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Sebastian

Sebastian

Titel: Sebastian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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Hand auf der ihren liegen und bot ihr das vertraute Band der Familie, indem er ihr ohne Worte sagte, dass sie nicht alleine war.
     Glorianna lief über die Hauptstraße des Pfuhls und widerstand dem Drang, zurück zum Restaurant zu rennen und Sebastian zu sagen, er solle Lynnea nicht zur Schule bringen. Sie glaubte nicht, dass er während seines Aufenthaltes auf ernsthafte Schwierigkeiten stoßen würde, nicht mit all den Lehrern, die auf dem Gelände wohnten,  und den anderen Landschafferinnen, die immer wieder zurückkehrten, um sich um ihre Gärten zu kümmern. Vielleicht hatten sie den Weltenfresser bereits wieder eingeschlossen. Und wenn sie es nicht alleine schafften, würden sie die Zauberer zur Hilfe rufen. Und die Zauberer verstanden sich schließlich darauf, Probleme aus dem Weg zu schaffen.
    Nein, sie glaubte nicht, dass Sebastian in Schwierigkeiten geraten würde, obwohl sie dafür gesorgt hatte, dass er noch von einem anderen Weg erfuhr, auf dem er die Schule wieder verlassen konnte. Es war die Resonanz zweier Herzenswünsche, die durch die Strömungen der Macht hallte, die in ihr den Wunsch weckten, ihn zu der Entscheidung zu drängen, die sie für die bessere hielt.
    Du darfst leiten, aber du darfst nicht kontrollieren. Du darfst niemandem die Entscheidungen nehmen, die er treffen muss, um die Reise seines Lebens fortzusetzen.
    Gelegenheit und Entscheidung. Den Menschen boten sich ständig Gelegenheiten, ihre Herzenswünsche zu erfüllen, aber entweder sie erkannten sie nicht, oder sie fanden nicht den Mut, nach dem zu greifen, was sie sich am sehnlichsten wünschten.
    Sie durfte sich nicht in Sebastians Reise einmischen, wo auch immer sie ihn hinführen mochte. Sie hatte ihm die Gelegenheit gegeben, eine Ausrede, seine Entscheidung, Lynnea zur Schule zu bringen, zu ändern, aber er hatte beschlossen, sie nicht zu beachten.
    Das Wissen, dass sie das Richtige tat, wenn sie ihm die Entscheidung überließ, konnte den Wunsch nicht schwächen, ihrem Lieblingscousin und seinem neu gewonnenen Ehrgefühl einen heftigen Tritt zu versetzen.
     Als er sich von Glorianna verabschiedet hatte und über die Straße lief, um Lynnea zu finden, beendeten Teaser und zwei jüngere Inkuben gerade eine Stegreif-Parodie voll sexueller Andeutungen. Zweideutig, ja, aber zu  übertrieben und gutmütig, um wirklich obszön zu sein.
    Und da stand auch Lynnea am Rande des Publikums und strahlte wie das Sternenlicht, während sie lachte und applaudierte.
    Nein, nicht wie Sternenlicht. Sie trug zu viel Wärme in sich, um Sternenlicht zu sein. Sonnenlicht, das passte zu ihr. Eine Wärme, die den Pfuhl nie erreicht hatte - bis sie durch die Landschaft gegangen war und ihr Lachen mit sich gebracht hatte.
    Er applaudierte mit dem Rest des Publikums, nicht weil er die Vorführung gesehen hatte, sondern um Teasers Hilfe bei seinem Vorhaben anzuerkennen, seinem kleinen Häschen ein paar Stunden zu schenken, in denen sie sich fühlen konnte wie eine Löwin.
    Als hätte sie den Klang seiner Hände erkannt, drehte Lynnea sich um und lächelte ihn an. »Sind sie nicht wunderbar?«
    »Ja, das sind sie«, antwortete er und erwiderte ihr Lächeln.
    »Hattest du eine schöne Zeit mit deiner Cousine?«
    »Es war sehr nett, ja.« Er steckte eine Hand in die Tasche seiner Lederjacke und berührte die zusammengefaltete Leinenserviette. Glorianna hatte darauf bestanden, ihm eine grobe Karte der Schule zu zeichnen. Es war ihm albern vorgekommen. Schließlich gab es nur eine Straße zum Schulgelände der Landschafferinnen, und die führte geradewegs auf die Gebäude zu, in denen die Klassenräume und Wohnquartiere untergebracht waren. Dann erkannte er, dass die Straße und die Gebäude nur grobe Bezugspunkte auf dem Weg zu dem Ort waren, den zu finden er in der Lage sein sollte, sofern die Notwendigkeit dazu bestand. Ihr Garten.
    Sie fühlte sich sichtlich unwohl, als sie ihren Garten erwähnte, aber er musste die Wegbeschreibung wiederholen, bis sie sich sicher war, dass er ihn finden würde.  Ein sicherer Ort, sollte er einen brauchen. Und ein Fluchtweg, versteckt im Brunnen in der Mitte ihres Gartens, falls er einen solchen benötigen würde.
    Darüber würde er sich den Kopf zerbrechen, wenn Lynnea und er die Schule erreicht hatten. Jetzt wollte er an nichts denken als an sie, wollte nichts fühlen, das nicht mit der Zeit, die ihnen gemeinsam gegeben war, in Verbindung stand. Nicht genug Zeit. Nicht annähernd genug Zeit. Aber er würde nicht

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