Sebastian
glühten vor Neid, als sie den Catsuit erblickte.
Tageslicht!, dachte Sebastian, als sie sich ihnen näherte. Warum musste ausgerechnet diese Sukkubusschlampe jetzt hier sein?
»Sebastian«, schnurrte sie. »Versuchst du schon wieder, kleine Mädchen, die von Zuhause weggelaufen sind, so herzurichten, dass sie als begehrenswert durchgehen?«
»Ich tue nichts dergleichen«, fauchte er.
»Ooohhh? Ich habe gehört, du seiest mit Teaser befreundet, und jeder weiß, dass er nicht hat, was es braucht, um ein wahrer Inkubus zu sein. Ohne dich wäre er doch schon lange gefressen und wieder ausgespuckt worden.« Sie musterte Lynnea. »Selbst wenn du es schaffst, deinen Pferdehintern in diesen göttlichen Anzug zu quetschen, hast du immer noch das Problem mit dem Gesicht.«
»Vielleicht kann ich bei dem Gesicht behilflich sein«, erklang eine kalte Stimme von der Tür.
Er hatte sie bereits seit über einem Jahr nicht mehr gesehen, und so hatte er ihre Stimme noch nie gehört, aber er wusste, wer da im Türrahmen stand.
Ebenso wie die Dämonin, deren Gesicht sich zu einer hässlichen Maske der Angst verzerrt hatte.
Sebastian schloss für einen Moment die Augen, um sich zu sammeln, bevor er sich zur Tür - und zu Glorianna umdrehte.
Augen aus grünem Eis begegneten seinem Blick. Ihr von langem schwarzem Haar eingerahmtes Gesicht war noch immer wunderschön, aber es war eine kalte, unnahbare Schönheit - und er fragte sich, ob ihr Herz genauso kalt geworden war.
Diese Belladonna war dazu fähig, eine Bestie auf den Pfuhl loszulassen, die ihre Opfer auf so abscheuliche Art und Weise tötete.
Nein. Nein! Er würde nicht einmal daran denken, würde es niemals glauben. Wenn sie in der Lage wäre, so etwas zu tun, würde es seinem Herzen eine Wunde zufügen, für die es keine Heilung gab.
Sie betrat den Laden und starrte die Dämonin an, die unter ihrem Blick zusammenschrumpfte.
»Verschwinde«, sagte sie.
Der Sukkubus floh auf die Straße.
»Wir müssen reden«, sagte Sebastian leise.
»Später.« Sie musterte Lynnea und lächelte. »Sebastian hat seine guten Manieren vergessen. Ich bin seine Cousine Glorianna.«
»Schön, Sie kennen zu lernen«, antwortete Lynnea wohlerzogen. »Ich bin Lynnea.«
»Glorianna -«, fing Sebastian an.
»Warum gehst du nicht raus und schnappst ein bisschen frische Luft?«, schlug Glorianna vor.
Er erkannte einen Befehl, wenn er ihn hörte, und, Cousin oder nicht, nur ein Narr würde sich Glorianna Belladonna widersetzen. Trotzdem hätte er versucht, ihr eine Minute abzuringen, um ihr alles zu erklären, aber der Blick, den sie ihm zuwarf, erstickte jeden Protest im Keim. Also ging er hinaus und lehnte sich so unbeteiligt mit der Schulter an die Hauswand, als ob im Inneren des Ladens nichts Wichtiges vor sich gehen würde.
Glorianna sah Sebastian nach, als er den Laden verließ. Als sie den Pfuhl in der Nähe des Cottages betreten hatte, hatte sie eine Dissonanz wahrgenommen, von der sie wusste, dass sie von Sebastian kam. Es war, als hätten sich die dunklen Strömungen in ihm so miteinander verwoben, dass es das Wesen seines Herzens verändert hatte. Als sie dann in den Pfuhl geeilt war, um ihn zu suchen und herauszufinden, was mit ihm nicht stimmte, hatte sie eine erneute Veränderung gespürt - die Licht und Dunkelheit in Sebastian wieder ins Gleichgewicht brachte, als heile sie eine schwärende Wunde.
Sie wusste nicht, was die erste Veränderung hervorgerufen hatte, aber die zweite war von der Frau ausgegangen, die jetzt vor ihr stand.
Es ergibt keinen Sinn, dachte sie, als sie sich umdrehte, um Lynnea anzusehen, die schüchtern lächelte und sie mit blauen Augen anstarrte, die dunkel waren vor Angst. Diese Frau gehörte nicht in den Pfuhl, hätte nicht in der Lage sein dürfen, diese Landschaft zu betreten. Aber sie war hier, und ihre Anwesenheit verursachte keine Dissonanz.
Glorianna stockte der Atem, als sie erkannte, was sie da vor sich hatte.
Einen Katalysator.
Sie war ein ganz normaler Mensch, aber weil Lynnea sich in einer Landschaft befand, die sie nicht hätte betreten können sollen, wirkte ihre Anwesenheit wie ein Kieselstein, den jemand in einen Teich geworfen hatte. Die Wellen, die er schlug, würden die Herzen anderer beeinflussen, manche mehr, manche weniger stark. Würden zu Veränderung führen. Würden Gelegenheiten und Entscheidungen mit sich bringen.
Sowohl für den Katalysator selbst als auch für die Menschen in seiner Umgebung.
Was eine
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