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Sebastian

Sebastian

Titel: Sebastian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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verließ. Das Feuerrisiko war einfach zu hoch.
    »Bleib hier«, flüsterte er und trat vorsichtig in den Raum. Dann bemerkte er das in braunes Papier eingewickelte Päckchen neben der Lampe und den Zettel, der unter der Schnur steckte - und atmete erleichtert auf, als er die Handschrift erkannte.
    Glorianna.
    Vorsichtig drückte er mit einem Finger auf das Päckchen und erhielt so die Antwort auf seine nächste Frage. »Ich glaube, meine Cousine hat deine anderen Sachen hergebracht.«
    »War das nicht in Ordnung?«, fragte Lynnea, die sein Verhalten verwirrte.
    »Doch. Es ist sehr nett.« Er ging zu ihr zurück und griff an ihr vorbei, um etwas zu tun, das er in den zehn Jahren, in denen er hier lebte, noch nie getan hatte. Er schloss die Tür ab.
    »Komm rein«, sagte er und zündete noch ein paar Lampen an.
    Sie ging durch den Raum und sah sich alles genau an. Dann blieb sie stehen und betrachtete zwei gerahmte Skizzen an der Wand. »Von wem sind die?«
    »Von mir«, antwortete er schroff, nicht sicher, ob es ihm peinlich war, das zuzugeben, oder ob er ihre Meinung fürchtete. Vor ein paar Jahren hatte er Nadia seine Skizzen gezeigt, nachdem sie ihn lange genug schikaniert hatte, weil sie wissen wollte, wie er seine Zeit verbrachte, wenn er nicht durch den Pfuhl zog. Sie hatte drei der Zeichnungen behalten - eine für sich, eine für Glorianna und eine für Lee - und hatte ihm diese zwei rahmen lassen.
    Er hatte ihr nie gesagt, wie viel ihm das bedeutet hatte.
    »Sie sind wunderschön«, sagte Lynnea.
    Und auch dieser Frau würde er niemals erzählen, wie viel ihm ihre Worte bedeuteten.
    »Mir gefällt dein Zuhause, Sebastian.«
    Er ging auf sie zu, ohne nachzudenken, sehnte sich zu sehr danach, sie zu spüren, um nachzudenken. Er fuhr mit den Fingern durch ihr Haar und genoss das Gefühl, als seine Lippen mit ihren verschmolzen, wollte mehr, wollte alles.
    Und er konnte alles haben. Das erkannte er an der Art, wie sie ihre Arme um ihn schlang, wie sie auf seine Küsse reagierte. Er konnte diesen schrecklichen Hunger stillen und ein Feuer in ihr entfachen, an das sie sich den Rest ihres Lebens erinnern würde. Alles, was sie verlieren würde, war ihre Jungfräulichkeit.
    Er aber könnte sein Herz verlieren, wenn er es nicht bereits verloren hatte.
    Sie gehört nicht hierher.
    Die Worte schlichen sich in seine Gedanken, nagten an ihm, erstickten sein Verlangen. Er wollte diese eine Nacht mit ihr, aber er konnte sie nicht bekommen. Nicht um ihret-, sondern um seinetwillen.
    Er ließ den Kuss zärtlicher werden, zögerte das Ende hinaus, weil es der letzte sein würde. Dann trat er zurück und löste sich aus ihren Armen.
    »Wenn wir ausgeschlafen haben, bringe ich dich zur Schule der Landschafferinnen.«
    »Aber …« Sie starrte ihn an. In ihren Augen verwandelte sich unerfülltes Verlangen in den Schmerz der Zurückweisung. »Aber ich bin ein schlechter Mensch. Mutter hat es auch gesagt.«
    Er schüttelte den Kopf. »Du bist einer der besten Menschen, die ich je kennen gelernt habe. Wenn sie das nicht erkennen konnte, liegt der Fehler bei ihr, nicht bei dir. Du gehörst nicht an einen Ort, an dem die Sonne niemals aufgeht. Du gehörst nicht in den Pfuhl.«
    Als er einen Schritt nach vorne trat, um den stechenden Schmerz der Ablehnung zu lindern, zog sie die Schultern zusammen und wandte sich ab.
    Kein Trost. Kein glückliches Ende einer glücklichen Begegnung.
    Vielleicht war es gut so … für sie beide.
    »Das Schlafzimmer ist hinter der Tür. Du kannst in dem Bett schlafen, das dort steht.«
    Sie fragte nicht, wo er schlafen würde. Sie lief einfach  nur durch den Raum, hob das Paket mit ihren Kleidern auf, ging ins Schlafzimmer und schloss die Tür.
    Sebastian stand noch lange da und starrte die Schlafzimmertür an, bevor er sich die Schuhe auszog und sich auf der Couch ausstreckte.
    Er hatte das Richtige getan.
    Also warum fühlte er sich dann so schlecht?
     

Kapitel Zehn
    Im schwindenden Licht des Sommerabends saßen sie auf dem Dämonenrad. Lynnea hatte die Arme um ihn geschlungen und schmiegte sich an seinen Rücken. Selbst hier, selbst jetzt konnte er der Nacht nicht entfliehen. Der Tag zeigte sich noch einmal von seiner schönsten Seite, bevor er sich seinem Rivalen ergab. Aber das spielte keine Rolle. Er gehörte der Nacht. Und Lynnea gehörte dem Tageslicht.
    Die Schule der Landschafferinnen erstreckte sich über mehrere Morgen Land, die von einer hohen Steinmauer umgeben waren. Grenzen und

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