Sebastian
seit sie das Zimmer im Bordell miteinander teilten. Deshalb war sie überrascht, dass er ausgestreckt auf dem Bett lag, noch immer nackt und zerzaust. Und er sah so sehr zum Anbeißen aus, dass sie den Wunsch verspürte, mit der Zunge über seine Haut zu fahren, nur weil sie ihn noch einmal schmecken wollte.
Was auch immer er in ihrem Gesicht gesehen hatte, brachte ihn zum Lächeln, und er schob die Decke zurück, sammelte seine Kleider ein … und ging ins Badezimmer. Der Blick, den er ihr zuwarf, bevor er die Tür schloss, weckte in ihr das Verlangen, ihn zu schlagen - oder ihn zurück ins Bett zu zerren.
»Haben die Hände nichts zu tun, hat der Kopf Zeit für Dummheiten«, murmelte sie, als sie sich im Raum nach einer Beschäftigung umsah. Sie betrachtete das Bett, zögerte, straffte aber dann die Schultern. Es war nur ein Bett. Es war jetzt nicht anders als vorher, als sie nur nebeneinander darin geschlafen hatten.
Aber es war doch anders. Als sie das Laken glatt strich, erinnerte sie sich an das Gefühl seiner Hände auf ihrem Körper und daran, wie sich seine Haut unter ihrer Berührung erwärmt hatte. Das köstliche Ziehen im Bauch, wenn er an ihren Brüsten saugte. Wie er sie mit den Fingern liebkost hatte, bis sie in Gefühlen ertrank, und es ihr egal war, ob sie jemals wieder daraus auftauchen würde.
Die Vereinigung hatte auch wehgetan, und das hatte das Vergnügen ein wenig geschmälert - bis sie eingeschlafen war und begonnen hatte, zu träumen.
Das Bordell, das Zimmer, das Bett - und Sebastian. Dieses Mal beschränkten sich die Träume nicht auf Umarmungen und innige Küsse. Dieses Mal schienen sie intensiver und … wirklicher. Er war wirklicher, als er es jemals in den anderen Träumen gewesen war. Er hatte die gleichen Dinge mit ihr getan wie zuvor, aber jetzt wusste sie, wie sich ein Mann anfühlte, wenn er hart und hungrig war. Und anstelle des Schmerzes, als sein Körper mit ihrem verschmolz, fühlte sie Lust - Wellen, die immer höher schlugen, brachen und sich zurückzogen, und sich wieder aufbäumten, als sie in den nächsten Traum hinüberglitt. Sebastian und sie taten darin Dinge, über die sie jetzt nicht einmal nachdenken konnte, ohne rot zu werden.
Aber ihr Körper reagierte auf die Erinnerungen, und sie spürte Schmetterlinge im Bauch und feuchte Hitze zwischen ihren Schenkeln.
»Woran denkst du gerade?«
Aufgeschreckt durch den Klang seiner Stimme, drehte Lynnea sich um. Sebastian stand ganz nah bei ihr. Er hatte sich angezogen, aber nicht die Mühe gemacht, sein Hemd zuzuknöpfen, und diesen flüchtigen Blick auf nackte Haut fand sie beunruhigend sinnlich. Erotischer, als wenn er gar kein Hemd getragen hätte. »Was?«
»Du hältst ein Kissen im Arm.«
»Was?« Als er sie nur anlächelte, spürte sie, wie ihr das Blut ins Gesicht schoss. »Ich dachte nur an … an …«
»Angenehme Träume?«
»Nein, ich -« Sie starrte ihn an. Erinnerte sich an die wenigen Bruchstücke der Geschichten über Inkuben, die sie gehört hatte, und wie sie sich normalerweise mit ihrer Beute verbanden. »Du … du kannst in meine Träume blicken?«
Er trat einen Schritt näher an sie heran. »Nur, wenn du mich einlädst. Und du hast mich eingeladen, süße Lynnea.« Feuriger Hunger blitzte in seinen Augen auf.
Du meine Güte. Darüber würde sie nachdenken müssen.
Sie wandte sich von ihm ab, legte das Kissen an seinen Platz und begann, das Laken glatt zu streichen. »Ich sollte bald bei Philo sein. Ich möchte nicht an meinem ersten Arbeitstag zu spät kommen.«
»Und ich muss einen Rundgang durch den Pfuhl machen, um die Brücken zu kontrollieren.« Stille. Dann: »Vermiss mich ein bisschen, ja?«
Während sie sich fragte, welche aufreizende Antwort man von Frauen auf eine Bitte dieser Art erwartete, strich sie noch einmal mit der flachen Hand über eine Seite des Bettes, bevor sie Sebastian ansah - und der Boden unter ihren Füßen ins Wanken geriet.
Nichts Feuriges oder Hungriges lag jetzt mehr in diesen grünen Augen. Nur Verwundbarkeit... und Sehnsucht.
Hatte ihn je jemand vermisst? Nicht den Inkubus und den Sex, den er bot, sondern Sebastian, den Mann? Hatte ihn je eine Frau willkommen geheißen, einfach weil sie froh war, ihn zu sehen?
Er braucht mich. Das Wunder dieser Entdeckung erfüllte ihr Herz.
Sie trat zu ihm hin und sagte: »Ich werde dich mehr als ein bisschen vermissen.« Dann schlüpfte sie mit den Händen unter sein Hemd, schlang die Arme um ihn und legte ihren Kopf
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