Sebastian
Pfuhl war nicht ganz der Ort, auf den ihre Wahl gefallen wäre, hätte sie sich eine Landschaft zum Leben aussuchen können, aber hier waren ihr all die Dinge begegnet, nach denen sie sich gesehnt hatte. So hatte er sich letztendlich doch als der richtige Ort für sie entpuppt.
Sie nahm ihr volles Tablett und wartete dann darauf, dass Teaser über die Straße kam, damit sie ihm sagen konnte, dass sie noch ein paar Minuten brauchen würde, bevor sie ins Bordell zurückkehren konnte. Sie hatte Sebastian versprochen, dass sie bei Philo bleiben würde, bis er oder Teaser sie zu ihrem Zimmer zurückbegleiteten.
Das Problem war, dass sie nichts zu tun hatte, wenn sie dort angekommen war. Sie war es nicht gewohnt, Freizeit zu haben, und es erschien ihr wie Verschwendung, dazusitzen und nichts zu machen. Nun ja, sie würde sich einfach Gedanken darüber machen müssen, was für Talente sie besaß und wie sie sie sinnvoll einsetzen könnte. Wenn sie das Zubehör fand, das sie brauchte, könnte sie ein paar Schals stricken. Die Besucher des Pfuhls würden wohl nichts mit solch einfachen Dingen anfangen können, aber die Bewohner wüssten sie vielleicht zu schätzen, wenn es draußen kalt wurde. Wenn es hier überhaupt kalt wurde. Sie würde Teaser fragen, sobald er …
Sie beobachtete, wie eine Frau an Teaser herantrat. Ihre Körpersprache ließ eindeutig auf einen Flirt - oder mehr - schließen.
Lynnea sah, wie er mit der Frau davonging, ohne auch nur einen Blick in ihre Richtung zu werfen.
So hielt man also im Pfuhl seine Versprechen.
Er ist ein Inkubus. Das ist, was er tut. Wahrscheinlich ist es albern von mir, verletzt zu sein, weil er sich entschlossen hat, mit einem möglichen Sexpartner loszuziehen, anstatt ein Versprechen zu halten, das er mir … oder Sebastian gegeben hat.
»Ist es nicht Zeit, dass du gehst?«, fragte Philo und warf ihr einen Blick zu, als sie das Tablett in die Küche brachte. »Ich dachte, Teaser würde dich abholen.«
»Offensichtlich nicht«, antwortete sie gerade bissig genug, damit er sich von seinen Töpfen und Pfannen abwandte, um sie anzusehen.
Sie zuckte mit den Schultern, um zu zeigen, dass es ihr nichts ausmachte. »Es sind noch Gäste gekommen. Ich nehme die Bestellungen entgegen.« Sie verließ die Küche, bevor Philo irgendwelche Fragen stellen konnte.
Sie hatte gerade die Bestellungen aufgeschrieben und war auf dem Rückweg in die Küche, um sie an Philo weiterzugeben, als Teaser, sich schadenfroh die Hände reibend, den Hof betrat.
»Bist du fertig?«, fragte er. »Oder habe ich noch Zeit für eine Schüssel vom Besten, was Philo gerade auf der Speisekarte hat?«
»Hast du dein Geschäft schon erledigt?«, gab sie mit scharfer Stimme zurück.
»Gerade zur rechten Zeit, würde ich sagen. Ich war bei Hastings und hab Karten gespielt, während ich auf dich gewartet habe. Die letzte Runde habe ich gewonnen. Dann habe ich meinen Gewinn eingesammelt und gesagt, ich müsse jetzt weg, um Sebastians Herzensdame abzuholen. Der Bullendämon am Tisch hat nicht einmal herumgebrüllt, weil ich gegangen bin, bevor er die Möglichkeit hatte, ein paar Münzen zurückzugewinnen. Er hat nur gemurmelt: ›Om … e … lett gut‹ - was auch immer das heißen mag.«
Lynnea starrte ihn an. »Teaser, ich habe dich gerade gesehen. Du bist mit einer Frau zum Bordell gegangen.«
»Bin ich nicht.« Er sah verwirrt aus, und auch ein wenig verletzt. »Ich habe versprochen, dich abzuholen, und daran habe ich mich gehalten.«
»Aber ich habe dich gesehen.«
Er schüttelte den Kopf »Das muss ein anderer gewesen sein.«
»Es gibt noch jemanden im Pfuhl, der genauso aussieht wie du?«
»Ich war es nicht. Obwohl...« Er rieb sich den Nacken. »Hastings hat gesagt, er hätte vor ein paar Tagen in der Taverne gesehen, wie ich mit dem Sukkubusluder rumgemacht habe, aber das ist Pferde … mist, weil er weiß, dass ich sie nicht ausstehen kann.« Er drehte sich um und sah in Richtung des Bordells. »Aber er hat auch gesagt, dass sie seitdem niemand mehr gesehen hat.« Er blickte wieder zu Lynnea. »Na komm. Ich bring dich in euer Zimmer. Dann schau ich mal, was ich über meinen … Zwilling … herausfinden kann, den die Leute gesehen haben.«
»In Ordnung. Ich bringe Philo schnell diese Bestellung; dann kann ich gehen.«
Als sie sich umdrehen wollte, hielt Teaser ihren Arm fest. »Wie sehr sah dieser Kerl mir ähnlich?«
Sie zögerte, weil er verärgert schien. »Nun ja«, wand sie sich, »er war
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