Sechseckwelt 05 - Dämmerung auf der Sechseck-Welt
gehabt hatten. Wären sie auf die Hauptstreitmacht des Rates gestoßen, die oben in Godidal massiert und organisiert wurde, hätte man sie niedergemetzelt. Und Sangh mußte inzwischen erkannt haben, daß man ihn übertölpelt hatte. Seine Truppen würden verlegt werden müssen, und sie konnten so rasch vorrücken wie Marquoz mit den seinen. Es war besser, wenn er als erster loszog.
Was Zigeuner Brazil anging – wie Marquoz ihn im stillen jetzt nannte –, so hatte er sich zusammen mit den menschlichen Neuzugängen ganz im Hintergrund gehalten, und sie hatten nur wenig miteinander gesprochen. Eigentlich enttäuschend; er wollte dem Mann so viele Fragen stellen, konnte es aber einfach nicht tun, nicht hier in dieser Umgebung, wo ein Ausrutscher, daß er nicht Brazil war, alles gefährden konnte. Marquoz hoffte, es würde später, wenn die beiden Armeen sich vereinigt hatten, besser werden.
Die anderen brauchten drei Tage, um zu ihm zu gelangen. Er konnte sehen, daß sie von der Verwüstung entsetzt waren, aber das hatte sich jetzt beruhigt. Die meisten der Frösche hatten Zuflucht im Meer gesucht, und alles, was man mitnehmen konnte, war geplündert. Mavra und Asam sahen gut aus, wirkten aber beim Anblick Tausender von Kampfechsen nicht wenig nervös.
Er konnte nur die Schultern hochziehen.
»Sie sind von Natur aus Tötungsmaschinen und hatten bis jetzt keine Gelegenheit, sich auszutoben. Man kann es ihnen im Grunde nicht verdenken.«
Sie gingen dorthin, wo die Dillianer ihr Kommandozelt aufgestellt hatten, und machten es sich bequem.
»Wo ist – äh – Brazil?« fragte Mavra.
»Ach, der wird gleich kommen«, versicherte Marquoz. »Ich habe Nachricht in sein Lager geschickt. Er ist fern der Kampfzone gut geschützt gewesen und war nicht einsam. Er hat achtzehn menschliche Frauen bei sich, die ihn für Gott halten und buchstäblich alles tun, was er verlangt.«
Sie lachte leise, aber ohne Humor, und dachte nicht nur an die ungeheuren Zerstörungen ringsum, sondern auch an den kostspieligen Kampf, den sie hinter sich hatten, an die vielen Toten und Verwundeten. So viel Blutvergießen… und Zigeuner amüsierte sich. Sie mußte das aussprechen.
»Nehmen Sie es ihm nicht übel«, sagte Marquoz. » Er spielt schließlich eine Rolle. Er tut, was Brazil tun würde, und wir behandeln ihn genauso. Vergessen Sie auch nicht, daß er sich zur Zielscheibe gemacht hat.«
»Das ist richtig«, bestätigte Asam. »Alle Truppen suchen ihn. Ich wette, daß er keine Nacht ruhig geschlafen hat, seitdem er bei Ihnen ist.«
Sie wollte noch etwas sagen, als der Gegenstand ihres Gesprächs hereinkam. Er war ein kleiner Mann, wirkte durch die Größe der anderen im Zelt noch kleiner und schaute sich nervös um.
»Ich komme mir vor wie ein Zwerg«, sagte er. »Mann, das kann einem einen Minderwertigkeitkomplex eintragen.«
Sie lachten alle leise, und er atmete auf in dem Gefühl, das Eis gebrochen zu haben.
»Okay, ich finde, wir sollten im Morgengrauen abrücken«, fuhr er fort. »Die Parmiter sind keine wirkliche Bedrohung. Ärgere Piraten werdet ihr nicht kennenlernen, obwohl sie wie üblich reagieren werden. Ein Heer von unserer Größe werden sie nicht angreifen. Sie sind keine Helden. Wie gewohnt, sichern sie sich gegen alle Seiten ab.«
»Ich entsinne mich«, sagte Mavra trocken. »Einer von den kleinen Halunken hat vor langer Zeit in Glathriel versucht, mich zu entführen oder umzubringen.«
Zigeuner Brazil ging nicht darauf ein.
»Na, dort sind wir vor Luftangriffen ziemlich sicher, weil die Cebu das Risiko nicht eingehen werden, in unsere Laserabwehr zu geraten, die dort funktioniert.«
Asam nickte.
»Der Plan ist mir klar, aber er gefällt mir nicht. Bei einem langsamen Marsch sind wir deutliche Zielscheiben.«
»Das sollen wir auch sein«, rief er ihnen ins Gedächtnis zurück. »Ich vermute, daß Sangh sein Heer dazu benützen wird, die Yaxa-Harbigor-Avenue zu bewachen. Es wird einfach für ihn sein, nach Lamotien hinaufzugehen und mit seiner Streitmacht und den Yaxa uns fernzuhalten.«
»Aber da sind die Truppen, die gerade im Westen gelandet sind«, warf Marquoz ein. »Sie sind schon unterwegs.«
Er nickte.
»Ja, und das ist das Problem. Da kommt der Augenblick, in dem wir es entweder schaffen oder nicht. Sie sollen die Ellerbanta-Verion-Avenue bewachen und blockieren. Wenn sie auf Nummer Sicher gehen und sich dort verschanzen, wird es problematisch für uns. Aber wenn sie beschließen, vorzustoßen, um
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