Sechs, Sieben, Cache! | Ein Hildesheim-Krimi
nicht.“
„Warum bloß?“ Fitz mischte sich ein.
Corinna Schwartz wandte sich ihm zu. „Wenn ich das wüsste.“
Lisa beobachtete den Gesichtsausdruck der Frau. Sie ging davon aus, dass sie zumindest einen Verdacht haben musste.
„Sorgen Sie sich nicht. Wir werden mit Ihren Mitarbeitern sprechen und auch Herrn Steinwand befragen.“ Halb erwartete Lisa, dass sie sich dagegen verwahren würde, dass sie ihre Mitarbeiter schützen würde. Stattdessen nickte sie zustimmend. Dann straffte sie die Schultern. „Die Ärzte befürchten, dass ich ein Kammerflimmern oder so etwas entwickeln könnte. Deshalb soll ich vorübergehend, was immer das bedeuten mag, zur Beobachtung hierbleiben. Sonst würde ich selbst mit ihnen reden.“
Lisa und Markus wandten sich gerade zum Gehen, als an die Tür geklopft wurde.
Ein auffallend großer Mann trat ein. Corinna entfuhr ein Stöhnen. „Dennis!“
„Corinna. Ich bin sofort gekommen, als ich von dem Unfall gehört habe. Wie geht es dir?“
Er beachtete die anwesenden Personen nicht. Er hatte ihre Hand ergriffen, führte sie an sein Herz und sah ihr in die Augen. „Du machst Sachen.“ Er wartete keine Antwort ab. Stattdessen legte er ein Köfferchen auf den Tisch am Fenster und klappte es auf. „Ich habe dir ein paar Kleidungsstücke mitgebracht. Ein kompetentes Team wartet in der Charité auf dich. Ich bringe dich hin. Mach dir keine Sorgen. In drei Stunden sind wir da. Spätestens.“
Corinna hatte noch nichts gesagt. Lisa bemerkte, dass sie Luft holte. Um sich zu widersetzen? Oder um dem Fremden zu danken? Fitz stand unbeweglich neben dem Bett.
Corinnas Blick flackerte, wanderte zu Lisa. Dann sagte sie: „Ich kann hier nicht weg.“ Wortlos bat sie Lisa um Hilfe.
Sie wusste nicht warum, aber Lisa konnte nicht anders. „Unsere Ermittlungen sind nicht abgeschlossen. Es wäre vorteilhaft, wenn Frau Schwartz uns weiter unterstützte.“
Der Fremde, den Corinna Schwartz Dennis genannt hatte, wirbelte herum. Er maß Lisa mit einem abschätzigen Blick.
„Sie wollen sich nicht mit mir anlegen.“
Die unverhohlene Drohung beeindruckte Lisa kaum. Bevor sie reagieren konnte, sagte Corinna scharf: „Dennis! Ich will das nicht.“
„Halt dich da raus.“
Corinna saß jetzt aufrecht im Bett. „Was fällt dir ein? Wie sprichst du mit mir?“
Dennis drehte sich kurz zu ihr um. „Liebes, das verstehst du nicht. Ich bin hier gleich fertig, dann habe ich Zeit für dich.“
„Du wirst mir jetzt zuhören. Auf der Stelle.“
Er seufzte, als hätte er es mit einem störrischen Kind zu tun. „Du brauchst dich von diesen Provinzpolizisten nicht herumkommandieren zu lassen. Das regelt mein Büro. Es gibt keinen Grund, dich hier festzuhalten.“
„Hörst du mir endlich zu? Danke. Ich sage es nämlich nur einmal. Ich bin gerne hier. Ich bin freiwillig hier. Ich gehe nicht nach Berlin zurück, und mit dir schon gar nicht.“
Lisa sah genau, dass der letzte Teil des Satzes ein verzücktes Lächeln in Fitz’ Gesicht zauberte. Dennis beachtete sie gar nicht. Für ihn waren sie höchstens Statisten.
Er sah mitleidig auf Corinna herab. „Meine Liebe, du hast Unglaubliches durchgemacht. Es ist kein Wunder, dass du durcheinander bist. Du brauchst Ruhe.“
„Herr Dennis Voigt, ich danke Ihnen für Ihre Besorgnis und Ihr Unterstützungsangebot, möchte es aber ablehnen. Verstehst du mich so besser? Ich könnte auch sagen: Verpiss dich. Doch das wäre unter unserem Niveau, nicht wahr?“
Den Bruchteil einer Sekunde verzog sich Dennis’ Mund, sein Adamsapfel hüpfte. Dann hatte er sich wieder unter Kontrolle. Er lächelte breit. „Dein Wunsch ist mir Befehl. Ich überlasse dich deinen neuen Freunden und schaue morgen noch einmal herein.“ Dass er erwartete, dass sie bis dahin zur Vernunft gekommen sein würde, sagte er zwar nicht ausdrücklich, aber es schwang deutlich in seinem Tonfall mit.
„Die Mühe kannst du dir sparen.“
Lisa ging auf das Bett zu, gab Corinna die Hand. „Wir gehen vor wie besprochen und melden uns bei Ihnen, sobald wir etwas erfahren haben.“ Dann fügte sie einen Satz hinzu, mit dem sie selbst nicht gerechnet hatte. „Halten Sie die Ohren steif.“
24
Abbensen, Mittwoch, der 7.9.2011
„Du hättest sie fast umgebracht, du verdammter Hurensohn!“ Wagner brüllte so laut, dass seine Stimme beinahe kippte.
Sola hätte niemals erwartet, dass Wagner sich derart echauffieren konnte. Sein Wutausbruch ließ vermuten, dass er etwas für Corinna
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