Sebastian
einem trüben Gewässer versunken. Der Dämon befand sich nicht mehr in dem Rad, aber etwas trieb mit dem Bauch nach oben knapp unter der Wasseroberfläche. Der Körper der Kreatur war zu dunkel, um im Licht der Abenddämmerung Größe oder Form erkennen zu können, aber auf dem helleren Bauch konnte man die tödlichen Wunden scharfer Klauen sehen.
Das Dämonenrad hatte gekämpft, aber es hatte nicht gewonnen.
»So wie das Pferd«, flüsterte Lynnea. »Als Ewan mich auf der Straße stehen gelassen hat, bin ich ihm hinterhergelaufen. Als ich zur Kurve bei der Brücke kam, kämpfte das Pferd im Wasser und … etwas hat es nach unten gezogen.«
Am Ufer des Teichs sah der Boden noch fest genug aus. Sie könnten um den Teich herumgehen und versuchen, rennend das Haupttor zu erreichen. Es sei denn …
»Dieser Sand mit der seltsamen Farbe«, sagte Lynnea mit kaum hörbarer Stimme. »Auf der Straße habe ich diesen Sand auch gesehen. Als ich zur Brücke gelaufen bin, war er noch nicht da. Er ist erst aufgetaucht, während ich überlegt habe, ob ich über die Brücke gehen oder die Straße zurücklaufen sollte, um Hilfe zu holen.«
Einen Moment lang befand er sich wieder in der Gasse im Pfuhl und spürte den Sand unter seinen Füßen.
»Der Weltenfresser jagt wieder … Die Landschaften, die mit Ihm eingeschlossen waren, sind frei.«
Der Weltenfresser war hier und schuf genau in diesem Moment aus der Schule der Landschafferinnen Teile Seiner eigenen dunklen Landschaften. Aber Er hatte noch nicht alles verändert. Solange Lynnea und er auf dem Boden blieben, der noch zur Schule gehörte, bestand die Möglichkeit, zu entkommen.
Aber noch während sich dieser Gedanke in seinem Kopf formte, sah er, wie sich der Erdboden hinter dem Sand und der trüben Wasserfläche in einen Sumpf verwandelte, der sich bis zu den Mauern erstreckte, die die Schule einfassten.
Ein Gefühl, das zu urtümlich war, um es in Worte fassen zu können, veranlasste ihn dazu, sich umzudrehen und das Gebäude anzublicken. War das nur ein Schatten an der Wand? Oder war es ein Jäger, der mit seiner Umgebung verschmolz?
Er ließ Lynneas Hand los und legte sich den anderen Riemen des Bündels über die Schulter, um es bequemer auf dem Rücken tragen zu können. Es wäre vernünftiger gewesen, das Päckchen fallen zu lassen, aber er wollte nichts zurücklassen, das man dazu verwenden könnte, sie aufzuspüren.
Wächter und Wahrer! Wie sollten sie hier wieder herauskommen?
Sebastian stockte der Atem, als ihm die Antwort einfiel: Gloriannas Garten.
Sie müssten sich tiefer in die Schule hineinbegeben, genau auf das Versteck des Feindes zu.
Etwas kam raschelnd näher, verborgen durch das schwindende Licht.
Sie hatten nur diese eine Chance.
Er griff nach Lynneas Hand. Entweder würden sie beide entkommen oder keiner von ihnen. Er würde sie nicht zurücklassen, damit sie das gleiche Schicksal traf, wie die Menschen, die er in dem Klassenzimmer gesehen hatte.
Er führte sie zurück zum Schulgebäude. »Wir müssen den Garten meiner Cousine erreichen«, sagte er leise. »Wenn ich es sage, rennst du wie ein Hase. Hast du mich verstanden?«
Sie schaute starr geradeaus und nickte. »Da kommt etwas.«
»Ich weiß.« Er besann sich einen Moment, um sich die Karte in Erinnerung zu rufen, die Glorianna gezeichnet hatte, weil er sich nicht traute, Zeit zu verschwenden, indem er erst die Leinenserviette aus seiner Jackentasche zog. Die Sonnenuhr war der erste Orientierungspunkt.
Glorianna. Er konzentrierte sich, konzentrierte sich auf die Notwendigkeit, ihren Garten zu finden … und hoffte, dass etwas - Wächter, Wahrer oder Ephemera selbst - seine innige Bitte um Hilfe erhören und ihm beistehen würde, das Stück Boden zu finden, das ihre Resonanz trug. Glorianna. Glorianna. »Fertig?«
Lynnea drückte als Antwort seine Hand.
»Lauf!«
Wesen, die direkt aus einem Albtraum zu stammen schienen, verfolgten sie. Ameisen, so lang wie sein Unterarm. Spinnen, so groß wie Hunde. Und Dinge, für die er keinen Namen hatte.
Der gepflasterte Weg unter ihren Füßen fühlte sich schwammig an, fließend, als ob die Steine sich im nächsten Moment zwischen zwei Schritten in etwas anderes verwandeln würden.
Wir sind in der Schule. Wir sind in der Schule. Wir sind in der Schule. Wieder und wieder sagte er diese Worte vor sich hin, in der Hoffnung, dass es sie davor bewahren würde, in eine der Landschaften des Weltenfressers zu geraten. Aber in seinem Innersten
Weitere Kostenlose Bücher