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Sechseckwelt 01 - Die Sechseck-Welt

Titel: Sechseckwelt 01 - Die Sechseck-Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack L. Chalker
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als auf Ideen , und wie die Markovier starben sie dafür.«
    »Aber die markovische Zivilisation war doch gewiß der Himmel«, meinte Vardia.
    »Sie war die Hölle«, sagte Brazil. »Die Markovier bekamen alles, wovon ihre Vorfahren je geträumt hatten, und sie wußten , daß es nicht genug war. Sie wußten , daß etwas Erreichbares fehlte. Sie suchten, forschten, fragten, unternahmen alles, um herauszufinden, warum die Leute sich elend fühlten, aber da alles, was sie hatten oder wußten, eine Konstruktion von ihnen selbst war, konnten sie es nicht finden. Sie beschlossen endlich, zurückzugehen und das Experiment zu wiederholen, ohne zu begreifen, daß auch das zum Scheitern verurteilt war – denn das Experiment, unser eigenes Universum, fand in verschiedensten Formen und Gestalten statt, aber doch nach ihrem eigenen Bild. Sie machten sich nicht einmal die Mühe eines sauberen Anfangs – sie benutzten sich selbst als Prototypen für alle Rassen, die sie erschufen, und sie benutzten dasselbe Universum – das, in dem sie gelebt hatten, in dem sie emporgekommen und gestorben waren. Deshalb gibt es ihre Produkte noch – die beiden, die sie besaßen –, ihre Städte und ihre Kontrollgehirne.«
    Varnett hielt den Atem an.
    »Ich glaube, ich verstehe plötzlich, was Sie meinen. Diese Schacht-Welt, auf der wir uns befinden, lieferte, wenn Sie recht haben, nicht nur die Versuchslabors für die neuen Rassen und ihre Umwelten, und die Mittel, alles passend zu verändern – sie war auch die Steuerung.«
    »Richtig«, sagte Brazil grimmig. »Hier war alles labormäßig, laborgeschaffen, überwacht und erhalten von automatischen Anlagen, damit es so blieb. Nicht alle – nur ein repräsentativer Ausschnitt, die letzten zu schaffenden Rassen, da sie am leichtesten zu erhalten waren.«
    »Aber unsere Rasse hat sich hier selbst zerstört«, wandte Varnett ein. »Ich habe davon gehört. Heißt das, daß wir ausgeschieden sind? Das wir uns bestenfalls selbst und andere vernichten oder vielleicht die Ebene der Markovier erreichen können, um am Ende doch Selbstmord zu begehen? Gibt es keine Hoffnung?«
    »Es gibt Hoffnung«, sagte Brazil ruhig. »Und auch Verzweiflung. In der Religion der alten Erde, von der ich sprach, dachten die Gläubigen, ihr Gott hätte seinen Sohn zu uns Menschen geschickt, einen vollkommenen Menschen, erfüllt nur von Güte und Liebe. Und es wurde wirklich eine solche Person geboren – ich habe ihn beobachtet, als er den Leuten beizubringen versuchte, sie sollten das Materielle aufgeben und sich auf die Liebe konzentrieren.«
    »Was wurde aus ihm?« fragte Wuju gebannt.
    »Seine Anhänger lehnten ihn ab, weil er nicht die Welt beherrschen oder wenigstens eine politische Revolution führen wollte. Andere nutzten seine Redekunst zu politischen Zwecken. Am Ende störte er das politische System zu sehr, und sie töteten ihn. Die Religion wurde, wie die von anderen Menschen unserer Rasse zu anderen Zeiten gegründete, innerhalb von fünfzig Jahren politisiert. Gewiß, es gab einige gläubige Anhänger. Aber sie beherrschten ihre Religion nie und verloren oder isolierten sich. Dasselbe geschah mit einem älteren Mann, der Jahrhunderte vorher und Tausende von Meilen von dort entfernt geboren wurde. Er starb nicht durch Gewalt, aber seine Anhänger ersetzten Ideen durch Dinge, und gebrauchten die Suche nach Liebe und Vollkommenheit als gesellschaftliche und politische Bremse, um das Elend der Menschheit zu rechtfertigen. Nein, die religiösen Propheten, die Erfolg hatten, waren jene, die wie die Markovier dachten, politisch – der Gründer des Kom sah zum Beispiel Zustände materieller Entbehrung, die ihn krank machten. Er träumte von einer Zivilisation wie jener der Markovier und brachte die Kom-Welten auf den Weg. Er hatte den größten Erfolg, weil er an das appellierte, was jeder verstehen kann – die Suche nach dem materiellen Utopia. Nun, er kann es behalten.«
    »Augenblick, Brazil«, meinte Varnett. »Sie sagen, Sie wären dabeigewesen, als alle diese Leute lebten. Das muß Tausende von Jahren her sein. Wie alt sind Sie eigentlich?«
    »Das beantworte ich, wenn wir am Schacht sind«, erklärte Brazil. »Dort beantworte ich alle Fragen, nicht vorher. Wenn wir nicht vor Skander und seinen Begleitern dort sind, spielt es ohnehin keine Rolle mehr.«
    »Dann könnten sie an die Stelle der Markovier treten, die Gleichungen verändern?« fragte Varnett entsetzt. »Ich habe mir das auch einmal zugetraut,

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