Sebastian
darüber sprachen. Würde sie kleine Zeichnungen finden, die hier und dort im Raum versteckt waren?
Ihr Lächeln erlosch, als sie das Papier aufhob. Es war kein Zeichenpapier, und es war nicht neu. Es war ein wenig zerknittert und schmutzig, als hätte es jemand lange Zeit mit sich getragen, und das Wort auf der Vorderseite …
Sie konnte ein bisschen lesen und gut genug rechnen, um sicherzugehen, dass man sie auf dem Markt nicht betrog, und sie wurde immer besser, jetzt, da sie gedruckte Bücher lesen konnte, in denen Geschichten standen - etwas, das Mutter ihr verboten hatte -, aber mit handgeschriebenen Texten hatte sie immer noch zu kämpfen.
Sie ging zurück zur Lampe und hielt das Papier so, dass sie die Schrift besser erkennen konnte.
Ein Schauer lief ihr über den Rücken, als sie das Wort laut aussprach.
Belladonna.
Ihre Hände zitterten, als sie das Schriftstück umdrehte. Es war gefaltet worden und mit rotem Wachs verschlossen worden, in das ein kunstvolles, offiziell aussehendes Siegel gepresst worden war.
Es könnte einfach nur eine Nachricht sein, die Sebastian ausliefern sollte. Aber etwas in ihr wusste, dass es keine harmlose Nachricht war.
Furcht durchströmte sie, als sie das wächserne Siegel erbrach und das Papier entfaltete.
Die Handschrift, die zum Vorschein kam, war sauber und genau, und stammte wahrscheinlich von jemandem, der seinen Lebensunterhalt damit verdiente, wichtige Schriftstücke anzufertigen.
Sie stolperte über einige Wörter, aber die Botschaft war deutlich genug.
»Nein«, keuchte sie. »Oh, nein.«
Sie dachte nicht nach, klopfte nicht an. Sie rannte einfach ins Badezimmer. Da sie niemanden entdeckte, lief sie durch den Raum und stieß die andere Tür auf.
Teaser hatte sich zum Baden ausgezogen und schrie auf, als sie hereinstürmte. Er hechtete zu seinem Bett, packte ein Kissen und hielt es vor sich.
»Ich bin nackt!«, rief er. »Du kannst nicht einfach hereinkommen, wenn ich nackt bin.«
Von seinem an Panik grenzenden Tonfall aus der Fassung gebracht, starrte sie ihn an. »Um Himmels willen. Du bist ein Inkubus. Du zeigst dich Frauen gerne nackt.«
»Du bist keine Frau. Du bist Sebastians Geliebte. Geh weg.«
Sebastian. Sie trat in den Raum und hielt ihm den Brief hin. »Der Zauberer hat eine Nachricht für Belladonna hinterlassen. Lies sie.« Sie ging einen Schritt auf ihn zu.
Er sprang ein Stück zurück. »Wenn die Nachricht für Belladonna ist, sollte ich sie nicht lesen. Genauso wenig wie du.«
»Teaser! Die Zauberer sagen, Sebastian hätte die Frau umgebracht, die hier vor ein paar Wochen gestorben ist. Sie werden ihm etwas antun.«
»Was?«
»Lies jetzt!«
Er nahm den Brief, ging rückwärts, bis er die Öllampe erreichte, die er angezündet hatte, und las. Während er las, vergaß er das Kissen, und es entglitt seinem Griff.
»Tageslicht«, flüsterte er. »Sie rufen die stärkste Landschafferin in die Stadt der Zauberer, um das Urteil des Herzens zu vollstrecken, aber wenn sie keine Antwort auf die Aufforderung erhalten, werden sie das Urteil der Zauberer sprechen.« Er runzelte die Stirn und schüttelte dann den Kopf. »Das ergibt keinen Sinn. Sie müssen wissen, dass die Schule angegriffen worden ist. Wie können sie davon ausgehen, dass eine -« Er hielt inne. Starrte das Papier an. »So ist es. Die Zauberer sind nie in der Lage gewesen, Belladonna zu finden, also bedrohen sie Sebastian, um sie dazu zu zwingen, zu ihnen zu kommen.«
»Wir müssen etwas unternehmen«, sagte Lynnea mit erstickter Stimme. »Sebastian hat diese Frau nicht umgebracht. Du weißt, dass er es nicht getan hat.«
Teaser sah sie mit düsterem Blick an. »Was sollen wir denn tun? Sebastian ist seit Stunden fort. Er ist mit einem Zauberer auf zwei Dämonenrädern weggefahren. Wahrscheinlich sind sie längst in die Landschaft übergetreten, in der die Stadt der Zauberer liegt. Und niemand weiß, wie man Belladonna findet. Sie sucht ihre Landschaften auf, wenn sie Lust dazu hat.«
»Nadia wird wissen, wie sie zu finden ist, und ich weiß, wie man Nadia findet.« Sie schnappte ihm das Stück Papier aus der Hand und lief zur Tür.
»Warte!« Teaser sprang los, holte sie ein und hielt sie am Arm fest. »Begreifst du nicht? Genau das wollen diese verfluchten Bastarde doch erreichen. Sie wollen, dass jemand Belladonna findet. Und wenn sie erst einmal in Reichweite des Rats der Zauberer ist, bringen sie sie und Sebastian um.«
Lynnea versuchte, ihn abzuschütteln.
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