Sechseckwelt 05 - Dämmerung auf der Sechseck-Welt
Schiff viel erkennen zu können, aber dem Rauch nach zu schließen, fuhr es ihnen eindeutig entgegen.
»Immer auf Kurs bleiben«, befahl er. »Wir scheinen sie zu passieren, so daß alles, was aus dem Rahmen fällt, Verdacht erregen würde – und wir sind in einem Hochtech-Hex, vergeßt das nicht. Einfach das Übliche. Henny kann wie gewohnt auftreten.« Er ging zu einem der Sprachtrichter, blies hinein und rief: »Henny, komm sofort rauf! Wir erhalten Gesellschaft!«
Bis der große Frachter deutlich zu erkennen war, stand Henny auf Deck und war bereit, obwohl sie nicht wenig schimpfte. Nach ihrer Wache hatte sie sich unter Deck gerade in ihrem Wasserbecken niedergelassen, als der Ruf gekommen war.
Sie war ein riesiges Wesen. Fettwülste hingen nicht nur von ihrem mächtigen braunen Körper, sondern auch von ihrem Gesicht herab, soweit ein solches vorhanden war. Aus der Masse guckten zwei winzig kleine schwarze Augen, und man mußte genau hinsehen, um die ebenso windige schwarze Knopfnase zu finden und zu bemerken, daß einer der Wülste in Wahrheit ein enorm breiter Mund war. Aus ihrem Rücken ragten scharfe Flossen, und sie zog sich mit zwei gigantischen vorderen Schwimmflossen vorwärts, die aus einer Anzahl langer, flacher Greiffinger bestanden – zwei Reihen, um genau zu sein. Sie war das einzige Wesen seiner Bekanntschaft, das sechs Finger und sechs opponierende lange, flache Daumen besaß. Wieder einmal sagte er sich, daß Henny dem Ausdruck ›häßlich‹ einen neuen Sinn verlieh, obwohl sie behauptete, zu Hause in Achrin gelte sie als echte Schönheit. Er hatte keine Möglichkeit, die Wahrheit dieser Behauptung nachzuprüfen.
Sie schaute hinaus, und er wußte, daß ihre schwachen Augen unterstützt wurden durch eine Art angeborenen inneren Sonars, das sowohl in der Luft wie im Wasser wirksam war.
»Scheint was Übliches zu sein«, meinte sie.
Er nickte.
»Mag sein, aber zur Zeit sind alle Begegnungen eine Gefahr. Das weißt du.«
»Signale, Sir!« rief Torry. »Ich lese sie als ›WELCHES SCHIFF UND WOHIN UNTERWEGS?‹«
Brazil wandte sich an die Frau, die immer noch geduldig wartete.
»Lena, geh an den Blinker«, befahl er, dann setzte er sich auf das Dach des Ruderhauses, was ihn vor den Blicken Neugieriger auf dem herankommenden Schiff schützte, obwohl er weiterhin die Lage überblicken konnte.
Die Frau ging hinaus und schaltete die Lampe ein. Sie sah ihn erwartungsvoll an.
»Folgendes Signal«, sagte er. »›Windbreaker‹, Schiffsregister Achrin, unterwegs nach Betared.«
Sie betätigte den Signalhebel und gab die Nachricht weiter.
»Füg hinzu ›WER SEID IHR?‹«
Das ging ganz rasch, weil es sich um ein Kurzsignal handelte.
»›Königin von Chandur‹«, gab Torry an Brazil weiter. »Unterwegs nach Makiem.« Er erstarrte. »Ich glaube, es sind Truppen an Bord.«
Brazil nickte.
»War zu erwarten. Spezialtruppen und Kriegsmaterial. Am liebsten würde ich das Ding versenken, aber das ist, als wollte eine Mücke einen Riesen töten.«
»Ich könnte vielleicht etwas machen«, erklärte Henny.
»Die Mowrey sind nicht sehr freundlich, aber auch nicht sehr beweglich. Ich könnte eine Nachricht an unsere Leute schicken, um sie, sagen wir, in Kzuco versenken zu lassen.«
Er schüttelte den Kopf.
»Nein. Zu riskant. Das braucht sich nur herumzusprechen, und sie werden alles unternehmen, um uns zu versenken, selbst wenn sie nicht vermuten, daß ich hier bin. Laß nur. Es spielt ohnehin keine Rolle.«
Sie sah ihn an.
»Aber die Fracht auf dem Schiff könnte ein paar tausend Leute das Leben kosten, vielleicht sogar unseren.«
Er zog die Schultern hoch.
»Henny, man verlangt von mir, daß ich ein paar Billionen den Garaus mache, vielleicht noch mehr.« Er beließ es dabei.
»Sie haben ihre Ferngläser auf uns gerichtet«, meldete Torry. »Ich weiß nicht, mir gefällt das nicht. Wir haben zu viele von Ihrer Art an Bord. Sie werden das weitergeben.« Er zuckte wieder mit den Achseln.
»Was können sie schon sagen? Lassen Sie sie das nur tun, Torry. In Jucapel findet ohnehin der Tausch statt. Da bin ich lange fort.«
»Ja, aber wir nicht«, meinte Henny trocken.
Sie warteten, bis das Schiff steuerbord vorbeigefahren und am fernen Horizont verschwunden war.
Endlich fühlte er sich so sicher, daß er aufstehen und sich recken konnte.
»Macht euch nicht so viel Sorgen«, sagte er. »Sie suchen mich, nicht euch. Das Schiff läuft legitim auf deinen Namen, Henny, und die Menschen an
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