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Wellen bist. Du bist kein ängstlicher Ringer mehr. Du bist diese riesigen Wellen, die alles auf ihrem Weg vor sich hertreiben und verschlingen. Wenn du das tust, wirst du der gröÃte Ringer im ganzen Land sein.«
Der Lehrer zog sich zurück. O-nami setzte sich, um zu meditieren, und versuchte sich vorzustellen, er wäre diese Wellen.
Er dachte an viele Dinge. Allmählich aber wandte er sich immer mehr dem Gefühl der Wellen zu. Je tiefer die Nacht, desto höher türmten sie sich auf. Sie fegten die Blumen in ihren Vasen davon. Sie überfluteten sogar den Buddha in seinem Schrein. Vor Sonnenaufgang war der Tempel nichts weiter als das Auf und Ab eines unendlichen Meeres.
Am Morgen fand der Lehrer O-nami in tiefer Meditation, ein leises Lächeln auf den Lippen. Er klopfte dem Ringer auf die Schulter und sprach: »Jetzt kann dich nichts mehr erschüttern. Du bist diese Wellen. Du wirst alles vor dir hertreiben.«
O-nami nahm noch am selben Tag an einem Ringkampf teil und gewann. Von da an konnte ihn in ganz Japan niemand mehr besiegen. 11 12 , 13
KAPITEL SIEBEN
Empathie und das Affentheater mit dem limbischen Tango
So entwickeln Sie Empathie durch das Verständnis für und die Verbindung mit anderen
Erst verstehen, dann verstanden werden.
â Stephen R. Covey
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Hier ein Witz, den ich vor langer Zeit gehört habe.
Es war einmal ein Schüler, der fragte seinen Lehrer: »Meister, besteht denn das halbe spirituelle Leben aus der Begegnung mit anderen?«
Worauf der Meister erwiderte: »Nein, das ganze spirituelle Leben besteht aus der Begegnung mit anderen.«
Dieser Witz dürfte aus der fehlerhaften Weitergabe einer bekannten buddhistischen Geschichte entstanden sein, in der Buddha Ananda erklärt, die Freundschaft »mit Guten« mache nicht das halbe, sondern das ganze heilige Leben aus. Mit der Zeit aber empfand ich die humorvolle apokryphe Version als
höchst aufschlussreich. Hinsichtlich der emotionalen Intelligenz halte ich den Umgang mit anderen für die Nagelprobe.
Ich möchte Sie daher zum Abschluss der intrapersonalen Kapitel beglückwünschen und im Bereich der interpersonalen Intelligenz willkommen heiÃen. Schwarzgurtgebiet.
Die Empathie, das Hirn und das Affentheater
Ich finde es wirklich lustig, dass eine der bedeutendsten neurowissenschaftlichen Entdeckungen zustande kam, weil jemand in Gegenwart eines Affen etwas Essbares in die Hand nahm.
Eine Gruppe von Neurophysiologen an der Universität im italienischen Parma hatte das Gehirn eines Affen mit Elektroden versehen, um die neuronale Aktivität aufzuzeichnen. 1 Sie stellten fest, dass immer dieselben Neuronen feuerten, wenn sich der Affe etwas zu essen nahm. Im Rahmen des wissenschaftlichen Affentheaters mussten auch die Forscher gelegentlich nach dem Futter greifen, um es dem Affen zu geben. Ãberrascht bemerkten sie, dass in diesen Momenten dieselben Neuronen im Affengehirn feuerten. Weitere Untersuchungen offenbarten die Existenz sogenannter »Spiegelneuronen«. Diese Gehirnzellen feuern sowohl wenn das Tier eine Tätigkeit ausführt, als auch wenn es einen anderen bei der Ausführung derselben Tätigkeit beobachtet. Da überrascht es kaum, dass man später deutliche Hinweise darauf fand, dass auch das menschliche Gehirn über solche Spiegelneuronen verfügt.
Einige Wissenschaftler behaupten, Spiegelneuronen bildeten die neuronale Grundlage der Empathie (oder des Einfühlungsvermögens) und der sozialen Kognition â des sozialen Denkens. Der wissenschaftliche Nachweis für diese Behauptung
wurde (noch) nicht abschlieÃend erbracht, aber Spiegelneuronen bieten so oder so einen faszinierenden Einblick in das soziale Wesen des menschlichen Gehirns. Es ist, als sei das menschliche Gehirn eingedenk seines Nächsten erdacht worden (bitte entschuldigen Sie das Wortspiel) bis hinunter zur Ebene der einzelnen Nervenzellen. 2
Die Art und Weise, wie das Gehirn auf den Schmerz anderer reagiert, verschafft uns einen weiteren faszinierenden Einblick in die Empathie auf neuronaler Ebene. Bei einem schmerzhaften Reiz leuchten jene Gehirnareale auf, die mit dem Spitznamen »Schmerzmatrix« zusammengefasst werden. Auch wenn nicht Sie selbst den schmerzhaften Reiz zu spüren bekommen, sondern lediglich zusehen müssen, wie er einem geliebten Menschen zugefügt wird, leuchtet Ihre Schmerzmatrix auf. 3 Ihr Gehirn empfindet
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