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Sechseckwelt 04 - Rückkehr auf die Sechseck-Welt

Titel: Sechseckwelt 04 - Rückkehr auf die Sechseck-Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack L. Chalker
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anderen wirklich. Nehmen Sie Marquoz. Weshalb verläßt ein Mann sein Volk, lebt und arbeitet völlig abgeschnitten von der Umwelt und der Kultur, in die er hineingeboren wurde? Ich bin der Mann, der an jedem schäbigen Raumflughafen die Leute ausnahm, nie einen übers Ohr haute, der das nicht insgeheim wollte, aber alle, die es darauf anlegten. Ich bin derjenige, der nicht paßt, der Außenseiter, der einen Weg zum Überleben gefunden hat und das genießt. Frachterkapitäne sind ähnlich, glaube ich, ebenso Diebe und Geheimagenten und derlei Leute. Bei Marquoz bin ich mir nicht sicher, aber er ist ganz entschieden auch ein Außenseiter. Sie sind es. Die Besatzung hier – mehr oder weniger sind es alle. Deshalb sind wir hier und die da draußen.« Sein Ton wurde grimmig. »Deshalb überleben wir – und die nicht.«
    Es blieb lange still.
    »Ich glaube, ich gehe hinaus und fresse den Rasen ab oder sonst etwas«, sagte Mavra schließlich. »Es wird langsam Zeit, daß wir an die Arbeit gehen.«
    Als sie in die große Halle zurückkam, stieß sie auf Nathan Brazil. Die Schneiderwerkstatt hatte ein schwarzes Pulloverhemd und Shorts gefunden, die ihm paßten, und ein Paar Plastiksandalen dazu. Seine Haare waren kurzgeschoren, und er war glattrasiert, nicht groß, höchstens 1,70 m, zierlich und mager, trotz kräftiger Schultern und starker, sehniger Arme.
    Er sah sie an, nickte und lächelte schwach.
    »Wie geht es, Urenkelin?« grüßte er leichthin.
    »Ich lebe noch«, erwiderte sie kalt. Obie hatte in dieser Beziehung recht gehabt; sie waren einander zu ähnlich, um sich wohl zu fühlen, wenn sie beieinander waren.
    »Überleben ist alles, wozu wir imstande sind«, gab er zurück. »Ich habe eine kleine Sitzung anberaumt, die anderen werden gleich kommen. Der Mangel an Material behindert mich sehr. Alles steckte in Obie. Wann sind Sie auf der Schacht-Welt gewesen?«
    »Vor über siebenhundert Jahren«, erwiderte sie. »Wir haben dort gelegentlich ein wenig Ausschau gehalten, aber das war vor allem Obies Sache. Es ging ganz leicht. Zumeist hörten wir nur Sendungen ab. Ortega und Doktor Zinder hatten beide Sender, die uns erreichen konnten, aber Obie benützte sie nie. Wir waren von der Kom-Polizei angeblich zerstört worden. Obie fand, es sei für alle besser, wenn man ihn für tot hielt. Ich mag die Welt nicht, kannte Zinder kaum und bin Ortega nie begegnet – obwohl ich weniger Grund hatte, ihn zu mögen, als jeder andere.«
    Brazil lächelte.
    »Noch immer böse auf den alten Halunken? Ich dachte, Sie wären sich inzwischen klar darüber, daß Sie an seiner Stelle genau so mit ihm verfahren wären, wie er mit Ihnen. Ich würde dem alten Knaben aber nie unterstellen, daß er ein Gewissen besitzt.«
    »Sie kennen Ortega?« fragte sie erstaunt.
    Er nickte.
    »Gewiß. Hab' schon allerhand mit ihm erlebt. Er war das letztemal auf der Schacht-Welt, als ich mich dort aufhielt – zuerst mein Empfangskomitee, später dann mein Gegenspieler. Da hätte er schon tot sein sollen, aber auf irgendeine Weise muß er überlebt haben.«
    »Irgendein magischer Zauber, wie ich hörte. Aber er ist Gefangener in Zone, obwohl er dort das Kommando führt.«
    »Dann ist er sicher noch dort und hat noch mehr zu sagen«, stellte Brazil fest. »Das kann gut sein, oder es ist eine Katastrophe, und ich kann vorher nicht wissen, was. Verdammt! Das Schlimmste am Verlust von Obie ist, daß wir da völlig blind hineinfliegen. Ich werde von den Bedingungen auf der Schacht-Welt nichts wissen, bis ich dort bin. Ein echtes Kriegsspiel. Das habe ich nie gemocht.«
    »Kriegsspiel?«
    »Schach. Kennen Sie das Spiel? Nur sitzen die Gegenspieler Rücken an Rücken am Brett, und ein Schiedsrichter sagt einem, daß der Gegner einen zulässigen Zug getan hat. Aus den unzulässigen muß man entnehmen, wo die Figuren des Gegners stehen. Und wir haben hier keinen Unparteiischen.«
    »Das klingt ganz so, als müßten wir auf der Schacht-Welt wieder einen Krieg ausfechten«, sagte sie ein wenig verwirrt. »Ich bin nicht sicher, daß ich mich hier schon auskenne.«
    »Vermutlich wird es so sein«, sagte er und hob den Kopf. »Da kommen die anderen drei. Wenn alle es sich bequem machen, will ich erklären, worum es geht.«
     
     
    »Zuerst wollen wir unsere eigene Lage genau festlegen«, begann Brazil. »Erstens muß ich von einem Sechseck im Süden der südlichen Halbkugel zu einer Avenue, einem Zugang zum Schacht der Seelen am Äquator. Der kürzeste Weg

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