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Sebastian

Sebastian

Titel: Sebastian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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an seine Schulter.
    Einen Moment lang versteifte er sich und zögerte, bis sein Körper und sein Geist erkannten, dass es sich bei dieser Geste um einen Ausdruck der Zuneigung und nicht um Vorspiel handelte. Er schloss sie in die Arme und zog sie näher an sich heran. Er strich mit der Wange über ihr Haar. Sein Körper entspannte sich und sein zufriedenes Seufzen war der schönste Klang, den sie je vernommen hatte.
    »Du musst gehen«, sagte er. »Philo wird schon auf dich warten.«
    »Ja.« Aber sie machte keine Anstalten, ihn loszulassen.
    Er war es, der sich letztendlich von ihr löste. »Lynnea?«
    »Ja?«
    Sanft berührte er ihre Lippen mit den seinen. »Ich werde dich auch vermissen.«
     Koltak und Hauptmann Dalton betrachteten die zwei Holzplanken, die über den schmalen Bach führten.
    Dalton fluchte. »Eine Brücke so nah an der Stadt, und kein Schild, auf dem steht, wo sie hinführt.«
    »Das liegt auch nicht in der Natur einer Resonanzbrücke«, erwiderte Koltak, allerdings so leise, als äußere er den Gedanken nur für sich. Oh, oft konnte man über eine Resonanzbrücke gehen und einen bestimmten Ort erreichen, wenn man die Konzentration aufrechterhielt. Aber zu anderen Zeiten missachtete die Brücke die Absicht des Geistes und nahm einzig die Resonanz des Herzens auf. Wenn dies geschah, konnte man überall enden.
    »Das weiß ich«, sagte Dalton. »Das heißt aber nicht, dass es mir gefallen muss.« Er hielt inne. »Nun ja, es ist Eure Entscheidung, Zauberer Koltak. Unser Befehl lautet, auf dieser Seite der Brücke auf Euch zu warten und Euch  zurück in die Stadt zu geleiten.« Er blickte über die Schulter zurück zur Stadt, die in der Ferne noch immer sichtbar war.
    Koltak zitterte. Es war ein vernünftiger Plan. Schließlich konnte er den Pfuhl nicht mit bewaffneten Wachen betreten. Aber er wollte diese Brücke nicht alleine überqueren, solange er nicht wusste, was auf der anderen Seite lag.
    Vielleicht spürte Dalton sein Zögern, vielleicht war es auch das übliche Vorgehen, wenn eine Brücke überschritten werden musste.
    »Faran«, sagte Dalton, »begleite Zauberer Koltak über die Brücke.« Er sah Koltak an. »Führt die Brücke in eine Landschaft des Tageslichts, so wird Faran Bericht erstatten, und der Rest von uns wird die Brücke überqueren, um Euch weiterhin als Geleitschutz zur Seite zu stehen. Ist es eine dunkle Landschaft, wird er einfach auf diese Seite zurückkehren und mit uns warten.«
    Und ich werde alleine weitergehen, durch fremdes Land, um einen Mann zu finden, den ich am liebsten nie wiedersehen würde. Aber wenn es funktioniert, wird es das letzte Mal sein, dass ich ihn sehen muss - und mein Platz im Rat wird mir sicher sein.
    »Faran wird Euer Pferd über die Planken führen«, sagte Dalton.
    Koltak sah zu, wie der Mann vom Pferd stieg, die Zügel einem Kameraden übergab und seine Satteltaschen durchsuchte, bevor er sich Koltak mit einer kleinen Laterne in der Hand näherte. »Was ist mit seinem eigenen Pferd?«
    »Er wird es nicht brauchen«, sagte Dalton. »Er geht nur kurz mit Euch hinüber und erstattet dann Bericht.«
    Faran stand neben dem Kopf des Pferdes und blickte wartend zu ihm auf.
    Koltak schloss die Augen und konzentrierte sich. Ich muss zu Sebastian. Ich muss in den Pfuhl. Er hielt die  Augen geschlossen und nickte, um anzuzeigen, dass er bereit war.
    Er spürte, wie das Pferd zögerte, über die Planken zu gehen, hörte wie Faran es murmelnd ermutigte und antrieb. Füße und Hufe auf Holz. Auf den Planken war kaum Platz genug, dass Mensch und Pferd gleichzeitig darauf stehen konnten. Aber daran durfte er jetzt nicht denken, durfte an nichts anderes denken als an das, was er erreichen musste. Ich muss zu Sebastian. Ich muss in den Pfuhl.
    Das Pferd scheute. Koltak öffnete die Augen und hielt sich am Sattel fest, um nicht abgeworfen zu werden. Faran lief ein paar Schritte neben dem Pferd her, bevor er das Tier wieder unter Kontrolle hatte.
    »Ruhig, Junge«, sagte Faran. »Ruhig.«
    »Was ist geschehen?«, fragte Koltak.
    »Etwas hat ihn erschreckt, gerade als wir auf diese Seite der Brücke übergetreten sind, aber ich habe nichts gesehen.« Faran sah sich um. »Das Land sieht hier ein wenig anders aus. Ich glaube, wir sind nicht mehr in der Nähe der Stadt der Zauberer.«
    »Nein, das glaube ich auch nicht«, antwortete Koltak.
    »Also haben wir das Schild übersehen?«
    Er schüttelte den Kopf. »Trotz des Tageslichts ist dies eine dunkle Landschaft.

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