Sechs, Sieben, Cache! | Ein Hildesheim-Krimi
sagte.
23
Alfeld, Mittwoch, der 7.9.2011
Lisa saß vor ihrem PC und versuchte, Masoud aufzuspüren. Zwar war er im Telefonbuch unter der Adresse und mit der Telefonnummer verzeichnet, die sie kannte. Doch sie suchte nach etwas Neuerem. Er besaß einen Facebook-Account. Sie wagte jedoch nicht, darauf zuzugreifen, weil sie nicht wusste, ob er sehen konnte, wer sich sein Profil angeschaut hatte.
Schnell klickte sie sich durch die wenigen Freunde aus Kassel, zu denen sie gewagt hatte, den Kontakt aufrecht zu erhalten. Sie hatte Glück. Einer von ihnen war auch mit Masoud befreundet. Nachdem sie kontrolliert hatte, dass ihre Sichtbarkeitseinstellungen Freunde von Freunden nach wie vor ausschlossen, wählte sie das Profil an und scrollte sich durch die Posts.
Masoud verwendete ein Profilbild, das sie noch nicht kannte. Sie druckte es aus. Sein letzter Eintrag stammte von gestern Abend. In ihm verkündete er der Facebookwelt, dass er nun schlafen gehen würde. Nicht sehr aufschlussreich. Schlafen konnte er in Kassel genauso wie in Alfeld, und über sein Handy konnte er auch von unterwegs problemlos auf sein Profil zugreifen und Statusmeldungen posten.
Sie wanderte weiter nach unten. Ein Post von Montag berichtete von einer Arbeitstagung in Northeim. Lisa notierte sich den Ort und den Namen der Tagungsstätte. Bevor sie dort anrufen konnte, betrat Markus das Büro.
„Meckler sagt, wir sollen ins Krankenhaus fahren. Irgendeine Firmenchefin wurde eingeliefert. Jemand soll versucht haben, sie durch einen Stromschlag zu töten.“
„Wurde sie nummeriert?“
„Nein, während des Vorfalls war sie allein. Ein Handwerker hat sie kurz nach dem Ereignis gefunden und den Notarzt alarmiert. Außerdem lebt sie.“
Lisa stand auf. „Wie heißt sie denn?“
Markus überlegte. „Schwartz, Corinna Schwartz, betreibt irgendein Wellness-Hotel in der Gegend.“
Überrascht sah Lisa ihn an. „Die kenne ich.“
„Ich wusste gar nicht, dass du Urlaub in Wellness-Hotels machst.“
„Blödmann! Ich traf sie bei Fitz. Am Montag, als ich ihn wegen des ersten Caches sprechen wollte.“ Siedend heiß fiel ihr ein, dass sie ihm diese Begegnung, ihren Besuch bei Fitz überhaupt verschwiegen hatte. Sie sprach schnell weiter. „Ich bin auf dem Heimweg vorbeigefahren. Da wollten die beiden gerade zum Essen gehen. Machte einen netten Eindruck auf mich.“
„Nett ist die Schwester von öde, oder?“
„Mann, ich hab sie höchstens zehn Minuten gesehen. Fitz und sie haben sich gesiezt.“
„Dann ist ja alles gut“, sagte Markus spöttisch.
Sie ahnte, dass ihr Kollege nicht begeistert wäre, wenn sie und Fitz … aber davon konnte sowieso nicht die Rede sein.
Einen Parkplatz fanden sie vor dem Eingang des Krankenhauses nicht, weshalb sie ein Stück zu Fuß gehen mussten. Sie hatten den Haupteingang fast erreicht, als Fitz auf seinem Motorrad an ihnen vorbeifuhr. Er winkte ihnen zu.
„Der Retter naht auf seinem edlen Stahlross“, sagte Markus.
Lisa ignorierte die Bemerkung.
Fitz wartete auf sie. „Morgen, seid ihr wegen Corinna Schwartz hier?“
„Zivilisten erhalten keinen Einblick in laufende Ermittlungen“, sagte Markus.
„Du mich auch, Alter. Sie hat mich angerufen, um unsere Verabredung heute Nachmittag abzusagen. Sie wollte ihren Schlosspark mit einer Serie Geocaches verminen, und ich sollte sie beraten. Scheinbar versuchte jemand, sie umzubringen?“
„Ralf Schubert ist mit seinen Leuten vor Ort und prüft den Vorwurf“, sagte Lisa beruhigend. „Es könnte schließlich sein, dass einfach schlampig gearbeitet wurde. Kommt öfter vor als man denkt.“
„Das scheint genau der Punkt zu sein. Der zuständige Handwerker schwört, dass er das so nicht hinterlassen hat. Er soll sie gedrängt haben, die Polizei zu informieren.“
Markus schob die beiden an. „Lasst uns mit der Frau sprechen. Alles andere ist Hörensagen und Spekulation.“
Corinna Schwartz sah quicklebendig aus, obwohl ein dickes Pflaster auf ihrer Schläfe klebte und ihre Haare platt an ihrem Kopf pappten. Obgleich sie angeklopft hatten, hielt sie die Augen geschlossen, als die drei eintraten. Fitz trat an das Bett, zauberte eine Flasche Rosensirup aus seiner Montur und flüsterte: „Frau Schwartz?“
„Fitz, mit Ihnen hätte ich nicht gerechnet.“ Sie reichte ihm die Hand.
„Mit wem denn sonst?“, fragte er?
„Mit diesem Hornochsen Wagner oder noch schlimmer mit …“ Während sie sprach fiel ihr Blick auf Lisa und Markus. Sie
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