Sechseckwelt 04 - Rückkehr auf die Sechseck-Welt
aussehende, lederähnliche Jacken und Halfter. Leer. Die Pistolen waren alle gezückt und auf ihn gerichtet.
Seltsamerweise wurde ihm wohler dabei. Er war bemerkt worden – wahrscheinlich von einem der Lastwagenfahrer – und stand jetzt der Ortspolizei gegenüber.
Brazil hatte ihm erklärt, daß er die Landessprache automatisch beherrschen würde, so daß er nicht zögerte. Er streckte langsam die Hände aus, mit den Innenflächen nach außen, um zu zeigen, daß er keine Waffe trug.
»Na schön, ihr habt mich erwischt«, sagte er lässig. »Ich bin ein Neuzugang, so nennt ihr das, glaube ich. Der neue Mann hier. Bringt mich zu eurem Führer oder meinem Führer oder dergleichen.«
Sie blieben einen Augenblick auf ihren seltsamen, kleinen Schlitten sitzen und starrten ihn mit ausdruckslosen Dämonengesichtern an, die Pistolen im Anschlag. Schließlich zischte einer, der mehr Knöpfe an der Jacke hatte als die anderen, mit leiser, bösartiger Stimme: »Gut! Los! Geh schon!«
»Wie Sie wollen«, sagte Marquoz entgegenkommend und setzte sich in Bewegung. Sie folgten ihm wortlos, ohne die Pistolen einzustecken.
Sie gingen einige Kilometer weit. Marquoz hatte Hunger und Durst, aber seine Bewacher boten weder Rast noch Nahrung noch Gespräch. Dieser Kultur gegenüber war er seiner Sache nicht mehr so sicher wie vorher, aber er wußte, daß er diese fünf nicht mochte.
Seine erste Vermutung darüber, wo die Leute seien, erwies sich jedoch als richtig. Sie erreichten eine Kreuzung, und er konnte dort kreuzförmige Platten sehen. Als sie näher kamen, sank eine der Platten hinunter und bildete eine abwärts führende Rampe unter der anderen Straße. Er hoffte nur, daß alles gut automatisiert war, so, wie die Leute hier rasten.
Die Straßen der Oberfläche gab es unten in erneuter Ausführung, obwohl er ziemlich weit bergab gehen mußte, bevor sie die Wohnetagen erreichten. Dort gab es indessen an jedem Tunnelweg Fließbänder. Er fuhr darauf weiter, während seine Eskorte auf der Straße blieb. Er wußte allerdings, daß Augen und Waffen auf ihn gerichtet blieben. Immerhin war das einfacher; er stand still, und die Arbeit wurde von Maschinen verrichtet. So hatten die Götter es nach seiner Meinung auch vorgesehen.
Plötzlich verschwanden die Mauern, und er sah sich auf einer Brücke über einer riesigen Höhle, einer der größten, die er je gesehen hatte. Unter ihm lag eine Stadt, eine erstaunlich schöne Stadt, leuchtend durch die vielen farbigen Lichter. Tausende von Leuten fuhren auf dem verzweigten Netz von Fließbändern unter ihm. Ab und zu erreichten Marquoz und seine Begleiter eine Plattform mit Nebengleis, wo ein Lastwagen ent- oder belud, was nach großen Förderwerken aussah. Es gab keine Schächte; die großen Würfel schienen einfach auf- und abzuschweben. Vermutlich Magnetkraft, dachte er.
Er war stehengeblieben, um sich das anzusehen, was seine Bewacher ärgerte.
»Weiter!« zischte ihn der Anführer an.
Er trat wieder auf das Gleitband und fuhr weiter.
»Verzeihung«, sagte er. »Das war eben sehr schön – und ganz unerwartet.« Das schien zu besänftigen und zu erfreuen; danach wirkten sie nicht ganz so bissig. Besonders helle konnten sie nicht sein, wie ihm schien. Sie waren ein paar Meter weitergefahren, bevor sie begriffen hatten, daß er stehengeblieben war. Mit etwas mehr Erfahrung im Umgang mit ihnen hätte er leicht entwischen können.
Es gab aber zahllose Arten von Uniformen. Jede Menge Uniformen und Symbole, die wohl Rangabzeichen darstellten. Eigentlich komisch. Das Ganze sah aus wie die Karikatur eines Militärstaates, für jemand mit seinen Talenten, seiner Vergangenheit und Erfahrung geradezu ideal.
Sie erreichten endlich den Ort, wo sie hinwollten, einen großen Aufzug mit Anschlußstraße.
»Einsteigen!« befahl der Anführer. »Unten wirst du erwartet.«
Er nickte zerstreut und stieg ein. Es ging schnell hinab; die Fahrt war faszinierend. Die Rückseite des Würfels war durchsichtig und gestattete ihm freien Blick auf die Stadt. Abwesend registrierte er das kleine Gerät in einer Ecke der Decke, bei dem es sich um eine Art Kamera handeln mußte. Er hatte sie überall bemerkt. Ganz gewiß eine Diktatur, entschied er. Er fragte sich, wovor die Kerle solche Angst hatten.
Die Aussicht verdunkelte sich plötzlich, als der Würfel aufsetzte. Die Tür glitt zur Seite, und er sah ein einzelnes Wesen, das ihn mit den seltsam glühenden Augen anstarrte. Die Jacke des
Weitere Kostenlose Bücher