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Sechseckwelt 04 - Rückkehr auf die Sechseck-Welt

Titel: Sechseckwelt 04 - Rückkehr auf die Sechseck-Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack L. Chalker
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liege, die Massen noch mehr zu unterdrücken.
    Der Drachen-Polizist und sein sonderbarer menschlicher Freund blieben in der Bar noch länger als eine halbe Stunde, nachdem sie die ersten Zuschauer den Platz hatten verlassen sehen, sitzen. Endlich stand Marquoz auf und ging zur Tür.
    »Na, dann wollen wir mal«, sagte er heiter.
    Der Mann hinter der Theke unterbrach seinen Vortrag.
    »He, wartet mal! Ihr habt nicht bezahlt!«
    Zigeuner drehte sich um und lächelte.
    »Aber, Sir! Das wundert mich. Die Massen unterdrücken, indem man etwas so Gemeines und Abscheuliches wie Geld verlangt? Die Wurzel allen Übels, wissen Sie.«
    »Was seid ihr denn, Anarchisten?« fuhr ihn der Wirt an und griff unter die Theke. »Her mit dem Geld, oder die Tür bleibt zu, und wir warten auf die Polizei.«
    Der Chugach griff in sein Wams und zog ein Ausweisetui heraus.
    »Aber die Polizei bin ich selbst , lieber Herr«, erklärte er.
    Sie waren im Freien, bevor der Wirt entscheiden konnte, ob er es riskieren sollte oder nicht.
     
     
    Die Hohepriesterin war höchst aufgebracht, so daß ihre innere Wut unverkennbar blieb, obwohl sie sich um eine ausdruckslose Miene bemühte.
    »Ihr hättet längst hier sein sollen«, sagte sie empört und schenkte Zigeuner ihre Anfangsrügen.
    Marquoz ließ sie eine Weile reden, und Zigeuner nahm die Vorwürfe hin, während der kleine Drache sie genau betrachtete. Es war nahezu unmöglich festzustellen, ob sie dieselbe Person war, die er auf dem Frachtschiff kennengelernt hatte – sie hatte dieselbe Hautfärbung und war auch sonst ein genaues Abbild. Er kam endlich zu dem Schluß, daß sie eine andere sein mußte. Das Original hätte Zigeuner niemals mit ihm verwechselt.
    Als sie endlich Atem holen mußte, trat er vor.
    »Bürgerin Yua, wenn Sie damit fertig sind, meinen lieben Freund zu beschimpfen, der sonst weiter keine Verbindung zur Regierung hat, bin ich gerne bereit, die Fragen mit Ihnen zu besprechen.«
    Die Olympierin zuckte zusammen.
    »Wie können Sie es wagen, mich so zu behandeln?« brauste sie auf, und es hatte ganz den Anschein, als sollten Zigeuner und Marquoz eine Neuauflage der ersten Attacke erleben.
    »Halten Sie den Mund und setzten Sie sich«, sagte Marquoz knapp.
    »Was?«
    »Mund halten und hinsetzen, habe ich gesagt. Sie sind es, die bei mir einen guten Eindruck machen müssen, nicht umgekehrt. Priesterin oder nicht, ich bin kein kleiner Polizist oder Kom-Bürger oder Chugach – ich bin in diesem Augenblick der Rat und der gesamte Kom-Bund! Meine Zeit ist wertvoll. Sie können sich noch zehn Sekunden lang aufregen oder an die Decke gehen, was immer Sie wollen, danach verlasse ich den Raum, wenn wir nicht vernünftig miteinander reden können.« Er zog eine Zigarre heraus und zündete sie an.
    Yua schluckte mühsam und sagte tonlos: »Nun gut, Sir. Wir sprechen als Gleichberechtigte miteinander.« Für sie war das ein gewaltiger Kompromiß, aber Marquoz paßte er nicht.
    »O nein, Madame, wir sind keine Gleichberechtigten. Ich vertrete vierzehn Rassen auf mehr als tausend Welten. Ich vertrete die bestehende Macht, und zwar eine, die Sie zurückgewiesen haben. Ihr Ratssitz ist nie eingenommen worden, sonst müßten wir dieses Gespräch nicht führen. Ich bin der Kom-Bund, Madame – überzeugen Sie mich. Sagen Sie mir zuerst, was Sie wollen, und dann, warum ich es Ihnen geben soll.«
    »Nun gut, Sir «, sagte sie gepreßt. »Die Computerarchive sind während des Krieges geöffnet worden. Wir suchen das Ziel unseres Glaubens und unseres Lebenswerks zu erreichen.«
    Marquoz nickte nachdenklich, sog an seiner Zigarre und blies einen dicken Rauchring in ihre Richtung.
    »Gut, Sie glauben, Sie können Nathan Brazil darin finden. Gehen wir davon aus, daß das der Fall wäre – weshalb sollten wir es zulassen? Er ist Kom-Bürger, und wenn er sich vergraben will, geht Sie das nichts an. Wir suchen ihn nicht, und ich möchte gewiß nicht von Menschenscharen gesucht werden, wenn ich meine Ruhe haben will.«
    »Oh, aber ER will gefunden werden!« protestierte sie. »Denn ER ist Gott, verstehen Sie denn nicht? Es ist das Ziel aller, den wahren Namen Gottes zu finden, den wir bereits wissen, und dann Gott selbst. Wenn uns das gelingt, ist das Paradies unser!«
    Marquoz ließ sich auf seinem Schwanz nieder.
    »Aber Sie müssen doch auch unsere Lage verstehen. Sie sind nur eine Religion unter Zehntausenden. Mehr noch, Sie sind eine menschliche , rassisch voreingenommene Religion. Es gibt

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