Sechseckwelt 01 - Die Sechseck-Welt
Baron flog, nachdem für Der Erahner und Der Rel gesorgt war, zum Kaiserlichen Palast und erreichte sein Büro in Zone. Nur dort konnte die Suche erfolgversprechend sein.
Die Büros wurden auseinandergenommen, sogar die Wände. Es dauerte fast zwei Tage, und die Botschaft war nahezu verwüstet, bis man es fand. Ein winziger kleiner Sender, in seinem Kommunikationsgerät in seinem eigenen Büro! Seine Experten untersuchten ihn, konnten aber wenig mitteilen.
»Die Reichweite erfaßt über vierhundert andere Botschaften«, wurde ihm erklärt. »Davon sind fast dreihundert im Gebrauch und mehr als die Hälfte technologisch in der Lage, dergleichen herzustellen, während die anderen es unbemerkt kaufen könnten.«
Er ließ trotzdem fast sein ganzes Verwaltungspersonal rituell hinrichten. Danach fühlte er sich zwar nicht besser, aber weniger töricht.
Jemand hatte gehört, wie er General Ytil getötet hatte.
Jemand hatte spioniert, als Erahner und Der Rel gekommen waren, und hatte die ersten Gespräche hier belauscht.
Nicht mehr, das wußte er, aber es war schlimm genug.
Nun wußte noch jemand zumindest, was Skander war.
Es blieb ihm keine andere Wahl mehr, begriff er. Er mußte warten.
Fast fünfzehn Wochen lang.
Das Zentrum in Czill
Vardia erhielt einen einfachen Auftrag in der Computerforschung. Sie lernte schnell, auch wenn sie von dem Projekt nicht viel erfaßte.
Das Leben gefiel ihr sehr. Es hatte ein Ziel und diente den gesellschaftlichen Bedürfnissen.
Nach einigen Wochen wurde ihr bei der Arbeit ab und zu schwindlig. Die Anfälle traten oft ohne erkennbare Ursache auf und verschwanden ebenso unvermittelt. Nach einigen solchen Episoden suchte sie die Klinik im Zentrum auf. Die Ärzte nahmen einige Untersuchungen vor und erklärten ihr das Problem.
»Sie verdoppeln sich«, sagten sie. »Kein Anlaß zur Sorge. Es ist sogar wunderbar – vor allem, da Sie erst so kurz bei uns sind.«
Vardia war wie betäubt.
»Was wird aus meiner Arbeit?« fragte sie.
»Das wirkt sich praktisch nicht aus. Sie werden einfach wachsen, während jede Zelle ihr Duplikat hervorbringt. Aus Ihrem Rücken wächst Ihr zweites Ich hervor. Dabei wird man ein wenig schwindlig und schwach und kurz vor dem Abschluß desorientiert.«
»Wie lange dauert es?«
»Vier Wochen, wenn Sie normal weitermachen. Etwa zehn Tage, wenn Sie Tag und Nacht verwurzeln wollen.«
Sie beschloß, es rasch hinter sich zu bringen, suchte sich eine ruhige Stelle abseits des Zentrums und verwurzelte sich. Am dritten Tag brauchte sie Wasser und ging zum Fluß hinunter. Das Entwurzeln war schwieriger, als sie angenommen hatte. Sie kam sich vor, als wiege sie eine Tonne, und konnte kaum das Gleichgewicht halten. Sie spürte das Gewächs an ihrem Rücken.
Am Ufer sah sie einen Umiau.
Sie hatte sie natürlich auch im Zentrum gesehen, aber nur im Vorbeigehen. Hier befand sich zum erstenmal eines der Wesen ganz in der Nähe. Es schien schlafend im Sand zu liegen.
Die Umiau hatten den Unterleib eines Fisches, silbrigblaue Schuppen, die zu einer flachen, geteilten Schwanzflosse führten. Über der Taille blieb die hellblaue Farbe, aber die glänzenden Schuppen verschwanden und machten glatter, harter Haut Platz. Knapp unter der Trennungslinie befand sich eine große Vaginalhöhle.
Die Umiau hatten zwei große und sehr feste Brüste und das Gesicht einer Frau, die, wäre sie in Nathan Brazils Welt gewesen, als wunderschön gegolten hätte, trotz der Haare, die wie Silberflitter aussahen, und der grellblauen Lippen. Die Ohren, normalerweise von den Haaren bedeckt, waren wie winzige Muscheln geformt, die Nase besaß Hautklappen, die beim Atmen auf- und zugingen, vermutlich, um beim Schwimmen Wasser fernzuhalten. Die langen, muskulösen Arme endeten in langen, dünnen Fingern und einem Daumen, die alle durch Schwimmhäute verbunden waren.
Vardia trat ins Wasser, um zu trinken, und sah am Ufer andere Umiau schwimmen oder liegen. Der Fluß war hier seicht, in der Mitte aber zwei Meter tief.
Sie trank und kehrte langsam an Land zurück. Dabei klatschte sie durch das Wasser und weckte die Schläferin.
»Na, hallo!« sagte letztere mit angenehmer, melodischer Stimme. Die Umiau konnten die Laute der Czill-Sprache hervorbringen, was umgekehrt den Czillanern nicht gelang.
»Es – es tut mir leid, wenn ich Sie geweckt habe«, sagte Vardia.
»Das macht nichts«, erwiderte die Umiau und gähnte. »Ich sollte ohnehin meine Zeit nicht mit Schlafen vergeuden. Die
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