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Sechseckwelt 04 - Rückkehr auf die Sechseck-Welt

Titel: Sechseckwelt 04 - Rückkehr auf die Sechseck-Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack L. Chalker
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Seelen betrifft, geändert?«
    Nathan Brazil seufzte.
    »Eine Nebenerscheinung des geistigen Anschlusses ist, daß man sich an Dinge erinnert, die man nie im Gedächtnis haben wollte. Das Schlimmste dabei ist, je mehr man von diesen Erinnerungen hochzieht, desto mehr begreift man, wie sinnlos alles ist. Rom stieg empor, aber seine eigenen Methoden führten dazu, daß das Reich von innen zerfiel. Ich frage mich, ob das nicht auch für die Markovier gilt. Werden wir alles von vorne noch einmal machen, sogar wieder an eben diesen Punkt gelangen? Ist die ganze Sache ›Leben‹ dazu verurteilt, das Scheitern zu wiederholen, weil mit den Experimentatoren etwas nicht stimmt? Ich frage mich …«
    »Aber werden Sie den Schacht reparieren?« drängte der kleine Drache.
    Brazil nickte bedrückt.
    »Ich werde, wenn es möglich ist, zum Schacht gehen. Ich werde eintreten und dastehen und das Problem analysieren. Aber ich werde nicht die Verantwortung dafür übernehmen, so viele zu ermorden. Ich kann die Verantwortung nicht mehr übernehmen.« Er drehte sich ein wenig zur Seite und sah sie an. Sein Blick richtete sich auf Mavra Tschang. Er deutete auf sie. » Sie werden die Verantwortung übernehmen«, sagte er zu ihr. »Wenn ich im Schacht stehe, werden Sie dabei sein. Ich werde Sie bitten, mir den Befehl zu erteilen. Sie werden mich anweisen, dem Universum den Rest zu geben.« Er sank zurück und verlor wieder das Bewußtsein, aber die Instrumente zeigten diesmal an, daß das eher ein normaler Schlaf war.

Nautilus – Oberfläche, später an diesem Tag
    Mavra Tschang ging im großen Empfangsraum, wo sie fast den ganzen Nachmittag und einen großen Teil des Abends verbracht hatte, mit grimmiger, unglücklicher Miene hin und her.
    Marquoz watschelte um die Ecke, blieb stehen, gähnte und starrte sie einige Augenblicke an.
    »Wissen Sie, Sie sollten sich wirklich ausruhen und einen Bissen essen. Sie dürfen nicht mehr essen wie ein Vogel. Sie sind jetzt eine Rhone und brauchen sehr viel Energie.«
    Mavra blieb stehen und sah ihn kurz an. Sie war müde und bleich; ihr Gesicht wirkte angespannt. Sie schien in den letzten Tagen zehn Jahre gealtert zu sein.
    »Vielleicht haben Sie recht«, sagte sie heiser. »Ich weiß nicht – das liegt wohl an all den Vorkommnissen. Alles hat sich verändert. Obie ist fort, obwohl wir hier noch bequem auf ihm sitzen; das Universum geht zugrunde – haben Sie sich wirklich überlegt, daß wir mit dem, was wir tun wollen, alles zerstören, was wir kennen? Und ich, nun, ich sitze fest in einer Nachbildung des alten Schacht-Körpers meiner Vorfahrin, aber ich empfinde nicht wie eine Rhone. Wissen Sie, wie das ist, wenn man sich nach einem Roastbeef oder dergleichen sehnt und erkennt, daß man nur Laub und Gras verdauen kann?«
    »Sie tun sich nur selbst leid«, erwiderte der kleine Drache. »Ich weiß, wie das ist – aber nach allem, was ich weiß, paßt das nicht zu Ihnen. Ich habe gehört, daß Sie auf der Schacht-Welt in einen Krüppel ohne Hände verwandelt worden sind, und trotzdem haben Sie das überwunden und Ortega und alle anderen bei ihrem eigenen Spiel geschlagen. Was hat Sie so verändert?«
    Sie dachte nach.
    »Ach, ich weiß nicht. Vielleicht werde ich alt. Vielleicht bin ich in den Jahren mit Obie einfach dick und behäbig geworden.«
    Zigeuner räusperte sich, und sie drehten sich um.
    »Sie wissen, woran es liegt, wenn Sie es sich nur eingestehen«, sagte er.
    Mavra sah ihn nur fragend an.
    »Sie sind diesmal nicht der Chef«, sagte Zigeuner. »Sie führen nicht das Kommando, haben nicht einmal etwas zu sagen. Eine Rhone zu sein, hat Sie bei dem Entführungsversuch nicht gestört, weil Sie da zu befehlen hatten. Aber das ist nicht mehr der Fall. Sie sind nicht einmal ein vollberechtigter Partner. Bei Obie waren sie es nur, wann und weil er es ihnen erlaubte. Jetzt liegt alles in den Händen eines kleinen Mannes, den Sie nicht einmal kennen. Selbst auf der Schacht-Welt hat man Sie allein gelassen; Sie waren Herrin Ihres eigenen Schicksals. Jetzt sind Sie es nicht mehr. Das nagt an Ihnen. Sie müssen immer der General sein oder sich das wenigstens einbilden können.«
    Sie ärgerte sich, weil sie im Inneren wußte, daß er recht hatte.
    »Wer sind Sie, Zigeuner?« fragte sie. »Woher kommen Sie?«
    Er lächelte.
    »Ich könnte Ihnen einen langen Lebenslauf erzählen, aber auch dann wüßten Sie nicht, ob ich die Wahrheit sage. Was spielt das für eine Rolle? Keiner von uns kennt die

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