf die unverhältnismäßig starke Wirkung, die dieser Fehlschlag auf Sie hat.

    Der letzte Schritt ist die Veränderung. Nehmen Sie Erfolge bewusst zur Kenntnis, und rechnen Sie sich diese als Verdienst
an. So gewöhnen Sie sich daran, Ihre Leistungen gebührend zu würdigen. Konzentrieren Sie sich bei Misserfolgen auf realistische Beweise, die nahelegen, dass es sich dabei lediglich um einen vorübergehenden Rückschlag handeln könnte. Falls Unzulänglichkeitsgedanken aufkommen, erinnern Sie sich an frühere Erfolge, die Sie bewusst zur Kenntnis genommen und sich als Verdienst angerechnet haben. Widmen Sie jedem Beweis, der Grund zu realistischer Hoffnung gibt, Ihre Aufmerksamkeit. Das mag sich anhören, als wollte ich Sie auffordern, die Tatsachen zu leugnen. In Wirklichkeit verbessern Sie Ihre Objektivität, indem Sie Ihrem natürlichen sehr negativen Vorurteil entgegenwirken. Mit regelmäßiger Übung schaffen Sie neue geistige Gewohnheiten, so dass Ihr Verstand beim nächsten Misserfolg rasch einen realistischen Anlass zur Hoffnung findet und Sie sich schneller erholen. Und das macht optimistisch.
    Große Wellen
    Wir beschließen dieses Kapitel mit der Geschichte eines Japaners, der seine innere Widerstandsfähigkeit fand und dadurch seine Angst und seine Misserfolge überwand.
    Zu Beginn der Meiji-Ära lebte ein bekannter Ringer namens O-nami, Große Wellen.
    O-nami war ungemein stark und verstand sich auf die Kunst des Ringens. In nicht öffentlichen Kämpfen besiegte er sogar seinen Lehrer. Vor Publikum aber war er so gehemmt, dass er gegen die eigenen Schüler verlor.
    O-nami hatte das Gefühl, dass er einen Zen-Meister um Hilfe bitten sollte. Hakuju, ein Lehrer auf Wanderschaft, hielt
sich vorübergehend in einem kleinen Tempel in der Nähe auf, und O-nami ging zu ihm, um ihm sein großes Problem zu schildern.
    Â»Passt bloß auf, Jungs! Da kommt der neue Trainer – und er sieht echt fies aus!«
    Â»Man nennt dich Große Wellen«, sprach der Lehrer. »Bleib heute Nacht hier im Tempel. Stell dir vor, dass du diese

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