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Sechs Richtige (German Edition)

Sechs Richtige (German Edition)

Titel: Sechs Richtige (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steffi von Wolff
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werdet ihr euch den Rest eures Lebens fragen, warum ihr damals eure geliebten Töchter nicht aufs Internat geschickt habt, und …»
    «Damit können wir leben.» Astrid goss sich ein Glas Rotwein ein und prostete ihrem Mann zu.
    «Das grenzt an Mobbing», sagte Vanessa.
    «Klar.» Die Mutter nickte.
    «Ich bin total gut in der Schule», versuchte es Vanessa nun. Das stimmte. In Englisch und Mathe war sie brillant, in den anderen Fächern ebenfalls sehr gut.
    «Was hat das denn damit zu tun?», fragte Astrid. «Da gibt es auch eine Schule.»
    «Ja, klar. Da bekommt man erklärt, wie man einen Säbelzahntiger fachmännisch erlegt», sagte Vanessa bitter. «Und wenn man Glück hat, lernt man das kleine Einmaleins. Wollt ihr, dass ich nichts mehr lerne und später nur noch einen Job bei McDonald’s bekomme?»
    «Herrje, du musst immer übertreiben.» Hanno wurde langsam sauer. «Immer, immer, immer.»
    «Ist doch wahr», klagte Vanessa. «Eine Schule auf Helgoland ist mit einer anderen doch nicht zu vergleichen.»
    «Das ist doch Unsinn. Ruhe jetzt.»
    Lilly stand auf. «Ich habe morgen erst zur Dritten. Kann ich noch eine Folge
Germany’s Next Topmodel
bis zum Schluss schauen?», fragte sie ihre Mutter.
    «Ausnahmsweise.» Astrid nickte Lilly zu, und die raste ins Wohnzimmer. Sie schaute sich immer wieder die Aufzeichnungen der gerade beendeten Staffel an, bis die neue begann.
    «Warte. Wir kommen mit.»
    Lilly drehte sich zu Antonia und Vanessa um. «Ihr könnt oben was anderes schauen. So eine Sendung soll Spaß machen, und ich kann’s nicht leiden, wenn sie dauernd von euren doofen Sprüchen unterbrochen wird. Außerdem will ich wenigstens einmal am Tag Ruhe vor euch, wenn ich daheim bin.» Mit diesen Worten knallte sie die Küchentür hinter sich zu.
    «Wo sie recht hat, hat sie recht», grinste Jan und fing an, auf seinem Smartphone
Angry Birds
zu spielen. Das spielte zwar heutzutage keiner mehr außer ihm, aber er liebte es. Er überlegte, ein Spiel zu erfinden, das
Angry Prönkels
hieß und mit dem er cholerische Geschwister in doppelter Ausfertigung auf den Mond schießen könnte.

2
    «Zwei Komma acht Millionen Euro.» Astrid wiederholte das jetzt zum fünften oder sechsten Mal. Sie saß mit Hanno im Wohnzimmer und starrte ihn an. «Ich kann es immer noch nicht glauben. Eigentlich kann ich mir so viel Geld auf einem Haufen gar nicht vorstellen.»
    «Freu dich nicht zu früh», sagte Hanno. «Es ist gut möglich, dass wir ablehnen müssen. Wenn wir nicht nach Helgoland fahren und ein Jahr die Jugendherbergseltern geben, gemeinsam mit allen Kindern, dann sehen wir auch keinen Cent des Geldes. Und ich möchte nicht dafür verantwortlich sein, dass die Kinder entweder versuchen, sich das Leben zu nehmen, oder sich bei einer dieser Auswanderershows verpflichten und wir sie dann nur noch im Fernsehen dabei beobachten können, wie sie durch ein unbewohntes Gebiet am Amazonas streunen, um dort sesshaft zu werden, weil irgendein Hippie mal behauptet hat, das sei das wahre Leben.»
    «Du bist schon genauso theatralisch wie Vanessa und Antonia», sagte Astrid und verdrehte die Augen. «Lass uns doch erst mal darüber sprechen, was
wir beide
eigentlich wollen. Und ob es überhaupt machbar ist.» Sie strich ihre blonden Haare zurück und nippte an ihrem Rotwein.
    «Ja, du hast recht.» Hanno Prönkel stand auf und streckte sich. «Und was wollen wir?»
    «Genau das werden wir jetzt herausfinden. Setz dich wieder hin.»

    «Tja, das habt ihr leider nicht bedacht.» Jan freute sich. Er hatte mehrere Ausdrucke auf den Tisch gelegt, an dem seine Eltern saßen, und wartete nun auf deren Reaktion.
    «Das ist in der Tat ein Problem», sagte Astrid.
    Das Problem bestand in der Tatsache, dass es nur eine einzige Schule auf Helgoland gab, und zwar eine Realschule, die eine Grund- und Hauptschule integriert hatte. Bei Antonia und Vanessa war das kein Problem, die gingen auch hier auf die Realschule. Bei Lilly auch nicht, denn sie befand sich noch in der Grundschule, aber Jan würde nach den Sommerferien in die 11 . Klasse kommen, und ein Gymnasium gab es auf Helgoland nicht.
    «Ich habe schon geschaut, ich könnte mit Ben ins Internat nach …»
    «Jan», unterbrach Astrid ihren Sohn. «Bitte fang du jetzt nicht auch noch mit einem
Internat
an. Davon mal ganz abgesehen, dass das alles irre teuer ist, würden deine Schwestern uns erdolchen, wenn wir dich auf ein Internat gehen lassen und sie zwingen würden, mit uns nach Helgoland

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