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Sechseckwelt 02 - Exil Sechseck-Welt

Titel: Sechseckwelt 02 - Exil Sechseck-Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack L. Chalker
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nicht, wenn sie nicht von Muskelkraft angetrieben werden. Die Muskeln haben wir, wie Ihnen aufgefallen sein wird.«
    Yulin gab es zu.
    »Sie werden vielleicht bemerkt haben, daß wir nicht wie die Kühe aussehen«, fuhr der Farmer fort. »Das liegt nicht nur am Euter. Wir sind kleiner, gedrungener, haben kürzere Arme mit nur einem Ellenbogen, größere, andere Köpfe und so weiter.«
    »Das ist mir aufgefallen.«
    »Wir sind also wirklich anders. Warum, weiß ich nicht. Als erstes gibt es für jeweils hundert Frauen im Durchschnitt nur einen Mann. Deshalb war ich so erstaunt nicht darüber, daß Sie ein Neuzugang sind, sondern ein Mann. Verstehen Sie?«
    Yulin nickte. Um so bemerkenswerter, als er in der Form einer Frau durch den Schacht gegangen war.
    »Jedenfalls sind schon vom Gesellschaftlichen her die Männer wichtiger als die Frauen. Es gibt nicht so viele von uns, also sind wir nicht entbehrlich. Überdies sind wir viel klüger.«
    »Wie denn das?« fragte Yulin verblüfft.
    »Einige Wissenschaftler aus anderen Sechsecken wollten einmal beweisen, daß das nicht stimmt. Sie haben nur das Gegenteil nachweisen können. Die Gehirne der Frauen sind weniger entwickelt. Versuchen zu wollen, ihnen das Lesen beizubringen, ist genauso, als wollte man es mit dem Stuhl hier probieren. Einfache Tätigkeiten, ja, das machen sie stundenlang. Pflügen, ernten, Zimmermannsarbeiten, Lasten schleppen und so weiter. Sie graben auch Löcher für die Zaunpflöcke, bis man sagt, sie sollen aufhören. Aber frag sie, wie viele Löcher sie gegraben haben, und sie wissen es nicht.«
    Ben Yulin begann zu begreifen.
    »Sie meinen, die Frauen machen die ganze Arbeit, und die Männer führen das Kommando?«
    Cilbar nickte.
    »So ungefähr. Die Frauen haben diese Farm gebaut, aber nach den Plänen eines Mannes. Die Frauen arbeiten, aber die Leitung habe ich. Genauso ist es mit der Kunst, mit den Büchern – alles von Männern für Männer.«
    Ben Yulin dankte dem Schacht, daß er hier herausgekommen war. Hier gefiel es ihm.
    »Sie sprechen sehr gebildet«, sagte er. »Lernt man hier sehr viel?«
    »Jeder Mann bekommt, was wir ihm geben können. Ich persönlich glaube ja, daß wir verwöhnte Burschen sind, und ich weiß nicht, was passiert, wenn wir einmal in einer Klemme sitzen. Ein Sohn ist wirklich etwas Besonderes. Er bekommt alles und kann tun, was ihm liegt – Kunst, Schreiben, Lehren, Handeln –, oder er übernimmt, wie ich, eine Farm, wenn der Besitzer zu alt oder zu müde wird.«
    »Dann gibt es hier nur eine kleine Bevölkerung«, meinte Yulin.
    »Sehr klein. Ungefähr zehntausend Farmen, mit einer Anzahl kleiner Städte, in denen selten mehr als ein paar tausend Leute leben. Eineinviertel Millionen im ganzen, mehr nicht.«
    »Dann können es nur an die hunderttausend Männer sein.«
    »Vermutlich weniger. Ich überschätze die Zahl vielleicht. Wir kommen nicht viel herum, wenn wir uns einmal niederlassen. Ich habe einmal in einer Schule jemanden sagen hören, es gäbe nur siebenhundertfünfzigtausend Dasheen und fünfundsiebzigtausend Männer. Kann sein.«
    »Und was geschieht, wenn der junge Stier keine Talente hat und keine Farm zur Verfügung steht?«
    »Sie denken an sich selber, wie? Ein Wissenschaftler in einem nichttechnologischen Sechseck! Verstehe schon. Nun, Sie entdecken irgendeine Fähigkeit, ziehen herum, während Sie auf eine Gelegenheit warten, wie ich, oder suchen sich eine Farm aus, fordern den Besitzer heraus und kämpfen mit ihm auf Leben und Tod. Der Sieger bekommt alles.«
    Plötzlich begriff Yulin, warum der Farmer zu Beginn so erregt gewesen war; er hatte geglaubt, ein junger Stier fordere ihn heraus.
    »Was für eine Regierungsform haben Sie?«
    »Klein und einfach. Alle Farmer in einem Bezirk wählen jemanden in einen Rat. Die Städte wählen für je zehn Männer einen. Es gibt eine kleine Bürokratie, um alles zusammenzuhalten, und für dringende Fälle treffen wir uns für ein paar Tage ein- oder zweimal im Jahr in einer kleinen Stadt namens Tahlur in der Mitte von Dasheen, wo die Ausbildungsstätten sind und sich das Zone-Tor befindet.«
    »Da sollte ich also hingehen«, sagte Yulin. »Wenn ich es schaffe, ohne zu verhungern oder von jemandem durchbohrt zu werden, der nicht, wie Sie, bereit ist, mich anzuhören.«
    Cilbar lachte dröhnend.
    »Hören Sie, für nächste Woche ist eine Ratssitzung vorgesehen. Hocal, unser Vertreter, nimmt teil. Ich gebe Ihnen zu essen, bringe Sie für die Nacht unter

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