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Sechs Richtige (German Edition)

Sechs Richtige (German Edition)

Titel: Sechs Richtige (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steffi von Wolff
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deutete auf die Insel.
    «Unterschätz mal die Entfernungen nicht», sagte Fridtjof und kontrollierte seine Schwimmweste. «Echt jetzt. Merk dir das bitte, falls du irgendwann mal alleine draußen bist. Es ist immer weiter, als du denkst. Achtung, wir müssen wenden. Zieh du mal da an der Leine da.»
    Jan tat, was Fridtjof sagte, und das Boot schien sich zu drehen. Dann blähte sich das Segel wieder auf, und sie fuhren weiter.
    «Eigentlich ist es ganz einfach, ich weiß gar nicht, was du hast», sagte Jan schließlich. «Lass mich doch mal rudern.»
    «Rudern kannst du auf dem Main oder im Bauch eines Sklavenschiffs. Hier wird gesteuert.» Fridtjof überließ ihm die Pinne. «Vorsichtig, das Boot reagiert ziemlich schnell.»
    «Ja, ja», sagte Jan und griff nach der Pinne. Der Laser kippte fast um.
    «Sag mal, red ich chinesisch?»
    «Ich kann ja nicht ahnen, dass das so ruckartig geht», rechtfertigte sich Jan. «Das hättest du ruhig mal sagen können.»
    Fridtjof verdrehte die Augen. Er war sich nicht mehr sicher, ob es eine gute Idee gewesen war, Jan mitzunehmen. Aber er mochte ihn. Und das Inselleben würde ihn schon kleinkriegen, da war sich Fridtjof relativ sicher.
    «Sag mal», sagte Jan da. «Ich darf doch eigentlich die Insel nicht verlassen.»
    «Ich habe gehört, dass ihr ein Jahr lang nicht aufs Festland dürft», bekam er von Fridtjof erklärt. «Das hat deine Mutter meiner Mutter erzählt. Und hier sind wir nicht auf dem Festland, sondern auf der Nordsee. Sonst dürftet ihr ja auch nicht rüber zur Düne. Und nicht baden.»
    «Das stimmt.» Jan war beruhigt.

    «Hi.» Ein dunkelhaariges Mädchen stand vor Antonia und lächelte sie an. Neben ihr stand eine Blonde, beide trugen Bikinis und hatten Strandtaschen dabei.
    «Hi.» Antonia blinzelte nach oben. Sie lag auf ihrem Handtuch und sonnte sich.
    «Ich bin Lena», sagte die eine.
    «Ich bin Frauke», die andere.
    «Und ich Antonia.»
    «Wissen wir. Wo ist deine Schwester?»
    Antonia setzte sich auf. «Echt lustig, wie schnell hier jeder was von jedem weiß.»
    Lena nickte. «Man erzählt sich, dass die Inselbewohner damals vor meiner Mutter wussten, dass sie schwanger ist.»
    «Ha. Ha.»
    «Kleiner Scherz. Wir wohnen auch hier, und wenn ich alles richtig verstanden habe, sind wir bald in einer Klasse. Ich bei dir und Frauke bei deiner Schwester.»
    Die beiden breiteten ihre Handtücher neben denen von Antonia und Vanessa aus. Und da kam Vanessa auch schon aus dem Wasser, und Lena und Frauke lachten sie an.
    «So», sagte Frauke dann. «Habt ihr denn schon Leute kennengelernt? Wir sind heute erst aus dem Urlaub wiedergekommen. Natürlich wussten wir, dass eine neue Familie in die Jugendherberge kommt, und von dem Lotteriesystem wussten wir auch. Und dass ihr vier Kinder seid. Ihr habt eine jüngere Schwester, die heißt Lilly, und einen älteren Bruder, der heißt Jan.»
    «Und sieht gut aus», vervollständigte Lena den Satz.
    «Stimmt alles», sagte Vanessa. «Bis auf die Tatsache, dass Jan gut aussieht. Jan sieht völlig normal aus. Wisst ihr auch schon, welche Schuhgröße wir haben und was wir gern essen?»
    «Noch nicht, aber das werden wir schon noch rausfinden. Jetzt mal im Ernst: Ihr wollt doch bestimmt ein paar Sachen über die Insel wissen.»
    Vanessa nickte. «Schon, irgendwie sind wir noch gar nicht dazu gekommen. Wir sind halt die meiste Zeit hier auf der Düne. Bei dem Wetter.»
    «Ja, das muss man ausnutzen. Das ist bald vorbei. Dann kommen die bösen, dunklen Monate und die ganzen Selbstmordtouristen.»
    Antonia sah Lena entsetzt an. «Nicht dein Ernst.»
    «Doch.» Sie nickte. «Früher war es wohl ganz schlimm. Die ganzen Leute, die Depris hatten, sind hergekommen. Meine Mutter hat mir da einiges erzählt.» Sie schwieg, um die Spannung zu erhöhen. «Der Erste, an den meine Mutter sich erinnern konnte, war einer in einem viel zu kleinen, speckigen schwarzen Anzug, der einfach nur Übergewicht und einen schlechten Geschmack hatte. Mit so einer Aktentasche unterm Arm. Der kam auf demselben Schiff mit rüber wie Mama und Oma, die waren damals in Cuxhaven beim Zahnarzt gewesen, und Mama hat schon gedacht, dass der auf dem Schiff so komisch guckt, irgendwie irre. Er hat wohl auch kein Wort gesagt, sondern dauernd nur geächzt, als würde er einen Betonklotz tragen. Und dann, am nächsten Nachmittag, es war November …»
    «Es war Dezember», unterbrach Frauke sie.
    «Nein, November. Ende November.»
    «Nein, es war Anfang

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