Sechs, Sieben, Cache! | Ein Hildesheim-Krimi
die Stuhlkante und schaute Markus herausfordernd an. „Wo liegt Ihr Problem?“
„Meines?“, fragte Markus erstaunt. „Mich will niemand umbringen.“
„Sie brauchen sich meinetwegen keine Sorgen zu machen. Ich bin erfahrener Aikidoka. Wer mich angreift, scheitert an seiner eigenen Kraft.“
Lisa fielen aus dem Stand mehrere Todesarten ein, gegen die ein Aikidokämpfer nicht das Geringste ausrichten konnte, mal abgesehen vom Giftmord, einer Gewehrkugel oder einem Pfeil, konnte selbst eine zerbrochene Flasche zur todbringenden Waffe werden, wenn der Angreifer geschickt genug vorging.
Dass etwas nicht stimmte, hörte sie zuerst an Markus’ Stimme, dann verstand sie seine Worte. „Sie wissen längst, dass Sie das achte Opfer sein werden?“ Abscheu tropfte aus dem Satz wie Wasser aus einem Jutesack.
„Nun ja, wie soll ich sagen. Es war offensichtlich. Da forderte jemand den bekanntesten Geocacher Niedersachsens heraus, mit einer derart primitiven Challenge. Hätte er einen Multicache erstellt, alles sorgfältig vorbereitet, nur mit großem Allgemeinwissen, Kondition und Rätselerfahrung zu lösen, vielleicht hätte ich mitgespielt.“
„Das heißt, Sie haben seelenruhig zugesehen, wie sieben Menschen ermordet wurden?“
„Was heißt zugesehen? Ich bin meiner Arbeit nachgegangen und habe den Fall so gut es ging ignoriert.“
„Sie sind nicht auf die Idee gekommen, dass Sie dazu beitragen könnten, den Täter zu fassen und Menschenleben zu retten?“ Markus war so wütend, dass er die Worte über den Tisch spuckte.
„Ich weiß rein gar nichts.“
„Sie hegen keine Vermutung, wer es auf Sie abgesehen haben könnte?“
„Was weiß ich, vielleicht ein Bauer, der nicht verstanden hat, was es bedeutet, wenn er sein Land an einen Hühnermäster verkauft, oder ein Fleischermeister, der Agio und Disagio nicht auseinanderhalten konnte.“
„Oder ein gehörnter Ehemann, dessen Frau sie gevögelt haben?“
Lisa zuckte zusammen. Diesen Markus kannte sie noch nicht. Glücklicherweise reagierte Stadler nicht auf die Provokation. „Ich glaube, Sie gehen jetzt. Ich fühle mich gewarnt. Soll ich Ihnen das schriftlich geben? Damit Ihr Chef Sie am Ende nicht zur Schnecke macht.“
Lisa sah, dass Markus noch etwas sagen wollte, und kam ihm zuvor: „Passen Sie gut auf sich auf. Es wäre besser, nicht allein nach Haus zu gehen und die Nacht nicht allein zu verbringen. Der Täter ist gefährlich.“
„Danke für Ihre Fürsorge. In mein Haus gelangen weder rumänische Diebesbanden noch wahnsinnige Killer, dafür sorgen meine Alarmanlage und meine beiden Dobermänner, die den Garten bewachen. Und mit wem ich meine Nächte verbringe, geht sie nichts an.“ Er hielt kurz inne und musterte sie. „Es sei denn, Sie wollten sich selbst anbieten.“
Er lachte laut, bevor er den Raum verließ.
Lisa hatte es noch nie erlebt, dass sich das Wort Fürsorge so schmutzig anhörte.
„Welch sympathischer Zeitgenosse“, seufzte Markus und erhob sich. „Lass uns gehen. Manchen ist nicht zu helfen.“
Sie verließen die Filiale am Marktplatz und gingen hinüber ins Rathaus. Lisa fragte sich, wie viele der herumstromernden Touristen wohl Polizeibeamte waren.
Die Polizei hatte einen Besprechungsraum im Erdgeschoss zugeteilt bekommen. Lisa und Markus mussten sich ausweisen, bevor sie hinein durften.
Sie brachten keine verwertbaren Neuigkeiten mit.
Interessiert betrachtete Lisa die Monitore, die den Marktplatz aus den verschiedensten Blickwinkeln zeigten.
„Wie habt ihr die so schnell installiert?“
„Die waren schon da. Wir mussten sie uns nur ausleihen.“
Auf einem weiteren Rechner tauchten ständig Gesichter auf. Es legte sich eine Maske darüber, dann verschwand das Gesicht und das nächste tauchte auf.
Ralf Schubert, der soeben mit einem Laptop unter dem Arm hereinkam, bemerkte Lisas Blick und sagte: „Gesichtserkennung. Wir wollen feststellen, ob jemand häufiger vorbeikommt.“
„Du meinst, weil er auf seine Chance wartet?“
„Genau.“ Ralf hielt das Programm an, klickte einen Button an und wählte aus den passbildgroßen Porträts eines aus.
„Guck mal, dem könnte man ein Drittel seines Gehalts abziehen. Der kommt jede Stunde wenigstens zweimal für etwa drei Minuten heraus, um eine zu rauchen.“
Er drehte sich zu ihnen um. „Die Marmelade, die Ludger Dorn in Sarstedt bekommen hat, war tatsächlich vergiftet.“
„Womit?“
„Taxane.“
„Noch nie gehört.“
„Taxus, die Eibe, sagt dir
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