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Sechseckwelt 02 - Exil Sechseck-Welt

Titel: Sechseckwelt 02 - Exil Sechseck-Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack L. Chalker
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wo man sie mit Impfstoffen und Antitoxinen vollgestopft hatte, um sie praktisch vor allem zu schützen, was man sich vorstellen konnte. Sie hatte das Gefühl, daß klare Flüssigkeit heraustropfen mußte, sollte sie eine Vene anritzen.
    »Mavra Tschang als Vertreterin von Rätin Alaina«, teilte sie den unsichtbaren Bewachern von Neu-Pompeii auf der zugeteilten Frequenz mit.
    »Verstanden«, erwiderte eine tonlose, vage männliche Stimme. »Bleiben Sie in der Reihe. Wir warten auf die anderen, bevor transferiert wird.«
    Sie fluchte im stillen. Man ging kein Risiko ein – die besonderen Eigenschaften dieses Raumschiffs und seiner gut getarnten Lebenserhaltungskapseln würden nutzlos sein. Sie würden gemeinsam hinfliegen, im Schiff der anderen.
    Sie zog einen Spiegel heraus und betrachtete sich. Bei dieser Gelegenheit hatte sie sich ein wenig der Kosmetik bedient – ein bißchen brauner Lippenstift, ein leichter Schimmer auf dem Haar, der ihm eine spiegelnde, fast metallische blaue Tönung verlieh. Sie hatte sogar ihre Metall-Fingernägel stumpfsilbern lackiert, um zu verbergen, daß sie ziemlich ungewöhnlich waren. Die Schminke war für Trelig. Obwohl buchstäblich bisexuell wie alle seiner Rasse – er besaß sowohl männliche als auch weibliche Geschlechtsorgane –, bevorzugte er in Erscheinung und sexueller Begierde das Männliche.
    Schließlich waren sie alle eingetroffen. Ein großes Schiff kam aus der Richtung des Sterns Asta, ein elegantes privates Linienschiff; der Reihe nach dockten sie an, schalteten ihre Schiffe auf Automatik und wechselten über.
    Der Gruppe, die schließlich vierzehn Personen umfaßte, gehörten nur zwei Ratsmitglieder an, die übrigen waren Vertreter, und Mavra konnte erkennen, daß sie nicht die einzige diplomatische Außenseiterin darin war. Das beunruhigte sie; wenn ihr das auffiel, konnte auch Trelig es nicht übersehen. Er hatte vermutlich damit gerechnet. Das nannte sich Zuversicht.
    Das Kabinenpersonal war höflich, aber effizient. Es bestand aus echten Bürgern von Neue Harmonie, für den Dienst gezüchtet. Dunkelhäutig, unbehaart, jeder ungefähr einsachtzig groß, muskulös und bekleidet nur mit leichten Kilts und Sandalen, hatten ihre Augen die Stumpfheit, die für Kom-Welt-Bewohner typisch war.
    Der Kom war Nachkomme aller utopischen Gruppen der ursprünglichen Rasse. Sie erfüllten den Traum jedes utopischen Staates: gleichmäßige Verteilung allen Reichtums, kein Geld, außer für den interstellaren Handel, kein Hunger, keine Arbeitslosigkeit. Gen-Manipulation sorgte auch dafür, daß sie alle gleich aussahen, und biologische Programmierungsanlagen paßten sie ihren Aufgaben perfekt an. Darüber hinaus wurden sie darauf programmiert, mit jeder Tätigkeit zufrieden zu sein – ihr Ziel war Dienen. Der einzelne bedeutete nichts; die Menschheit war ein Kollektivbegriff.
    Aussehen und Tätigkeit der Menschen unterschieden sich von Kom-Welt zu Kom-Welt, zugeschnitten auf die verschiedenen Umwelten, unterschiedlichen Anforderungen und dergleichen auf jeder einzelnen. Auch die Systeme unterschieden sich von einer Welt zur anderen gering. Manche züchteten nur weibliche Personen, andere behielten zwei Geschlechter bei, und wieder andere, wie Neue Harmonie, brachten jeden bisexuell hervor. Ein paar hatten ganz auf sexuelle Eigenschaften verzichtet und verließen sich auf Klonen.
    Die meisten Welten waren aufgebaut von wohlmeinenden Idealisten, die das System einführten. Dann wurde die Hierarchie selbst umgeformt, und es entstand eine vollkommene Gesellschaft, eine ohne Frustration, Bedürfnisse, Wünsche oder psychologische Probleme.
    Perfekte menschliche Ameisenstaaten.
    Aber in den meisten Fällen schien die Partei, die sie einrichtete, nie dazu zu kommen, sich selbst abzuschaffen. Einige hatten es versucht, und die Gesellschaften, die sie aufgebaut hatten, waren an ihrer Unfähigkeit zerbrochen, mit natürlichen Katastrophen oder unvorhergesehenen Problemen fertig zu werden.
    Die meisten, wie Neue Harmonie, versuchten es erst gar nicht. Ehrgeiz, Habgier und Machtstreben des entschlossenen Revolutionärs, die den Staat in schlechten Zeiten aufrechthielten, klammerten sich aus einer Vielzahl von Gründen an ihre Existenz. Nachdem die Herrschenden solche üblen Neigungen in ihren Bevölkerungen ausgerottet hatten, konnten sie diese Schwächen in sich selbst nicht beseitigen. Und so besaß Neue Harmonie nach fünfhundert Jahren Kom-Zugehörigkeit noch immer eine

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