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Sechs, Sieben, Cache! | Ein Hildesheim-Krimi

Sechs, Sieben, Cache! | Ein Hildesheim-Krimi

Titel: Sechs, Sieben, Cache! | Ein Hildesheim-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Hartmann
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der Farne am Ufer und die zierliche Eisenkonstruktion. Das könnte ein verwunschener Feenort sein.“
    „Ich kenne die Stelle. Steigen sie anschließend auf den Hügel und schauen Sie in Richtung Orangerie. Sie werden staunen.“
    Corinna lächelte ihr zu. „Danke für den Tipp.“
    Sie zog Turnschuhe an und holte den Fotoapparat aus ihrem Zimmer. Schon nach den ersten Metern erkannte sie, dass das Vormittagslicht wirklich optimal war. Es fiel schräg durch die hohen Bäume. Beinahe erwartete sie, einen Kobold aus dem Unterholz springen zu sehen.
    Rund zwanzig Aufnahmen hatte sie bereits gemacht, bevor sie die Brücke erreicht hatte. Sie hielt inne, nahm die Szenerie in sich auf. Der Bach plätscherte leise, die Eiben rauschten sanft im Wind. Rückwärts gehend bewegte sie sich von den Eiben weg auf die Brücke zu. Dabei schoss sie ein Foto nach dem anderen.
    Als sie spürte, dass der Untergrund unebener wurde, sah sie sich um. Noch ein halber Meter. Sie ging zwei weitere Schritte, knipste, griff nach dem Geländer und trat auf die Brücke. Im selben Augenblick spürte sie einen heftigen Schmerz in der Hand, mit der sie sich festhielt. Sie schrie, wollte ihre Hand losreißen. Doch es ging nicht. Sie taumelte. Fiel. Kämpfte dagegen, das Bewusstsein zu verlieren.
    „Corinna! Hören Sie mich?“
    Sie schüttelte schwach den Kopf. Versuchte, etwas zu sagen.
    „Was?“
    Sie spürte, dass jemand sie aufrichtete, ihren Kopf hielt, ihr die Haare aus dem Gesicht strich. Irgendetwas summte laut.
    Sie war nass.
    Ihr Kopf schmerzte.
    Ihre Hand fühlte sich gleichzeitig taub an und tat weh.
    Sie versuchte noch einmal, etwas zu sagen. „Was ist passiert?“
    „Schsch, ganz ruhig. Sie hatten einen Unfall.“
    „Unfall?“ Sie erinnerte sich an den Schmerz, der durch ihren Körper gezuckt war.
    „Sie sind von der Brücke gefallen.“
    Beim Stichwort Brücke fiel es ihr wieder ein. Sie hatte einen Schlag bekommen, als sie das Geländer berührt hatte. Einen Stromschlag.
    „Wo kam der Strom her?“
    „Strom?“
    Sie hielt ihre Handfläche hoch. Thomas Steinwand nahm sie und schaute sie an. Dann sprang er auf, lief zur Brücke, watete durch das flache Wasser und schien etwas zu suchen.
    „Sie haben recht. Die Kabel, die die Lampe mit Strom versorgen sollten, sind schlampig angeschlossen und haben die gesamte Brückenkonstruktion unter Strom gesetzt.“
    Corinna sah ihn entsetzt an. Sie hatte die Frage gestellt, bevor sie darüber nachdenken konnte. „Haben Sie die Lampe angebaut?“
    Er zögerte keinen Moment.
    „Ja.“
    Mit der Fußspitze stieß er einen Stein zur Seite. „Aber garantiert nicht so. Sie müssen die Polizei rufen.“ Sie spürte die Wut, die in ihm brodelte.
    „Wieso die Polizei?“
    „Das ist zumindest fahrlässig.“
    „Ich verstehe Sie noch immer nicht?“
    Er hielt ihr sein Handy hin.
    „Rufen Sie die Polizei. Die müssen das untersuchen. Sie könnten tot sein. Wenn das Geländer unter Ihrem Gewicht nicht nachgegeben hätte. Nicht auszudenken.“
    Corinna hatte das Gefühl, ihr Schädel wäre mit Watte ausgestopft. „Sie belasten sich selbst?“
    „Im Gegenteil.“ Seine Stimme klang dunkel vor unterdrücktem Zorn. „Ich werde beweisen, dass jemand diese Anlage absichtlich manipuliert hat.“
    Geschockt starrte sie ihn an. „Um mich umzubringen?“
    Er hockte sich wieder zu ihr. „Keine Ahnung. Wahrscheinlich nicht.“
    „Warum dann?“
    „Um mich umzubringen?“ Er zeigte auf die einfache weiße Leuchte, die neben der Brücke am Boden lag. „Ich hätte sie später ebenfalls ausgetauscht. Eher, um mich fertigzumachen. Darin sind sie gut. Aber das klappt nicht, hat noch nie geklappt.“
    Er schien sie vergessen zu haben, starrte auf den Boden, sprach atemlos. Sie fragte: „Haben Sie Feinde?“
    In der Ferne ertönten Martinshörner. Corinna sah ihn fragend an.
    „Ich habe einen Notarzt gerufen, gleich nachdem ich Sie gefunden hatte.“
    Corinna wollte aufstehen, doch die Welt begann, sich unter ihr wegzudrehen, sodass sie lieber sitzen blieb. „Warum hat man es auf Sie abgesehen?“
    „Ich weiß es nicht, wirklich nicht. Vielleicht ein Konkurrent, der meiner Firma schaden will. Schloss Abbensen ist für unsere Verhältnisse ein Riesenauftrag.“
    Er stand auf und winkte Janka Baric, die vor den beiden Sanitätern herlief. „Wir sind hier.“
    Corinna flüsterte er zu: „Sagen Sie ihnen, dass es kein Unfall war. Bitte.“
    Sie fragte sich kurz, warum er das nicht selber

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