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Sebastian

Sebastian

Titel: Sebastian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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Bleistifte in verschiedenen Stärken. Die farbige Kreide habe ich von Tante Nadia bekommen.« Seine Finger berührten die Ledermappe. »Solches Papier bekommt man nicht im Pfuhl. Nicht einmal auf dem Schwarzmarkt. Tante Nadia oder Lee haben es mir immer aus einer der großen Städte mitgebracht, aber ob dieser Ort noch erreichbar ist, weiß ich nicht.«
    Er blickte sie an, und in seinen Augen konnte sie erkennen, wie er darum kämpfte, nicht von der Flut seiner Gefühle überwältigt zu werden. Selbst der kleine Teil, den seine Selbstkontrolle nicht zurückhalten konnte, raubte ihr den Atem.
    »Danke«, sagte er, mit einer Stimme, die kaum lauter als ein Flüstern war. Er berührte mit den Lippen leicht ihre Stirn, ihre Wange, ihren Mund. »Danke.«
    Etwas ging hier vor. Mehr als sexuelle Begierde. Etwas, das ihr Angst einjagte … und ihr das Gefühl gab, fliegen zu können.
    »Du musst mit Philo und Teaser sprechen«, wiederholte sie.
    Er lehnte seine Stirn gegen ihre. »Ja.«
    »Bevor du gehst, könntest du …«
    Er hob den Kopf. Seine Augen waren erfüllt von Begierde, von Hunger. Und von etwas anderem.
    »… mir zeigen, was der Kühlapparat ist?«
     Sebastian zog einen Stuhl unter einem der Tische in Philos Innenraum hervor. Da dieses Zimmer nur bei schlechtem Wetter genutzt wurde, hatten sie den Raum für sich alleine.
    Mit einer Flasche Whisky und Gläsern trat Teaser hinter dem kleinen Tresen an der Rückseite des Raumes hervor. »Philo kommt in einer Minute. Muss nur noch die letzte Bestellung fertig machen.«
    Während Teaser den Whisky einschenkte, dachte Sebastian daran, wie Lynnea mit ihm darum gestritten hatte, die Bilder mitzunehmen und heimlich seine Zeichenutensilien getragen hatte. Sein Herz getragen hatte.
    Und er hatte es ihr nur noch schwerer gemacht, indem er sich so anstellte.
    »Wie entschuldigt man sich bei einer Frau dafür, dass man sich wie ein Idiot verhalten hat?«
    »Mit großartigem Sex?«, gab Teaser mit einem selbstgefälligen Grinsen zurück - das sofort einen panischen Zug annahm. »Kein Sex, natürlich. Eine Schachtel Pralinen? Das ist besser. Viel besser. Oder Blumen. Wenn du welche findest.«
    Tageslicht, dachte Sebastian, er benimmt sich wie ein Junge, der gerade erkannt hat, dass seine Mutter die gleichen Dinge getan hat, zu denen er seine Liebste überreden will. Was hat Lynnea nur an sich, dass sie dieses Verhalten in ihm weckt?
    Philo kam durch die Schwingtür, die zur Küche führte, und ersparte es den beiden Inkuben, weiter über die Frau zu sprechen, die sich gerade in Sebastians Zimmer einrichtete.
    »Der letzte Gast ist bedient«, sagte Philo und stellte ein Tablett auf den Tisch, auf dem ein Korb voller Phallischer Köstlichkeiten und eine Schüssel mit geschmolzenem Käse standen. »Nicht, dass heute viele Gäste da waren. Hab nicht viel gekocht, also ist auch nicht viel übrig, aber ich kann euch ein kaltes Rindfleisch-Sandwich machen.«
    »Für mich nicht, danke«, antwortete Sebastian, »aber ich nehme etwas für Lynnea mit aufs Zimmer.«
    Das Tablett geriet ins Wanken, und Philo hätte beinahe  die Whiskyflasche umgestoßen. »Aber … ich dachte, du bringst sie in die Schule der Landschafferinnen.«
    Sebastian stürzte seinen Whisky hinunter. Der Raum war warm und stickig, aber er brauchte dennoch die Hitze des Alkohols. »Die Schule gibt es nicht mehr.«
    Aus diesem Grund hatte er alleine mit ihnen sprechen wollen, aber es war schwer, ihnen zu erzählen, was er in der Schule gesehen hatte. Während er die Minuten, in denen Lynnea und er um ihr Leben gelaufen waren, noch einmal durchlebte, lief ihm ein eisiger Schauer den Rücken hinunter, den selbst der Whisky nicht vertreiben konnte.
    Philo entfernte sich gerade lang genug vom Tisch, um noch ein Glas zu holen. Nachdem er sich selbst gut eingeschenkt hatte, füllte er Sebastians und Teasers Gläser nach. »Also wird uns der Brückenbauer vom Rest Ephemeras abschneiden.«
    Sebastian nickte. »Von allem, außer den Landschaften, die sich in Belladonnas Obhut befinden.«
    »Das wird dem Geschäft schaden«, murrte Teaser.
    »Das Geschäft ist nicht das Problem.« Philo drehte das Glas in den Händen hin und her. »Was ist mit uns? Den Leuten, die im Pfuhl leben? Woher sollen die Nahrungsmittel kommen? Wir können nichts selbst anbauen, und wenn es in den Landschaften des Tageslichts schlecht läuft, werden die Menschen dort ihren Überschuss vielleicht nicht verkaufen wollen, vor allem nicht an Leute wie

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