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Sebastian

Sebastian

Titel: Sebastian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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hier das Sagen hat.«
    Das nächste Gebäude war zwei Stockwerke hoch und hatte die Form eines Quaders. Wahrscheinlich die Klassenräume. Zu dieser Tageszeit kein sehr viel versprechender Ort, um einen Lehrer zu finden, aber immer noch besser, als weiter herumzuirren.
    Aus dem Augenwinkel nahm er eine Bewegung hinter den Fenstern im ersten Stock war, entschied dann aber, dass es ein Vogel oder ein anderes kleines Tier im Geäst des Baumes gewesen sein musste, der das Gebäude beinahe berührte. Aber seine Nerven waren bis aufs Äußerste gespannt, und der Drang, auf das Dämonenrad zu steigen und diesen Ort zu verlassen, wurde immer stärker.
    Es erschien ihm seltsam, dass die Doppeltür des Gebäudes nicht ganz geschlossen war. Würden sie so unbesorgt alles offen stehen lassen, wenn der Unterricht für den Tag beendet war? Vielleicht hieß das, dass wirklich noch jemand im Gebäude war - eine Schülerin, die schnell ein vergessenes Buch holen wollte und sich nicht vergewissert hatte, ob die Tür geschlossen war, weil sie in ein paar Minuten wieder zurückkommen würde.
    Ein kalter Schauer lief ihm den Rücken hinunter, als er die Tür ganz aufstieß.
    Lynnea zog sich die Jacke über Mund und Nase, als sie das Gebäude betraten. »Oh. Hier riecht es aber schlecht.«
    Das tat es wirklich. Deswegen musste er auch nachsehen. Wenn hier jemand allein und verletzt war, musste er tun, was in seiner Macht stand, um zu helfen - oder um Hilfe zu holen, wenn es sonst nichts gab, was er tun konnte.
    Beinahe hätte er Lynnea gebeten, bei der Tür auf ihn zu warten. Schließlich war der nächste Klassenraum nicht mehr als zehn Schritt vom Eingang entfernt. Aber selbst zehn Schritt waren ihm zu weit.
    Er drückte ihre Hand und näherte sich der ersten Tür. Dabei ließ er sie einen Schritt hinter sich gehen, hielt ihre Hand aber fest. Die Tür war nur angelehnt, ließ sich aber nicht weiter öffnen, als er sie leicht anstieß. Also drückte er mit der Schulter gegen das Holz.
    Sofort wünschte er sich von ganzem Herzen, er hätte es nicht getan.
    »Sebastian?«, flüsterte Lynnea hinter ihm.
    Diesmal drückte er ihre Hand fester und bedeutete ihr, zu schweigen. Sein Herz schlug heftig, als er in den Raum blickte.
    Sie hatten keine Chance gehabt. Etwas hatte sie so schnell angegriffen, dass die meisten Mädchen nicht einmal mehr genug Zeit gehabt hatten, um einen Fluchtversuch zu unternehmen.
    Er schüttelte den Kopf, als ob er so das Schlachtfeld, zu dem der Raum geworden war, verschwinden lassen könnte. Es konnte nicht wahr sein. Dies hier waren Landschafferinnen; Frauen, die in der Lage sein sollten, die anderen Bewohner Ephemeras zu beschützen, bis der Weltenfresser vernichtet war. Dass er jetzt die Folgen eines solchen Gemetzels in ihrer Schule ansehen musste …
    Dann traf ihn eine Erkenntnis. Die Leichen waren nicht frisch. Wenn sie sich nicht in einem anderen Teil des Gebäudes versteckt hatten, weil sie immer noch angegriffen wurden, hätten die anderen die Leichen schon lange weggeräumt, anstatt sie hier verrotten zu lassen.
    Wenn überhaupt noch jemand am Leben war.
    Eiskalte Gewissheit ergriff ihn. Dies war kein vereinzelter Angriff. Wenn er es wagen würde, sich die Zeit zu nehmen, um in diesem oder in einem anderen Gebäude weitere Zimmer zu untersuchen, würde er dasselbe Bild vorfinden. Tod und Vernichtung. Vielleicht waren die meisten Landschafferinnen in ihre Gärten geflohen und in andere Landschaften übergetreten. Vielleicht waren die Brückenbauer in der Lage gewesen, zu entkommen,  bevor die Welle des Todes, die diesen Teil der Schule überrollt hatte, sie erreichte. Vielleicht.
    Es spielte keine Rolle, ob die meisten von ihnen es geschafft hatten oder hier unter den Toten lagen. Jetzt bedeutete die Abwesenheit anderer Menschen nur eines: Lynnea und er waren vielleicht die einzigen noch lebenden Personen in der Schule.
    Und somit auch die einzige Beute.
    Im verzweifelten Versuch, so schnell wie möglich dem geschlossenen Raum zu entkommen, fuhr er herum und zog Lynnea zur Tür nach draußen, denn hier wäre es ein Leichtes, ihnen jeden Fluchtweg abzuschneiden. Was auch immer sich hier aufhielt, wenn sie das Dämonenrad erst einmal erreicht hatten, könnten sie der Gefahr entkommen. Und wenn sie das Gelände verlassen hatten …
    Sie rannten durch die Tür in Richtung des Dämonenrads, blieben dann aber angesichts des Bildes, das sich ihnen bot, wie angewurzelt stehen.
    Das vordere Ende der Maschine war in

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