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Search inside yourself

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Titel: Search inside yourself Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chade-Meng Tan
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Neues und Innovatives schaffen will, wird sich dabei zwangsläufig oft dumm vorkommen. Dieses Argument führte Nathan Myhrvold an (als er zum einen über seinen Freund Bill Gates, zum anderen aber über unkonventionelle Ideen im Allgemeinen sprach):
    [Meriwether] Lewis und [William] Clark hatten [bei der ersten amerikanischen Überlandexpedition] die meiste Zeit über keine Ahnung, wo sie überhaupt waren. Wenn Ihre Vorstellung von Forschungsreisen so aussieht, dass Sie immer wissen, wo Sie sind, und sich innerhalb Ihrer Kompetenzen bewegen,
werden Sie keine wilden neuen Sachen ausprobieren. Sie müssen verwirrt und aufgewühlt sein und sich für dumm halten. Wenn Sie dazu nicht bereit sind, werden Sie niemals über das Konventionelle hinauskommen. 9
    Nathan Myhrvold machte mit 23 Jahren seinen Doktor. Er war technischer Direktor von Microsoft und gründete die Forschungsabteilung Microsoft Research. Er ist preisgekrönter Natur- und Tierfotograf, Meister der französischen Küche und Mitautor eines Bestsellers. Er ist einer der wohl intelligentesten Menschen auf diesem Planeten. Sogar Bill Gates sagte: »Ich kenne niemanden, der klüger wäre als Nathan.« Aber selbst für Nathan Myhrvold und Bill Gates bedeutet Innovation, »verwirrt und aufgewühlt [zu] sein und sich für dumm [zu] halten«. Als ich dieses Zitat las, fühlte ich mich gleich besser. Denn wenn sich sogar Nathan Myhrvold manchmal dumm vorkommt, kann auch ich mir das verzeihen.
    Die genannten Beispiele bestätigen eine Erfahrung, die viele von uns im Leben machen: dass Fehlschläge einfach dazugehören. Jeder erlebt irgendwann einmal einen großen Misserfolg, selbst die Größten und Erfolgreichsten unter uns wie Michael Jordan. Die Erfolgreichen zeichnen sich vor allem durch ihre Einstellung gegenüber Fehlschlägen aus und dadurch, wie sie sich ihr Versagen erklären.
    Martin Seligman, der hochangesehene Vater des erlernten Optimismus, bezeichnet dies als den »Erklärungsstil« – die Art und Weise, wie wir nach einem Rückschlag mit uns sprechen. Optimisten reagieren auf Rückschläge aus der Annahme heraus, dass sie persönlichen Einfluss haben. Sie glauben, dass Misserfolge vorübergehend, von bestimmten Umständen abhängig und letztlich mit Anstrengung und Können zu überwinden sind. Pessimisten reagieren auf Rückschläge dagegen aus einer Annahme persönlicher Hilflosigkeit heraus. Sie glauben,
der Misserfolg sei von Dauer, erstrecke sich auf alle Lebensbereiche, sei auf die eigenen Unzulänglichkeiten zurückzuführen und deshalb unüberwindbar. Dieser Unterschied in der Art und Weise, wie wir uns Geschehnisse erklären, hat tiefgreifende Auswirkungen auf unser Leben. Wenn ein Optimist eine große Enttäuschung erlebt, findet er heraus, wie er es beim nächsten Mal besser machen kann. Ein Pessimist nimmt dagegen an, er habe keinen Einfluss auf das Problem, und gibt auf.
    In einer Reihe berühmter Experimente in Zusammenarbeit mit der Metropolitan Life Insurance Company (kurz: MetLife) entdeckte Martin Seligman, dass optimistische Versicherungsmakler deutlich mehr Verträge verkauften als ihre pessimistischen Kollegen. 10 Da MetLife zudem unter chronischem Mitarbeitermangel litt, überzeugte Seligman das Unternehmen, eine besondere Gruppe von Bewerbern einzustellen: Personen, die beim normalen Eignungstest knapp unter der erforderlichen Punktzahl geblieben waren, aber hohe Optimismuswerte erzielt hatten. Im ersten Jahr verkauften diese Berufsanfänger 21 Prozent, im zweiten Jahr sogar 57 Prozent mehr Verträge als die Pessimisten!
    Wie man Optimismus erlernt und Pessimismus verlernt
    Zum Glück kann man Optimismus lernen. Ironischerweise beginnt dieser Prozess mit einer realistischen und objektiven Einschätzung der Situation. Der Mensch schenkt den negativen Vorfällen in seinem Leben automatisch mehr Beachtung als den positiven. Wenn Sie zum Beispiel Autor sind und neun fantastische und eine schlechte Rezension bekommen, werden
Sie sich vermutlich besser an die eine schlechte als an die neun fantastischen Kritiken erinnern. Dies gilt auch für andere Lebensbereiche. Barbara Fredrickson, eine bekannte Pionierin auf dem Gebiet der Positiven Psychologie, stellte fest, dass drei positive Erfahrungen nötig sind, um eine negative aufzuwiegen, also ein Verhältnis von 3:1. 11 Negative Gefühle

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