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Sechs Richtige (German Edition)

Sechs Richtige (German Edition)

Titel: Sechs Richtige (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steffi von Wolff
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halbe Minute später hatten sie die Decke heruntergerissen, und Jan war auf der Butter ausgerutscht und auf den Boden geknallt, während Antonia gegen Lilly gestoßen war und über ihren Stuhl flog.
    Bei den Prönkels hätte man nun buchstäblich vom Boden essen können.
    Astrid schloss kurz die Augen und versuchte sich einzureden, dass es ganz toll war, Kinder zu haben. So toll. Sie schaute ihren Mann an, und der lächelte ihr gequält zu. Vielleicht sollte man die Brut nach Helgoland schicken und selbst zu Hause bleiben? Möglicherweise könnte man das mit der Lotteriegesellschaft diskutieren.
    «Man braucht für die Knieper ein bestimmtes Besteck», sagte Lilly, aber niemand antwortete ihr.
    «Helgoland hat eine eigene Sprache, die spricht aber kaum noch jemand», sagte sie dann zu sich selbst. Wenigstens sie hörte sich zu.

3
    «Ich fasse es nicht. O mein Gott, wie furchtbar. Mit wem soll ich denn jetzt lästern?» Sophia stand vor Antonia und hatte Tränen in den Augen. Offenbar war sie die Einzige, die es halbwegs schlimm fand, dass ihre Freundin wegzog, wenn auch nur für ein Jahr. «Wie können deine Eltern nur so unglaublich grausam sein. Das hätte ich nie im Leben gedacht. Bitte …», sie schüttelte den Kopf, «du musst hierbleiben. Was soll denn sonst aus mir werden? Ich hocke allein hier in Frankfurt ohne dich.»
    «Glaubst du, ich finde das toll? Ich hocke allein auf Helgoland», sagte Antonia wütend. In ihren Augen war sie schlimmer dran: Sophia würde hierbleiben, und sie musste fort.
    «Ich kann nichts dagegen tun», sagte sie dann böse. «Es ist leider beschlossene Sache. Die Schmidt hat sogar gesagt, dass das eine gute Erfahrung für uns sei und sie würde das voll unterstützen. Das sei ja so was wie ein Auslandsjahr.»
    «Ich hasse die Schmidt», sagte Sophia giftig. «Was geht die das eigentlich an? Ich kann mir dann hier eine neue beste Freundin suchen, super.»
    Gesine Schmidt war die Klassenlehrerin und bei den Schülern nicht gerade beliebt. Bei Antonia und Sophia nun noch weniger.
    «Wären wir im Mittelalter, würde ich dafür sorgen, dass sie als Hexe verfolgt wird», sagte Sophia. «O ja, das würde ich. Eine Warze hat sie ja schon. Außerdem ist sie so alt, dass sie eigentlich schon in Rente gehen müsste.»
    «Na ja», sagte Antonia, die kurz darüber nachdachte, dass es ja eigentlich komisch war, dass Sophia nur daran zu denken schien, was aus ihr selbst wurde und nicht daran, was sie, Antonia, jetzt machen musste. «Sie ist vierzig. Aber egal. Wir können machen, was wir wollen, ich muss dahin. Und auch noch bald.»
    «Noch zwei Wochen», sagte Sophia. «Und dann sehen wir uns nicht mehr.»
    «Du kannst mich doch besuchen kommen», sagte Antonia.
    «Auf Helgoland? Wenn es wenigstens Mallorca wäre. Oder von mir aus Rom. Da hätten wir Party ohne Ende. Und was ist schon ein Wochenende? Wir wollten uns doch zusammen bei
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bewerben. Das muss ich jetzt auch alleine machen.» Sophia hob theatralisch beide Hände und blickte in den Himmel. «Es gibt keinen Gott», sagte sie dann wütend. «Wenn es einen gäbe, würde er das hier genauso wenig zulassen wie … wie … die Tatsache, dass … ich weiß nicht.» Sie ließ die Hände hilflos wieder sinken.
    «Ich weiß ja auch nicht.» Antonia war ebenfalls ratlos und wütend. «Hätten wir doch bloß nicht dieses dämliche Los gekauft. Dann wäre es nie so weit gekommen. Das Schlimme ist, dass wir da echt ein Jahr bleiben müssen. Ein ganzes Jahr dürfen wir die Insel noch nicht mal verlassen, um nach Hause zu fahren. Wenigstens dürfen wir in der Nordsee schwimmen. Aber wir dürfen nicht aufs … wie hieß das noch … Festland.»
    «Das kapiere ich auch nicht. Was haben die denn davon?», fragte Sophia.
    «Irgendwas mit sozialem Aspekt, mehr Miteinander, blabla, keine Ahnung. Irgendwie sind wohl diese Leute, die sonst die Jugendherberge leiten, für ein Jahr im Ausland, um da wahrscheinlich in irgendwelchen Krankenhäusern zu arbeiten, ehrenamtlich natürlich, und jemand muss sich um die Jugendherberge kümmern, aber natürlich auch umsonst.»
    «So ganz umsonst ist es ja nicht», warf Sophia ein. «Wenn deine Eltern das Jahr durchhalten, gibt’s ganz schön viel Geld.»
    «Darum geht es doch jetzt gar nicht», sagte Antonia. «Es geht darum, dass ich nicht dahin will.»
    «Deiner Schwester muss es doch auch entsetzlich gehen», sagte Sophia. «Was wird denn aus ihr und Marko? Wie furchtbar! Wobei ich echt

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