Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sechs Richtige (German Edition)

Sechs Richtige (German Edition)

Titel: Sechs Richtige (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steffi von Wolff
Vom Netzwerk:
spürte sie. Das Dumme war, dass sie nicht mal eben nach Frankfurt fahren konnte, denn, das hatten die Eltern ihnen wie Gehirnwäsche immer und immer wieder gesagt: Dann war der Gewinn gefährdet, und dann war alles umsonst. Und das wollte sie sich und den anderen natürlich nicht antun. Aber es reizte sie, sich einfach in den Zug zu setzen und dann vor dem überraschten Marko zu stehen. Und es interessierte sie auch, was mit Sophia los war. Vanessa mochte es nicht, wenn es ihren Geschwistern nicht gutging, auch wenn sie das natürlich nicht zugab. Jedenfalls nicht direkt.
    Eine halbe Stunde später, als sie in der Nordsee badeten, während die Sonne heiß vom Himmel schien, dachte Antonia darüber nach, dass es Sophias eigene Schuld war, wenn sie sich nicht bei ihr meldete. Sie hätte ja immerhin noch während der Ferien herkommen können, und die Eltern hätten auch nichts dagegen gehabt, wenn sie die letzten zwei Wochen hier gewesen wäre. Aber Sophia hatte sich noch nicht konkret geäußert. Warum taten bloß alle so, als wäre das hier ein Arbeitslager, in dem man keinen Kontakt zur Außenwelt hatte?
    Sie ließ sich wieder auf ihr Strandtuch fallen, aß ein Eis und schaute aufs Meer.
    «Ich bin so traurig, dass wir morgen schon abreisen müssen», sagte neben ihr ein Kind zu seiner Mutter.
    «Ja, ich auch», antwortete die. «Aber das ist eben so. Irgendwann ist der Urlaub vorbei.»
    Und zum ersten Mal spürte Antonia so was wie einen kleinen Triumph in sich. Sie mussten morgen nicht abreisen. Sie hatten noch viele warme Tage am Meer vor sich.
    Selbst schuld, wenn Sophia sich nicht meldete.
    Sie würde ihr nicht hinterherlaufen.
    Da ging sie lieber noch mal baden.
    Und das tat sie dann auch.

5
    «Wow», sagte Hanno Prönkel und setzte sich. «Wenn das unsere Töchter hören, drehen sie total durch. Muss denn das ausgerechnet hier sein? Das fehlt gerade noch.»
    «Was will man machen?», sagte Astrid. «Es wird einen ganz schönen Wirbel geben.»
    «Das können die sich doch abschminken, dass das niemand mitbekommt.» Hanno schüttelte den Kopf. «Hier wird die Hölle los sein.»

    «Du weißt viel mehr über Helgoland als ich.» Fast schon bewundernd schaute Bonnie ihre neue Freundin an.
    «Ich lese total gern in Reiseführern und im Lexikon», sagte Lilly fröhlich. Sie freute sich, dass es Bonnie gab.
    «Aber du bist nicht krank oder so?», fragte Bonnie vorsichtig.
    «Wieso sollte ich denn krank sein?»
    «Weil ich kein anderes Mädchen kenne, das gern Reiseführer liest.»
    «Dafür kenne ich kein anderes Mädchen, das sein Zimmer im Sommer hergeben muss.»
    «Tja, das muss ich aber. Opa Wilfried braucht es doch.»
    Lilly war fassungslos gewesen, als sie gehört hatte, dass Bonnie im Sommer für mehrere Monate ihr Zimmer räumen musste, weil ein alter, grantiger Geologe darin wohnte. Opa Wilfried waren die Hotels zu teuer.
    «Er kommt schon sehr, sehr lange her. Jedes Jahr. Meine Mutter war selbst noch ganz klein, als er zum ersten Mal hier war. Und dann ist das eben immer so weitergegangen. Opa Wilfried war General im Krieg.»
    «Schreit er dich dann an wie die Leute, die er als General im Krieg anschreien musste?»
    «Nein, er ist voll lieb. Der ist nicht so.»
    «Trotzdem, man gibt doch sein Zimmer nicht so einfach ab», sagte Lilly, die das einfach nicht glauben wollte. «Da schläft dann ein fremder, alter Mann in deinem Bett und fasst deinen Schreibtisch und sonst auch alles an, das ist total eklig. Wusstest du, dass der Mensch im Schlaf ganz viel Schweiß absondert und dass in den Matratzen die Milben, die übrigens vergrößert aussehen wie Riesen-Aliens, nur darauf warten und sich vollfressen?»
    «Das weiß ich», sagte Bonnie hoheitsvoll. «Deswegen liegt auf meiner Matratze auch ein Schonbezug aus Kunststoff. Der Opa bezahlt ja Geld», erklärte sie dann ernst. «Und wir brauchen Geld. Mein Vater verdient ja nicht so viel.»
    «Was macht er denn?»
    «Er fährt die Börteboote», sagte Bonnie. «Die Boote, mit denen die Touristen vom Schiff aus auf die Insel gebracht werden.»
    «Ach», sagte Lilly, die sich zum ersten Mal mit dem Thema Geldsorgen auseinandersetzte. Sie würde irgendwann darüber lesen.
    Sie saßen im kleinen Garten von Bonnies Haus und löffelten Nutella aus einem Glas. Bonnie stand auf. «Ich muss los zur Trachtengruppe.»
    «Wohin?»
    «Da bin ich ja froh, dass du das noch nicht in deinem Reiseführer gelesen hast. Das ist eine Tanzgruppe, und bei öffentlichen Auftritten

Weitere Kostenlose Bücher