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Sechseckwelt 04 - Rückkehr auf die Sechseck-Welt

Titel: Sechseckwelt 04 - Rückkehr auf die Sechseck-Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack L. Chalker
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etwas.«
    Sie riß entgeistert die Augen auf.
    »Ich Ihnen ?«
    Er nickte.
    »Wenn ich damals nicht getan hätte, was ich tat, lägen Sie da draußen jetzt irgendwo herum, seit siebenhundert Jahren tot, tot und begraben. Tot, ohne je wieder von dieser scheußlichen Welt fortgekommen zu sein, ohne die Sterne je wiedergesehen zu haben. Ich habe Sie gerettet, und dafür sind Sie mir etwas schuldig. Ich habe Sie gerettet, und das bedeutet mir alles.« Seine Augen glühten. »Wie ich Sie beneide. Siebenhundert Jahre dort draußen. Seit langer Zeit vor Ihrer Geburt bin ich aus diesem verdammten Loch nicht mehr herausgekommen. Wissen Sie, was das bedeutet? Ich bin auch Kapitän gewesen, wissen Sie.«
    Sie wußte, was es bedeutete, obwohl es an den Nerven zerrte, das auch bei Ortega noch vorzufinden. Sie versuchte, es sich vorzustellen.
    Er nickte und lächelte schwach.
    »Ich sehe, Sie verstehen mich. Ich bin ein Gefangener, schlimmer, als Sie das jemals gewesen sind. Alle diese Macht hier ist bedeutungslos. Ablenkung für einen alten Mann in einer künstlich beleuchteten Gefängniszelle, der seit fast tausend Jahren außer in Büchern keinen Stern oder Grashalm mehr gesehen hat.« Er seufzte. »Wissen Sie, hier und dort tauchen alte Erinnerungen auf. Ich erinnere mich daran, als Nate das letztemal hier war. Er sagte, das einzige, was er wolle, sei der Tod – er habe das Leben satt. Er habe alles getan, sei alles gewesen, hätte zu lange gelebt. Ich hielt ihn für verrückt. Der einzige Unterschied zwischen dem damaligen Brazil und mir heute ist der, daß er länger gebraucht hat dazu. Ihnen wird es nicht anders ergehen, auch wenn Sie vielleicht nicht so lange leben. Sie haben wohl schon die ersten Anfänge der Langeweile verspürt, glaube ich. Sie haben es länger ausgehalten als ich, weil Sie unterwegs sein konnten, weil Sie die Sterne, die Bäume, helle Wüstenfarben und blauen Himmel sehen konnten. Selbst in Glathriel hatten Sie das. Stellen Sie sich vor, die letzten siebenhundert Jahre eingesperrt gewesen zu sein.«
    Sie schüttelte staunend den Kopf.
    »Wenn Sie so stark empfinden, warum gehen Sie mit mir nicht durch dieses Tor? Gehen Sie nach Ulik zurück und sehen Sie die Wüsten und die Sterne.«
    Er lachte kurz auf.
    »Wollen Sie wissen, warum ich das nicht mache? Glauben Sie, ich hätte nicht darüber nachgedacht, immer wieder, in jeder freien Stunde? Jedesmal, wenn ich spüre, wie die Wände mich erdrücken, wenn ich meine verehrten Kollegen erfrischt und ausgeruht von Ausflügen nach Hause zurückkommen sehe? Wollen Sie es wissen? Ich habe Angst. Ich, Serge Ortega. Ich stelle mich jedem, mit Schwertern oder Schußwaffen oder was es auch sei – selbst mit dem Verstand. Ich stürme sogar die Hölle – aber auf Einladung gehe ich da nicht hin.«
    Sie hörte ihm zu und entdeckte erstaunt, daß fast der ganze Haß und Ärger über ihn verschwunden waren, verdrängt von leichtem, wenn auch ganz echtem Mitleid für einen Mann, der sein eigenes Gefängnis errichtet hatte und daran leiden mußte.
    »Wegen der Hölle brauchen Sie sich keine Gedanken zu machen, Ortega«, sagte sie leise. »Das ist die Hölle. Sie haben sie geschaffen. Sie haben sie aus Ihren eigenen Ängsten und Ihrem Schuldbewußtsein aufgebaut. Sie leben ständig in ihr, für immer, um so mehr Hölle, weil Sie wissen, daß Sie gehen können. Sie tun mir leid, Ortega, wirklich.« Sie wandte sich der Dunkelheit zu. »Ich glaube, jetzt bin ich bereit, den Gang zu tun, den ich ohne Ihre Eingriffe schon vor siebenhundert Jahren hätte tun sollen. Der Kreis hat sich geschlossen, Ortega. Werden Sie uns helfen? Sie sind diesen Leuten nichts schuldig. Jetzt nicht mehr. Bitte, helfen Sie – und sei es nur um meinetwillen.«
    Er lächelte.
    »Ich werde tun, was ich kann. Aber was für mich interessant ist, wird für den Rest der Rassen hier die Hölle sein. Das ist Ihnen klar. Es könnte sein, daß ich nicht in der Lage bin, den Dingen Einhalt zu gebieten.«
    »Dann tun Sie, was Sie können«, erwiderte sie. »Wenn Sie es nicht tun, dann haben wir beide eine Verabredung, hier in Zone, das schwöre ich Ihnen.«
    »Ich hoffe jedenfalls, daß der Tag nicht kommt, an dem ich zwischen Ihnen und mir wählen muß«, murmelte er. »Ich – ich weiß nicht, was ich nehmen würde.«
    »Ich komme wieder, Ortega, so oder so, verlassen Sie sich drauf!« fauchte sie und lief in die Dunkelheit des Schacht-Tores hinein.
    Serge Ortega saß da und schwankte auf seinen

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