Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Sechseckwelt 05 - Dämmerung auf der Sechseck-Welt

Titel: Sechseckwelt 05 - Dämmerung auf der Sechseck-Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack L. Chalker
Vom Netzwerk:
es, Harmonie-City vorzuführen, wie sie genannt wurde. Er wies auf den Springbrunnen der Demokratie, den Volks-Kongreß, die Promenade ›Frieden und Freiheit‹ und dergleichen mehr. Marquoz nickte nur und schaute sich um. Auf irgendeine Weise kam ihm das alles nur zu vertraut vor, als ein Widerhall jeder Diktatur, in der er sich schon aufgehalten hatte. Von einer Welt kommend, die nicht einmal eine Zentralregierung besaß und trotzdem seit Jahrtausenden keinen größeren Krieg erlebt hatte, mußte man das als krassen Gegensatz empfinden. Dabei hatte er lange Jahre im ›menschlichen‹ Kom-Bereich verbracht, wo Diktatur die Regel war und die Dinge nicht viel anders zu stehen schienen.
    Sie machten sich schließlich auf den Weg zu einem riesigen palastartigen Bauwerk in der Höhlenwand, die Höhle und Stadtsilhouette beherrschte. Der Sitz der Regierung, vermutete er, wahrscheinlich für das ganze Hex. Schließlich hielt er es nicht länger aus.
    »Wo ist der Feind?« fragte er Zhart.
    Der andere blieb stehen, drehte sich herum und sah ihn ein wenig verwirrt an. »Was meinen Sie damit?« fragte er, nicht argwöhnisch, sondern nur verwirrt.
    Marquoz umfaßte mit einer Geste des mächtigen Armes die ganze Stadt.
    »Das alles hier. Die Militarisierung des Volkes, die Wildheit der Rasse. Das deutet doch alles auf einen wahrhaft bösartigen Feind hin. Ich wollte nur wissen, wer oder was.«
    »Es gibt keinen Feind«, erwiderte Zhart ein wenig sehnsüchtig. »Überhaupt keinen Feind. Früher, ja – vor langer, langer Zeit, vielleicht vor Tausenden von Jahren. Sie können einmal das Museum der Hakazit-Kultur besuchen und die Dioramas und Schaustücke darüber besichtigen. Aber jetzt gibt es nicht mehr viel. Niemand aus den Hexagons der Umgebung könnte die Strahlung am Tag überleben, und die Leute wären nicht imstande, sich mit uns anzulegen, selbst wenn es einen Grund gäbe.« Er zuckte mit den Achseln, als sie zum Palast weitergingen.
    Das war es natürlich, wie Marquoz begriff: ein Kriegervolk, geschaffen für einen Alptraum-Planeten, den es hier besiegt hatte, womit bewiesen war, daß man es draußen im wirklichen Universum schaffen konnte. Aber das war während des Experiments der Markovier gewesen; niemand wußte, vor wie vielen Jahrmillionen, jetzt dahin und verschwunden, die Nachkommen gezüchtet für den Kampf, aber ohne einen Gegner.
    Das mußte zu einer fremdartigen, auf der Stelle tretenden Kultur führen, entschied er. Er begriff jetzt zum Beispiel, was für Vorführungen etwa im Volksstadion gezeigt werden mochten. Es war also eine starre Art von Diktatur notwendig geworden, um eine Bevölkerung im Zaum zu halten, die aus derart kraftvollen Todesmaschinen bestand – obwohl er sich fragte, wie irgendein Regime sich lange halten konnte, wenn das Volk wirklich einmal die Geduld verlor. Vielleicht waren die Bewohner an die Situation so gewöhnt, daß sie über die Alternativen nie nachdachten, überlegte er. Oder vielleicht wußten sie im Innersten, daß es nur einen Weg gab, um zu verhindern, daß alles in Blutbädern und Barbarei auseinanderfiel – wie es eines Tages unweigerlich doch geschehen mußte. Die Diktatur lebte von geborgter Zeit, aber das war die beste Rechtfertigung für eine Diktatur, an die er sich erinnern konnte.
    Der Palast wies überraschend wenige Bewohner auf. Er war von den Kom-Welten her darauf vorbereitet, eine riesige Bürokratie vorzufinden, aber in der Eingangshalle traten nur drei Beamte in Erscheinung, und er hatte den Eindruck, daß zwei von ihnen darauf warteten, zu irgend jemandem vorgelassen zu werden. Commander Zhart stellte ihn dem einen vor, der hierherzugehören schien, und wünschte ihm zum Abschied viel Glück.
    Der Beamte sah ihn eher kritisch an.
    »Neuzugang?« fragte er schließlich.
    Marquoz nickte.
    »Ja. In Ihrem schönen Land neu eingetroffen.«
    Der Beamte beachtete die Schmeichelei nicht.
    »Was sind Sie vorher gewesen?«
    »Ein Chugach«, erwiderte Marquoz. »Das besagt hier sehr wenig.«
    »Mehr, als Sie glauben«, gab der andere zurück. »Obwohl wir beide Hakazit sprechen, trage ich eine Dolmetscheranlage, die mir chirurgisch ins Gehirn eingepflanzt worden ist. Sie hat Ihren Ausdruck in einen mir bekannteren übertragen. Es ist da auch Telepathie beteiligt oder dergleichen, allerdings wäre es leichter, wenn Sie auch ein solches Gerät hätten. Ich habe einen Eindruck von dem Äußeren Ihres Volkes erhalten und erkenne es. Hier auf der Sechseck-Welt heißen

Weitere Kostenlose Bücher