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Sebastian

Sebastian

Titel: Sebastian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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worden. Ich muss meine Familie in eine andere Landschaft bringen. Gibt es einen Ort, zu dem ich sie führen kann, an dem sie in Sicherheit sein wird?«
    Eine lange Pause entstand. »Die Hoffnung des Herzens liegt in Belladonna. Ihre Landschaften … sind die einzig sicheren Orte. Eine Resonanzbrücke … bringt Euch vielleicht … in eine von ihnen. Aber wenn die Zauberer sie vernichten … besteht keine Hoffnung mehr. Für niemanden.«
    Er musste fort. Er war bereits zu lange geblieben. »Es tut mir leid, dass ich an Euer Gefangennahme beteiligt war.«
    Erneutes Schweigen.
    Als Dalton vom Fenster zurücktrat, hörte er ein gemurmeltes: »Reise leichten Herzens.«
    Als er das Tor erreichte, wartete Addison immer noch auf ihn.
    »Wir sollten besser gehen, Hauptmann«, sagte Addison. »Etwas stimmt heute nicht mit diesem Ort. Mehr als sonst.«
    »Ich bin nicht länger Euer Hauptmann«, sagte Dalton,  als er das Tor öffnete und hinausging. »Man hat mich verbannt.«
    »Es tut mir leid, dass Ihr Schwierigkeiten bekommen habt, aber ich kann nicht sagen, dass es mir leid tut, dass Ihr geht.« Addison schüttelte den Kopf und seufzte. »Vielleicht ist es einfach die Art der Wahrer, Euch wissen zu lassen, dass es an der Zeit ist, diesen Ort zu verlassen.«
    Vielleicht, dachte Dalton. Aber tief im Innern seines Herzens glaubte er nicht, dass seine Verbannung irgendetwas mit dem Licht zu tun hatte.
     Sebastian schleppte sich zurück zum wackligen Tisch und dem Stuhl, den einzigen Möbelstücken im Raum. Keine Kerze oder Öllampe. Die Leisten der Fensterläden ließen ein wenig Tageslicht hinein, aber war die Sonne erst einmal untergegangen, würde in diesem Zimmer schwärzeste Dunkelheit herrschen.
    Er stützte sich mit den Händen auf dem Tisch ab, ließ sich auf den Stuhl nieder und wartete, bis er sich kräftig genug fühlte, bevor er nach der Wasserflasche griff - und fragte sich, ob der Hauptmann ihn wohl aus Freundlichkeit mit Wasser versorgt hatte. Er trank einen Schluck, schloss dann die Flasche und stellte sie zur Seite. Mit geschlossenen Augen saß er ganz still da und wartete darauf, dass der Schmerz in seinem Kopf sich legte und wieder zu einem dumpfen Pochen abklang.
    Tageslicht, tat das weh! Aber trotz der Beule auf seinem Kopf und dem oberflächlichen Riss, den der erste Schlag hinterlassen und der sein Haar stellenweise mit Blut getränkt hatte, glaubte er nicht, dass er schwer verletzt war. Natürlich hatte er Schmerzen, aber da schien nichts zu sein, was man nicht mit ein wenig Kopfschmerzpulver und Schlaf hätte kurieren können.
    Außer dem Gefühl, dass raue Finger leicht an der Innenseite seines Schädels entlang kratzen. Außer den flüsternden Stimmen, die nah genug waren, dass er sie  hören konnte, aber zu weit entfernt, um zu verstehen, was sie sagten - Stimmen, die immer näher zu kommen schienen, wenn sein Geist abschweifte.
    Waren Zauberer zu so etwas in der Lage? Sich in einen Geist einzuschleichen? Fanden sie so heraus, ob jemand wirklich unschuldig war? Nicht durch die Fragen, die man der Form halber stellte, sondern durch dieses Eindringen?
    Er würde sie nicht für immer fernhalten können. Sein Körper sehnte sich nach Schlaf - und der Schlaf würde ihn den Stimmen schutzlos ausliefern. Das leichte Kratzen würde bald zur Qual werden. Aber noch konnte er bestimmen, was diese Stimmen finden würden, wenn sie schließlich in seinen Verstand eindrangen, und was im Innern seines Herzens verborgen bleiben würde.
    Er hätte darauf bestehen sollen, eine Stunde über Koltaks Bitte nachzudenken. Er hätte sich diese Stunde selbst zugestehen sollen, um die Vor- und Nachteile zu erwägen, die es mit sich brachte, den Pfuhl zu verlassen, um die Stadt der Zauberer aufzusuchen. Hätte er das getan, wäre ihm aufgefallen, was ihn an Koltaks Reise in den Pfuhl so beunruhigt hatte.
    Koltak hatte ihn als Köder für diese Falle gebraucht, ihn aber nicht wirklich finden wollen, denn er hatte es  nie gemocht, mit ihm zusammen zu sein. Ephemera hatte auf diesen Konflikt in seinem Herzen reagiert und die Reise so schwierig werden lassen.
    Das war es, was ihn beunruhigt hatte - die Tatsache, dass Koltak Tage damit zugebracht hatte, den Pfuhl zu suchen. Aber die Worte »um Ephemera zu retten« hatten den Gedanken weggefegt, noch bevor er auftauchen konnte, bevor er stark genug werden konnte, um jeder Beeinflussung zu widerstehen.
    Sebastian öffnete die Augen und starrte an die Wand. War es das, was Koltak

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