Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Sechseckwelt 05 - Dämmerung auf der Sechseck-Welt

Titel: Sechseckwelt 05 - Dämmerung auf der Sechseck-Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack L. Chalker
Vom Netzwerk:
uns den Garaus zu machen, wenn sie uns in die Zange nehmen, dann haben wir Erfolg. Darauf läuft alles hinaus. Darauf und auf ein bißchen Glück mit Nathan Brazil.«
     
     
    Zigeuner Brazil schaffte das wenige an Habe, was er mitführte, zu den Dillianern und erklärte, abgesehen von Marquoz fühlte er sich bei ihnen ein wenig besser und sicherer als vorher bei den Hakazit.
    Die meiste Zeit und vor allem auf dem Marsch verhielten sie sich steif und korrekt, wie es ihm als Brazil gebührte. Die Truppen fühlten sich geehrt, ihn dabeizuhaben. Vor allem für die Dillia-Truppen war das eine Art moralischer Aufrüstung, weil sie bis dahin nach der Löschung des Rachedurstes im Kampf mehr oder weniger nur ihre Pflicht getan hatten. Nun hatten sie das Gefühl, daß ihnen etwas Heiliges anvertraut worden war, und sie gedachten ihn nicht im Stich zu lassen.
    Aber an den Abenden, wenn sie ihr Lager aufschlugen und zu schlafen versuchten, fand er sich manchmal allein mit Mavra Tschang.
    Bei einer solchen Gelegenheit erklärte er: »Sie mögen Nathan Brazil nicht sehr, wie, Mavra? Ich merke das. Jedesmal, wenn Sie den Namen aussprechen, hört er sich an wie ein ganz erbärmliches Fluchwort.«
    Sie lächelte schwach.
    »Weshalb sollte ich ihn besonders mögen? Was hat er für mich je getan?«
    Seine Brauen stiegen hoch.
    »So, wie ich es gehört habe, hat er Sie vor einem schlimmeren Schicksal als dem Tod bewahrt, als Ihre Welt in den Kom-Bereich übernommen wurde, und er behielt Sie von da an stets im Auge.«
    »Schönes Auge!« schnaubte sie. »Er hat nicht wirklich Zuneigung für mich empfunden. Das war in erster Linie eine Gefälligkeit um alter Zeiten willen für meine Großeltern. Wenn ich ihm wirklich wichtig gewesen wäre, warum hat er mich dann Makki Tschang überlassen?«
    Er zog die Schultern hoch.
    »Vielleicht wußte er nicht, was er mit Ihnen machen sollte. Er dachte wohl, daß eine Frau, die schon neun Kinder gehabt hatte, alle erwachsen, besser wußte, wie man Sie aufziehen mußte.«
    »Und als Makki von der Polizei gefaßt wurde und ich im Schmutz ganz allein als Bettlerin leben mußte, um später zur Hure zu werden – da hat er mir freilich geholfen!«
    »Sie haben sich gar nicht so schlecht herausgemacht«, stellte er fest. »Das hat Sie für ihr künftiges Leben auf jeden Fall gehärtet. Sie sind völlig unabhängig geworden, geistig blitzschnell reagierend, gefährlich sogar – aber auf gute Art und Weise.«
    »Das habe ich aber nicht eigentlich ihm zu verdanken«, gab sie zurück. »Das war meine eigene Leistung.«
    »Was hätte er denn für Sie tun sollen? Er kannte Sie nicht, kannte, glaube ich, nicht einmal Ihre Eltern. Also nimmt er Sie und zieht Sie selbst auf. Und was dann? Sollte er Sie an einen reichen Kerl verheiraten? Mavra, er war Ihnen nichts schuldig. Woran hapert es denn?«
    Sie dachte darüber nach. Woran haperte es wirklich? An Brazils Stelle, gebeten, das Kind von Kindern alter Freunde zu übernehmen, hätte sie das natürlich getan. Aber was hätte sie mit dem Kind angefangen? Es selbst aufgezogen? Doch wohl kaum. Das hätte sie behindert, ihre Lebensweise verändert, sie zu sehr beengt. Sie war nicht einmal jetzt richtig dafür geeignet, ein Kind aufzuziehen.
    »Ich… ich hasse ihn eigentlich gar nicht«, sagte sie beinahe so, als wolle sie sich entschuldigen. »Ich bin wohl von widerstreitenden Gefühlen erfüllt, was ihn angeht. Ich war ihm einmal sehr zugetan, aber das hat sich im Laufe der Jahre geändert. Ich kann es nicht erklären.«
    »Und wenn Sie es sich nicht selbst erklären können, dann kann ich es Ihnen auch nicht klarmachen«, meinte er. »Früher oder später werden Sie schon dahinterkommen, wenn Sie genau in sich hineinsehen. Und wenn Sie es tun, falls Sie es tun, könnten Sie sich überlegen, daß das doch etwas sein könnte, woran er nie gedacht hätte.«
    Sie sah ihn seltsam an.
    »Möchten Sie mir das erklären?«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Nicht ich. Aber ich glaube, Ihr ganzes Leben ist eine Suche nach etwas gewesen, das Sie nie erkannt haben – und wenn Sie es erkennen, könnten Sie es finden. Bis dahin wollen wir das Thema wechseln. Schon eine Nachricht von Dahir?«
    Sie nickte.
    »Ja. Sie ziehen sich zurück. Freier Durchzug. Sieht aber nach Anweisungen von oben aus. Sie wollen das nicht, soviel ist klar, so daß es Schwierigkeiten geben könnte, und das macht mich nervös. In Dahir gibt es Zauberei, wissen Sie?«
    Er nickte.
    »Ist mir durchaus klar. Es

Weitere Kostenlose Bücher