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Sechseckwelt 05 - Dämmerung auf der Sechseck-Welt

Titel: Sechseckwelt 05 - Dämmerung auf der Sechseck-Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack L. Chalker
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Teil«, meinte er nachdenklich. »Ich wette, wenn wir jetzt zu allen unseren Leuten gehen würden, die ausschließlich Freiwillige sind, wohlgemerkt, würden wir dasselbe Gefühl erleben, das ich auch habe. Ein Gefühl, etwas Wichtiges, ja Entscheidendes zu leisten. In jedem Zeitalter, in jeder Rasse kommt es wohl vor, daß einige wenige sich in einer solchen Lage befinden. Sie glauben an das, was sie tun, und an die Richtigkeit ihrer Sache. Es ist wichtig. Deshalb erzählt man die Geschichten immer noch und ehrt das Andenken an solche Leute und Taten, obwohl das, wofür sie sich eingesetzt haben, in manchen Fällen sogar ihre ganzen Welten, längst tot und vergangen sind, ihre Rassen Staub wurden. Aber Sie sind nicht in einer ausweglosen Lage, Marquoz. Sie haben sich selbst hineinbegeben, obwohl Sie Abstand hätten halten und Gewinn erzielen können.«
    »Genau das habe ich mein ganzes Leben lang getan«, erwiderte der Hakazit. »Ich paßte nie in meine Chugach-Gesellschaft hinein. Ich war der Außenseiter, der Unangepaßte. Meine Familie war reich, angesehen und ohne echte Verantwortung, so daß ich nie zu irgend etwas gezwungen war. Ich studierte, ich las, ich befaßte mich mit Dingen außerhalb der Chugach-Welt. Ich wollte das Universum sehen, während der Großteil meiner Rasse nicht einmal die nächste Stadt kennenlernen wollte. Ich war wohl der absolute Hedonist, nehme ich an – alles, was ich wollte, und ohne Kosten für mich. Ich haßte das. Immer ich, ich, ich – die meisten Leute behaupten, ja, so wollten sie es. Ich kann nicht behaupten, ich hätte meinen Glauben verloren, weil ich nämlich von Anfang an keinen hatte. Im Universum stand es eben so, daß die Leute mit der Macht die anderen unterdrückten. Und wenn die anderen sie durch Revolution oder Reform plötzlich erhielten, gingen sie her und unterdrückten wieder andere oder bekämpften sich gegenseitig, um in den Besitz der ganzen Macht zu gelangen. Mit Hilfe von Religion hielt man das Volk nieder. Ich habe noch nie erlebt, daß ein Gott für irgend jemanden irgend etwas getan hätte, und die meisten Religionen aller Rassen, die ich kannte, waren gute Ausreden für Krieg, Massenmord und die Erhaltung korrupter Macht. Politik war dasselbe, unter einem anderen Namen. Ideologie. Die größten Sozialrevolutionäre verwandelten sich in absolute Herrscher, sobald sie ihre Machtposition gefestigt hatten. Nur die Technologie brachte Verbesserungen, und selbst sie wurde gelenkt von den Machthabern, die sie für ihre eigenen Zwecke benützten. Und was, wenn jedermann reich wurde und niemand mehr zu arbeiten brauchte? Dann hatte man einen Haufen fetter, reicher, nicht mehr entwicklungsfähiger Klötze vor sich.«
    Ortega grinste über den Zynismus seines Gegenübers. Es war der erste, der den seinen weit übertraf.
    »Keine Romanzen in Ihrem Leben?« fragte er.
    Der andere seufzte.
    »Nein, eigentlich nicht. Ich habe mich von anderen nie körperlich besonders angezogen gefühlt. Die Chugach sind in einem gewissen Sinn romantisch, ja; sie sitzen herum, saufen, prahlen mit ihren Klans, singen Lieder und erfinden Tänze. Aber ich persönlich, nein. Ich habe meinesgleichen nie sehr gemocht. Auch ein Haufen von fetten, reichen, faulen Klötzen. Wissen Sie, es gibt auf vielen Welten Geschichten über Leute, die als Säuglinge in der Wildnis verlorengingen und von Tieren aufgezogen wurden. Sie kommen heraus und denken und handeln wie Tiere. Es steckt mehr dahinter als die äußere Form. Äußerlich war ich ein Chugach, ja, und innerlich… etwas anderes. Fremdes.«
    »Fremdes?« sagte Ortega und zog die Brauen hoch. »Wie das?«
    Marquoz wählte seine Worte mit Bedacht.
    »Ich bin einmal ein paar Kom-Menschen begegnet, die Männer waren, innerlich aber fest davon überzeugt, sie seien in Wahrheit Frauen. Sie wollten sich behandeln lassen und auch biologisch Frauen werden. Vielleicht war das psychologisch bedingt, vielleicht durch Hormone, was weiß ich – aber es hatte eigentlich nichts Sexuelles an sich. Die beiden Männer liebten einander und wollten doch beide Frauen werden. Verrückt, nicht? Ich identifizierte mich aber mit ihnen, einfach deshalb, weil ich ein fremdes Wesen im Körper eines Chugach war. Aber für mich gab es keine Operation – so einfach war das nicht. Der Fremde im Körper eines Chugach saß dort in der Falle. Ich fühlte nicht wie ein Chugach, handelte nicht wie einer, dachte nicht einmal wie einer. Ich kam mir mitten unter meinen eigenen

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