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Sechseckwelt 04 - Rückkehr auf die Sechseck-Welt

Titel: Sechseckwelt 04 - Rückkehr auf die Sechseck-Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack L. Chalker
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Nathan Brazil bist.«
    Er lachte in sich hinein.
    »Mensch, nein. Wer hat schon mal was von einem jüdischen Zigeuner gehört?«
    Sie mußten alle lachen. Mavra dachte plötzlich an andere Dinge. Sie wandte sich dem Lautsprecher und Obie zu, ohne sich auch nur zu fragen, weshalb das Problem Zigeuner auf einmal eines geworden war, das sie nicht mehr beschäftigte.

Nautilus
    Die Kom-Computer waren, Obie ausgenommen, die größten und schnellsten Datensammler, -analysatoren und Verteiler von Wissen im Kom-Bereich des Weltraums. Hinzugefügt worden war Obie, eine angenehme menschliche Persönlichkeit, die die Fähigkeit, Millionen verschiedener, komplizierter Projekte gleichzeitig auszuführen, unter einer Maske verbarg.
    Trotzdem beklagte er sich nie über die Langsamkeit des menschlichen Denkens. Obie betrachtete sich als menschliches Wesen und verhielt sich dementsprechend.
    Über die Geschwindigkeit und Vielseitigkeit, die zur Verfügung standen, hinaus, mußte man sich mit den Problemen von Bürokratie und interstellaren Entfernungen herumschlagen. Was man an Informationen benötigte, wäre Obie vermutlich in Sekundenbruchteilen verfügbar gewesen – wenn er die Daten besessen hätte. Diese wurden jedoch auf tausend Planeten innerhalb eines riesigen Gebietes gesammelt, von Millionen Abteilungen, dann gespeichert, schließlich korreliert, zuletzt – manchmal erst Jahre später – den höheren Behörden übermittelt. Die Suchenden konnten nicht darauf warten, bis diese Informationen endlich an die Kom-Zentrale gelangten; sie mußten hingehen und sie selbst einholen.
    Und das war die Aufgabe der Gemeinde des Schachtes. Die Akoluthen sondierten, sortierten, speicherten und gaben weiter, was sie konnten. Sie waren überall. Wenn sie die Informationen kostenlos erlangen konnten, taten sie das; wenn es amtlicher Sanktionierung bedurfte, wurde sie erlangt; wenn das nicht ging, flehten oder bestachen sie oder stahlen, was sie brauchten. Mavra Tschang war einmal Expertin für Computerdiebstahl gewesen; Obie erwies sich als noch besserer Lehrer.
    Gelegentlich wurden Akoluthen mit der Hand in der Informationskasse ertappt. In solchen Fällen kümmerte sich Marquoz direkt um menschliche und niedrige Behörden; wenn alles andere scheiterte, konnten Mavra und die Besatzung von Nautilus jeden überall herausholen. Brauchte man eine Tarnung, so durfte man sich darauf verlassen, daß Obie sie lieferte.
     
     
    Obie arbeitete an den drei gemeinsamen Punkten von Brazils Vergangenheit.
    Es gab nur noch eine kleine Zahl von jüdischen Gemeinschaften, die sorgfältig überwacht wurden. Dann der Beruf – Brazil war immer Kapitän gewesen. Das verschaffte ihm Beweglichkeit, Frieden und Ruhe nebst Anonymität – all das brauchte er. Als Mavra von der Befreiung zweier Akoluthen zurückkehrte, die angeschuldigt waren, weggeworfene Unterlagen gestohlen zu haben, wollte sie von Obie hören, was sich ergeben hatte.
    »Fortschritt ist, was man darunter versteht«, sagte Obie philosophisch. »Bis jetzt habe ich immens viel Informationen über jüdische Kapitäne gesammelt – es gibt enorm viele davon, wenn man bedenkt, wie klein die Minderheit ist –, aber sehr wenig Konkretes. Ich habe eine Reihe von Kandidaten, die alle nicht Nathan Brazil sein mögen. Ich brauche eine zusätzliche Korrelation.«
    »Wovon zu was?«
    »Alle jüdischen Kapitäne und Brazils Leben und sein Verschwinden – das sind die Daten, die immer noch einlaufen. Melden Sie sich in zwei Stunden, wenn ich alles habe. Da kann ich vielleicht Genaueres sagen.«
    Sie ging also an die Oberfläche und bat Marquoz und einige der Olympierinnen, sich später mit ihr zu treffen. Am späten Nachmittag, als Mavra sich mit Obie wieder in Verbindung setzte, war er weitergekommen.
    »Wissen Sie, was ein Rabbi ist?« fragte er unvermittelt.
    Sie räumte ein, daß sie es nicht wußte.
    »Nun, das ist ein Priester im jüdischen Glauben – nur hat er keine mystischen Kräfte, weder echte noch eingebildete. Der Ausdruck bedeutet wörtlich ›Lehrer‹ und zeigt an, daß er sich auf jüdisches Gesetz und jüdische Kultur spezialisiert hat, so daß er ein Experte ist – wie jeder andere akademische Beruf eben auch das Ergebnis von Ausbildung ist. Jeder jüdische Tempel hat einen Rabbi, von der Gemeinde seiner Kenntnisse im Glauben halber ausgewählt. Aber es gibt sehr viele Rabbis, die keine Gemeinde haben, die sogar andere Berufe ausüben, aber trotzdem für Experten gehalten werden und

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