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setzen? Da ich Sie keinesfalls in eine unangenehme Situation bringen möchte, möchte ich betonen, dass Sie natürlich auch nein sagen können.
Sam fühlte sich zwar verständlicherweise etwas unwohl, aber auch er begegnete mir aufrichtig und freundlich. Wir setzten uns zusammen, tauschten Lebensgeschichten aus und sprachen anschlieÃend über Joe. Bei diesem Gespräch erfuhren wir beide sehr viel Neues. Ich lernte von Sam, dass Joe sein Team in Schwierigkeiten gebracht hatte, weil er zum Beispiel von seinen Kunden zu viele Aufträge angenommen hatte, was zu einer gewissen Unordnung sowie dazu geführt hatte, dass er wichtige Ziele des Teams vernachlässigte. Umgekehrt erfuhr Sam von mir, wie sehr die Kunden Joe schätzten, weil er sich so sehr für sie einsetzte. Sowohl Sam als auch ich erhielten wichtige fehlende Daten.
Kurz darauf unterhielten sich Sam und Joe ein weiteres Mal, entwickelten mehr Verständnis füreinander und fanden heraus, wie sie erfolgreicher zusammenarbeiten konnten. Das Kündigungsverfahren wurde eingestellt. Sam und ich wurden gute Freunde und sind es bis heute geblieben.
Aus einer Geschichte, die sich zu einem hässlichen Drama hätte entwickeln können, wurde stattdessen der Beginn einer langen Freundschaft. Dies zeigt, wie nützlich emotionale Fähigkeiten in einem sozialen Umfeld sein können.
Ein altes chinesisches Zen-Sprichwort besagt: »Die kleine [Meditations] Einkehr in der Wildnis, die mittlere Einkehr in der Stadt, die groÃe Einkehr am Hof des Kaisers.« Es ist wie die meisten Zen-Sprüche sowohl absurd als auch wahr. Alle
emotionalen Fähigkeiten, die Sie sich mit Hilfe dieses Buches aneignen, sind Schall und Rauch, wenn es Ihnen nicht gelingt, sie drauÃen in der echten Welt anzuwenden â auch unter so verführerischen und gefährlichen Bedingungen wie am Hofe des Kaisers. Umgekehrt ist die echte Welt auch am besten geeignet, Ihre emotionalen Fertigkeiten zu schulen. Sie ist Ihr Zendo und Ihr Dojo und der Ursprung Ihres Mojo. Klaro?
In diesem Kapitel werden wir drei wichtige soziale Fähigkeiten erwerben: Andere mitfühlend zu führen, einen guten Einfluss auf sie auszuüben und verständnisvoll mit ihnen zu kommunizieren.
Mitfühlend führen
Mitgefühl gilt in allen Glaubenstraditionen und in vielen philosophischen Richtungen als groÃe Tugend. Es ist aber viel mehr als das. Es ist für das höchste Glücksniveau verantwortlich, das je gemessen wurde, und unerlässliche Voraussetzung für die erfolgreichste Form von Führung, die man kennt. Erstaunliches Zeug.
Mitgefühl ist der Zustand höchsten Glücks
Wir haben in diesem Buch bereits über meinen Freund Matthieu Ricard, den »glücklichsten Menschen der Welt«, gesprochen (und gewitzelt). Die Untersuchung seines Gehirns mit Hilfe der funktionellen Magnetresonanztomographie (fMRT) offenbarte extrem hohe Glückswerte. Genau genommen war er aber nicht der einzige Mensch mit einem extrem hohen Glücksniveau. Im selben Labor wurde eine ganze Reihe
tibetisch-buddhistischer Meditationsmeister untersucht (Menschen, die als »Olympioniken« auf dem Gebiet der Meditation gelten), und bei mehr als einem von ihnen wurden herausragende Glückswerte gemessen. Matthieu war der erste Proband, dessen Identität ungeplant an die Ãffentlichkeit durchsickerte und der deshalb diesen Spitznamen bekam. Eine weitere Testperson, deren Identität kürzlich bekannt wurde, ist Mingyur Rinpoche. Er wird von der chinesischen Presse als »glücklichster Mensch der Welt« bezeichnet.
Diese Mönche sind bei weitem die glücklichsten Menschen, die je wissenschaftlich untersucht wurden. Was die Frage aufwirft, woran sie während des Scans wohl gedacht haben? An etwas Unanständiges vielleicht? Mönche und ihre undurchsichtigen Machenschaften sind ja immer irgendwie verdächtig. Sie wissen schon. Die Wahrheit ist, dass sie über das Mitgefühl meditiert haben. Vielen Menschen mag dies unglaublich vorkommen, da wir Mitgefühl oft als einen eher unangenehmen Geisteszustand empfinden. Die vorliegenden wissenschaftlichen Daten aber belegen, dass genau das Gegenteil der Fall und Mitgefühl ein Zustand extremen Glücks ist.
Ich habe Matthieu danach gefragt, und seine persönliche Erfahrung bestätigt die Forschungsergebnisse. Seiner Erfahrung nach ist Mitgefühl der glücklichste
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